Partner schneller vermissen, je öfters man ihn sieht?
Mir ist aufgefallen, dass ich meinen Partner schneller vermisse, je öfters ich ihn sehe. Immerhin ist es nun so, dass wir uns fast jeden Tag sehen, wobei es für mich schon ein unheimlich merkwürdiges Gefühl ist, sich einen Tag nicht zu sehen. Ich vermisse ihn dann schon direkt am gleichen Tag und am Abend ist es dann besonders schlimm, wenn ich alleine schlafen muss. Dabei kommt mir das manchmal auch selbst etwas albern vor, da wir uns dann eben nur einen Tag nicht sehen, ich ihn aber trotzdem schon vermisse.
Vor einiger Zeit war es aber noch normal für mich, meinen Partner auch eine oder gar zwei Wochen am Stück nicht zu sehen, wenn es aufgrund der Entfernung oder der Uni nicht möglich war. Da habe ich ihn dann natürlich auch vermisst, dann meistens aber auch erst nach etwa zwei oder drei Tagen und ich war dann meistens die ersten zwei Tage froh, Zeit für mich zu haben.
Ich denke, je öfters man sich sieht und je mehr Zeit man miteinander verbringt, desto mehr gewöhnt man sich an den anderen und ich bin es nun auch gewöhnt, meinen Partner jeden Tag zu sehen. Ist es einen Tag nicht so, dann ist es für mich gleich merkwürdig und ich vermisse ihn sofort. Vielleicht wäre es anders, wenn wir uns in nächster Zeit nicht so oft sehen würden, da ich ihn dann vielleicht auch wieder erst nach etwa drei Tagen vermissen würde.
Vermisst ihr euren Partner auch schneller, je öfters ihr ihn seht? Oder könnt ihr darin keinen Zusammenhang erkennen?
Ich habe bei mir selbst eine ähnliche Beobachtung machen können. Je häufiger ich meinen Freund sehe, desto häufiger kann ich auch Zeit mit ihm verbringen. So werden auch private Gespräche häufiger geführt und die Bindung wird inniger.
Sobald ich ihn aber nur noch alle paar Wochen sehen würde, würde wir uns wahrscheinlich langsam auseinander leben und ich würde ihn weniger vermissen. Eben weil wir den täglichen Austausch nicht gewöhnt wären. Man mag mich für "bescheuert" halten, aber selbst wenn ich in meiner Uni-Stadt bin unter der Woche (während der Vorlesungszeit) dann telefoniere ich jeden Abend mit ihm, meistens über eine Stunde, damit wir uns eben auf dem Laufenden halten können und uns eine Entfremdung nicht so leicht passieren kann.
Das kenne ich und ich hasse es richtig. Dazu habe ich zwei Geschichten.
Als ich damals erst ein paar Monate mit meinem Freund zusammen war, wurde er vom Jugendamt zu seinem Vater nach Berlin geschickt, weil er sich nicht mehr mit seiner Pflegefamilie verstanden hat und da raus wollte. Abgesehen davon, dass es mir natürlich das Herz gebrochen hat, waren die Besuchszeiten echt schrecklich bzw die Zeiten danach.
Man gewöhnt sich daran, dass er Wochenlang nicht da ist, und dann ist er für eine ganze Woche da und gewöhnt sich wieder an seine Anwesenheit. Und dann ist er wieder weg und ich habe ihn immer ganz schrecklich vermisst. Mir kamen sogar immer die Tränen und selbst meine Mutter, die nie irgendwelche Gefühlsregungen in meine Richtung abgibt, konnte nicht anders als mich zu umarmen.
Und das zweite ist: Da ich aus psychischen Gründen nicht arbeiten gehen kann, bin ich immer zu Hause. Und letztes Jahr war mein Freund (ja, derselbe) ständig mal in Arbeit, mal nicht. Und dieses ständige hin und her ging mir richtig an die Nieren. Als er einen neuen Job hatte, hab ich ihn schrecklich vermisst die erste Zeit.
Als ich mich dann daran gewöhnt habe, hat er dann doch wieder aufgehört und klebte mir wieder den ganzen Tag an der Backe. Dann streiten wir uns öfter als vorher, bis wir uns wieder daran gewöhnt haben, dass wir uns wieder den ganzen Tag sehen. Und dann war er wieder in Arbeit und die ganze Show ging von vorne los. So ging das über Monate! und wir haben uns in dem Jahr wahnsinnig viel gestritten, weil wir uns immer wieder um gewöhnen mussten. Es war sehr anstrengend.
