Modeljob als sinnloses Leben empfinden?

Mein Freund und ich hatten letztens Bekannte von uns zu Besuch und wir haben uns auch über das Finale von GNTM unterhalten, das letztens nachgeholt worden ist. Wir schauen die Sendung nicht, allerdings ist hat man sich in der Heute Show und auch in der Satiresendung Extra 3 darüber lustig gemacht und so sind wir natürlich auch darauf aufmerksam geworden.

Unsere Bekannte meinte dann, dass sie findet, dass der Modeljob sinnlos ist. Der Job hilft ja keinem und es wäre auch keine Begabung. Wenn sie sowas machen würde, dann würde sie auf ihr Leben zurückblicken und das Gefühl haben, dass sie es versaut hat, da sie einfach nur als Freizeitbeschäftigung für irgendwelche reichen Designer und Millionäre gedient hat.

Ich selbst fand das schon ein wenig gewagt, denn ein Job als Kosmetiker, als Künstler, Musiker oder ähnliches ist ja in dem Sinne auch nicht sinnvoll und sie hätte damit einen großen Berufsstamm diskriminiert. Wenn jetzt jemand den passenden Körper und Spaß am modeln hat, wüsste ich nicht was sich dagegen sagen lässt, denn das ist leicht verdientes Geld und viele Berufe in Deutschland sind eher mies bezahlt. Findet ihr dem Modelberuf auch sinnlos? Hättet ihr nach einem solchen Leben etwa auch den Eindruck, nichts erreicht zu haben?

Mich persönlich interessiert Modeln gar nicht. Aber wer daran Spaß hat, soll das ruhig machen. Die Sinnfrage stellt sich für mich nicht. Viele Berufe machen keinen Sinn, wenn man als einzigen Sinn den akzeptiert, dass der Beruf anderen helfen soll. Aber ein Beruf kann doch auch ganz andere Aspekte erfüllen.

Sicherlich erscheint es dann egoistisch, wenn man einen Job wählt, weil er Spaß macht und man viel reisen kann. Aber selbst dabei hat man doch einen Effekt auf andere Menschen. Ohne Werbung könnte sich kein Fernsehsender, keine Zeitung und keine Zeitschrift finanzieren. Und dabei sind doch wieder viele Medien dabei, die anderen helfen. Selbst die Apotheken-Rundschau druckt Werbung mit Models ab.

Und überhaupt ist das eine ganze Industriebranche, in der viele Menschen Jobs finden. Gut, ein Kabelträger vom Kameramann rettet auch keine Leben. Sein Job ist also auch sinnlos. Aber immerhin verdient er damit seinen Lebensunterhalt und kann Steuern zahlen.

Und außerdem kann man seinem Leben doch nicht nur über den Beruf Sinn geben. Wer mit dem Modeln richtig viel Geld verdient und damit Hilfskampagnen unterstützt oder gar selber gründet, hilft mehr als viele andere in "sinnvollen" Berufen, die aber nicht genug Geld verdienen, um darüber hinaus zu helfen.

Generell halte ich es für ziemlich überheblich, auf diese Weise andere Menschen zu beurteilen. Da fehlt ja nur noch das Ranking, welche Berufe denn noch sinnvoller sind als andere. Der Beruf des Zahnreinigers ist ja auch nicht so sinnvoll wie der des Herzchirurgen. Wollen wir da wirklich eine Messlatte anlegen?

Berufe in sinnvoll und weniger sinnvoll einzuteilen, das finde ich ziemlich gewagt und überheblich. Ein Job ist wie immer eine Sache von Angebot und Nachfrage. Gäbe es keine Nachfrage nach einer bestimmten Tätigkeit, bräuchte sie niemand anbieten.

Offensichtlich ist hier jedoch ein Bedarf gegeben. Jemand muss die Mode vorführen, die von einer riesigen Textil- und Modebranche hergestellt wird. Ein enormer Industriezweig mit Massen an Arbeitsplätzen auf der ganzen Welt.

Natürlich rettet ein Model keine Menschenleben, wie z.B. ein Arzt, pflegt keine Menschen, evakuiert keine brennenden Häuser oder tut sonst etwas "Gutes". Das Model hat bestimmte Fähigkeiten bzw. Eigenarten (Schönheit, bestimmte Maße usw.) und bietet diese gegen Entgelt an.
Nichts anderes macht ein Anwalt, Pilot oder eine Krankenschwester.

Warum sollte einer dieser Berufe weniger "wert" sein? Sie alle erfüllen in gewisser Weise einen Zweck in der Gesellschaft.

Ich denke nicht, dass man Berufe in sinnvoll oder nicht sinnvoll einteilen sollte. Ich meine, sicherlich ein Arzt beispielsweise rettet Leben, aber dann wäre ja alles, was ein anderer Beruf ist sinnlos, wenn man dies an oberster Stelle sieht. Eine solche Einstellung ist weltfremd.

Zudem denke ich auch nicht, dass ein Model ein leichtes Leben hat und das Geld leicht verdient. Gerade Shootings in kalten Gegenden mit fast keiner Kleidung oder der ständige Verzicht auf vernünftiges Essen, das ist nicht eben leicht für den Körper und sicherlich auch anstrengend. Zumal man ja nicht mal eben ein Bild macht und dann fertig ist.

Ich denke, dass jeder auf sich stolz sein sollte, egal was er macht. So lange ein Mensch Spaß bei seiner Arbeit hat, ist es doch egal, was der Mensch dann auch tatsächlich macht. Letztendlich muss man selber damit leben als was man arbeitet.

Models gehören in die gleiche Kategorie wie Schauspieler und Profisportler. Sie erfüllen einen Zweck in der Gesellschaft, indem sie für Unterhaltung sorgen. Das mag vielleicht für viele Leute nicht den gleichen Stellenwert haben als zum Beispiel ein Arzt, aber trotzdem erfüllen sie eine wichtige Aufgabe. Ohne Unterhaltung würde der Gesellschaft definitiv etwas fehlen.

Solange die Leute damit Geld verdienen und die Arbeit Spaß macht, ist der Job für die Leute auf jeden Fall nicht sinnlos. Problematisch ist nur, dass sie genauso wie Profisportler meist nur eine recht kurze Karriere haben. Und nicht jedes Model wird gleich zum Star und kann auch im höheren Alter durch Fernsehauftritte und Werbeverträge noch viel Geld verdienen.

Das heißt, dass ein Model den Job normalerweise eigentlich nur als Nebenerwerb ausüben kann und noch einen Hauptjob braucht, den sie nach dem Ende der Karriere weiter führen kann. Für ein Vollzeitmodel ist das natürlich nicht so einfach. Vermutlich werden viele Models versuchen, in der Branche unter zu kommen, so dass sich die Jobs möglichst gut kombinieren lassen.