Ungeimpfte Kinder nicht mit Babys besuchen?

vom 31.05.2015, 14:30 Uhr

In der Familie meines Freundes gibt der derzeit eine interessante Situation. Tante A ist gegen Impfungen und schickt ihren Sohn auf die Waldorfschule. Tante B hat ein Baby bekommen und dieses darf derzeit noch nicht geimpft werden, denn es ist noch zu jung und bekommt auch Medikamente. Nun ist es tatsächlich so, dass Tante B ganz klar gesagt hat, dass Tante A mit ihrem Mann sie besuchen darf um das Baby zu sehen, das Kind von Tante A aber ist unerwünscht und muss zu Hause bleiben.

Es könnte sich mit irgendwas infiziert haben und es auf das Baby übertragen und sie möchte nicht, dass das Baby Masern bekommt und dann an SSPE oder anderen Folgekrankheiten stirbt. Tante A ist über diese Reaktion komplett entsetzt und möchte nun selbst das Kind nicht besuchen. Dabei gilt das Versuchsverbot für ihren Jungen ja auch nur so lange, bis das Baby geimpft worden ist.

Könnt ihr verstehen das jemand mit einem frisch geborenen Baby nicht möchte, dass es von jemandem ohne Impfung besucht wird? Die Herdenimmunität ist dann einfach nicht mehr gegeben und ich hätte auch Sorge um das Baby. Wie hättet ihr reagiert? Wärt ihr beleidigt?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde das ein wenig übertrieben. Wird das Baby denn nicht gestillt? Denn wenn Tante B selbst geimpft ist und das Baby stillt, dann ist das Kind ja trotzdem irgendwie geschützt zumindest bis das Baby selbst geimpft werden kann. Ich finde so ein Verhalten total übertrieben und überängstlich und kann das nicht nachvollziehen. Außerdem macht sie mit solchen Ansagen ja die ganze Familie kaputt, was ich falsch finde.

» Esri » Beiträge: 485 » Talkpoints: -0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Darf das Baby auch nicht aus dem Haus? Wandern die Eltern des Kindes jedesmal unter eine Desinfektionsdusche und wechseln ihre gesamte Kleidung, wenn sie das Haus wieder betreten? Muss auch der Besuch so eine Prozedur überstehen? Man kann es auch übertreiben.

Klar muss die Familie mit dem älteren Kind nicht gerade zu Besuch kommen, wenn in der Umgebung Windpocken, Masern oder senst etwas grassiert. Aber so lange an der Waldorfschule keine Infektionen akut auftreten, gibt es doch auch kein Problem. Außerdem hilft Impfen dem Baby nun auch nur bedingt. Keuchhusten zum Beispiel wird wunderbar von geimpften Menschen auf nicht geimpfte übertragen. :whistle:

» cooper75 » Beiträge: 13428 » Talkpoints: 519,39 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Das ist zunächst einmal Entscheidung der Mutter, wer zum Baby darf und wer nicht, und dann ist es Angelegenheit der beiden Tanten untereinander.

Biologisch gesehen ist das natürlich Quatsch, denn das Baby kann sich auch beim Einkauf, beim Besuch durch die Tante, die ja ihr möglicherweise schon infiziertes und infektiöses Kind angefasst hat, oder jeden anderen angesteckt werden.

Natürlich erhöht es den Titer enorm, wenn die Infektionsquelle (das Kind) engen Kontakt zum Baby sucht, es im Arm halten will, es knuddelt, küsst oder sich zu ihm legt. Aber wie groß ist die Wahrscheinlichkeit? Gering, und wenn. Krankheiten, die durchgemacht werden, sind besser für das Immunsystem. Die Mehrarbeit für die Eltern des Babys steht biologisch hinten an.

» Tritonus » Beiträge: 134 » Talkpoints: 36,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Nur weil ich ein Baby mit zum Einkaufen nehme, steckt es sich nicht gleich mit allen möglichen Krankheiten an. Denn dort kommen andere Menschen dem Kind nicht so nah, wie ein Verwandter. Ich kann die junge Mutter da schon zum Teil verstehen. Denn selbst wenn noch keine akute Krankheit in der Schule des Neffen bekannt ist, kann er sie schon in sich tragen und dann auch entsprechend weiter geben.

Und es sind ja in den letzten Monaten nicht wenige Meldungen durch die Medien gegangen, wie viele Erkrankungen wegen Masern vorhanden waren. Dass man da Angst vor den Folgen hat, ist irgendwo auch menschlich.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich kann die Angst schon nachvollziehen. Vorsicht ist nun mal besser als Nachsicht. Es wäre doch auch richtig blöd für die Familie, wenn das Baby krank wird und dann die Schuld natürlich bei dem ungeimpften Cousin gesucht wird, beziehungsweise bei der Mutter. Da finde ich ein Besuchsverbot wesentlich einfacher und es geht ja auch vorbei.

Und wenn man grundsätzlich kein Verständnis für Impfgegner hat, ist so ein Besuchsverbot natürlich eine starke Message. Wenn man es unverantwortlich findet, wenn Kinder ohne guten Grund nicht geimpft werden und wenn man denkt, dass sie die Herdenimmunität nachhaltig schwächen, kann man nur so reagieren. Dann kann man so ein Kind doch gar nicht an sein Baby ranlassen.

Ich würde es nicht anders machen. Allein schon, um die Mutter zum Nachdenken anzuregen. Aber auch, weil es die einzig konsequente Handlung ist, wenn man für das Impfen ist und Wert auf Herdenimmunität legt. Dass es sich hierbei um einen Verwandten handelt, macht die Situation kompliziert für die Familie, aber wenn alle vernünftig miteinander reden, sollte das machbar sein.

Immerhin hat die Tante ihr Kind nicht geimpft, um es vor Impfschäden zu beschützen. Das Konzept, sein Kind vor Gefahren zu bewahren, auch wenn man andere damit vor den Kopf stößt oder sogar gefährdet, kennt sie also.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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