Bei mir ist das so, dass wenn ich meinen Freund total oft sehe das ich ihn dann schnell vermisse wenn er mal nicht bei mir ist. Aber das liegt auch daran das wenn er die ganze Zeit da ist und du mit ihm zusammen warst, dass es einfach nur toll war und du nicht alleine bist. Und wenn er dann weg ist dann bist du alleine und fühlst dich miese weil er jetzt im Moment nicht da ist.
Mein Freund ist zum Beispiel jeden Tag da und wenn er dann kurz woanders ist oder einen Tag mal bei einem Kollegen schläft, dann vermisse ich ihn voll. Weil er ja die ganze Zeit bei mir war und dann kann ich immer voll schwer einschlafen, weil wir ja sonst immer zusammen eingeschlafen sind. Als ich immer in seinem Arm lag und das ist einfach nur ein wundervolles Gefühl so einzuschlafen. Und dann ist das schon eine gewisse Umstellung wenn du dann auf einmal wieder alleine einschlafen musst.
Auch, wenn es irgendwie unlogisch wirkt, so scheint dieses Phänomen tatsächlich normal zu sein und spricht für eine innige Bindung zu deinem Partner. Wenn du jemanden so richtig magst, wenn nicht gar liebst, so willst du immer mehr und immer öfter Zeit mit ihm verbringen und es kann gar nicht genug davon geben. Kaum ist er aus der Tür heraus, sehnst du ihn dir auch schon wieder zurück und kannst es gar nicht mehr erwarten, wann es das nächste Mal wieder soweit sein wird. Es erinnert an eine Art Sucht - im positiven Sinne.
Ist man daran gewöhnt, sich seltener zu sehen - eventuell, weil es auch anders nicht umsetzbar ist, so hat man sicherlich auch diese Sehnsüchte beim Abschied. Da man aber weiß, dass das nächste Treffen in etwas weiterer Ferne liegen wird, findet man sich damit ab und stellt sich auf diese Zeitabstände ein, sodass man seinen Alltag dennoch ohne den Partner meistert und auf das nächste Date wartet.
Wenn der Partner aber nun bereits einen großen Teil deines Alltags miterlebt und und mitgestaltet hat, so fällt es dir schwerer, jenen plötzlich ohne ihn zu meistern und wünscht ihn dir wieder herbei, damit ihr diese Momente wieder gemeinsam teilen könnt.
Die Erfahrung habe ich auch gemacht. In den Semesterferien sehe ich meinen Partner auch mal drei bis viermal die Woche. Wenn ich ihn dann auf einmal nur noch alle zwei Wochen sehen kann, nervt mich das schon tierisch. Ich fange dann auch nach zwei oder drei Tagen an ihn zu vermissen und werde unruhig und "quengelig", wenn er mir nicht schreibt oder nicht anruft.
Im Semester, wenn ich mich daran gewöhnt habe, ihn auch mal zwei Wochen gar nicht zu sehen, ist es mir zumindest unter der Woche auch relativ egal. Aber es dauert immer eine Weile, bis sich das so bei mir eingestellt hat, dass ich gut damit klar komme.
Eine Freundin von mir führt seit einem Jahr eine Fernbeziehung mit einer noch weiteren Entfernung als bei mir. Sie sieht ihren Freund nur noch alle 4 - 6 Wochen. Beide arbeiten in medizinischen Berufen, sodass es auch üblich ist, dass sie mal am Wochenende arbeiten müssen. Das macht regelmäßige Treffen noch schwerer.
Sie meinte, als sie sich das erste Mal einen Monat am Stück nicht gesehen haben, hat sie sich vor Kummer regelmäßig in den Schlaf geweint. Mittlerweile aber kommt sie auch gut damit klar, ihn 5-6 Wochen nicht zu Gesicht zu bekommen. Schlimmer wird es eben nur, wenn sie Urlaub haben und es gewohnt sind, sich zwei Wochen am Stück zu sehen. Dann geht die Sehnsucht wieder von vorne los, weil man sich so schnell an einander gewöhnt hat.
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