Russland testet neuartige Interkontinental rakete RS-24

vom 30.05.2007, 15:08 Uhr

Der Russlandgipfel ist vorbei und der Streit Russlands mit der NATO wegen des US Raketenabwehrschildes sowie wegen des KSE-Vertrages ist noch voll im Gange - und das kurz vor dem Treffen der G8-Staaten! Um dem ganzen noch ein i-Tüpfelchen aufzusetzen, testete Russland vor kurzem eine mögliche Weiterentwicklung der Topol-M Rakete, genannt RS-24.

Diese Rakete kann laut russischen Angaben mit Mehrfachsprengköpfen ausgerüstet werden und kann nur schwer abgefangen werden, da der Sprengkopf nach dem Start der Rakete in eine semiballistische Flugbahn übergeht. Bereits die Topol-M Rakete konnte damit aufwarten, was wenig verwunderlich ist, da diese bereits 1997 als Reaktion auf einen möglichen amerikanischen Raketenabwehrschild entwickelt wurde (um diesen zu umgehen). In NATO Kreisen heisst diese Rakete SS-27 Sickle-B. Die Rakete wurde im Raketenstartzentrum Plessezk nahe Archangelsk (Weißes Meer, nahe Finnland) abgeschossen und schlug zielgenau auf der Kamtschatka Halbinsel (Pazifik, nahe Japan) ein. Damit sei das russische Militär nach eigenen Angaben in der Lage, gegnerische Abwehrsysteme mühelos zu überwinden.

Russland begann ebenfalls neue Tests mit einer Weiterentwicklung einer Kurzstreckenrakete vom Typ Iskander-M. Bei einer Testreihe dieser Rakete war diese Woche auch Putins designierter Nachfolger Sergej Iwanow anwesend. Dieser begründete ebenfalls gegenüber Journalisten die "Anschaffung neuester Präzisionswaffen": "Unsere Nachbarn im Süden und Osten statten sich mit Raketen von kurzer und mittlerer Reichweite aus. Das ist für uns eine reale Bedrohung!" - Ob man das nun direkt an den Iran, Korea oder China adressieren möchte oder als Vorwarnung an die USA, lies Iwanow offen.

Der Präsident Russlands, Wladimir Putin, drohte bereits im April, das sich Russland u. U. nicht mehr an den KSE-Vertrag halten werde, da diverse NATO-Staaten diesen immernoch nicht ratifiziert hätten. Noch gestern forderte Russland demonstrativ die NATO-Staaten auf, über die Zukunft des KSE-Vertrages Mitte Juni in Wien beraten zu wollen. Der KSE-Vertrag über die Abrüstung Konventioneller Streitkräfte in Europa bestimmt z. B. Obergrenzen für z. B. schwere Waffen (Panzer, Flugzeuge, Geschütze).

Doch wäre dies kaum verwunderlich, da der ältere INF-Vertrag mit dem Test der oben genannten Raketen praktisch schon gebrochen wurde. Der ehemals sowjetisch-amerikanische Vertrag über Kurz- und Mittelstreckenraketen, der 1987 von US-Präsident Ronald Reagan und dem sowjetischen Generalsekretär Michail Gorbatschow unterzeichnet wurde, sah die Vernichtung aller Raketen mit einer Reichweite von 500 bis 5000 Kilometern vor. Iwanow (Putins designierter Nachfolger!) nannte diesen Vertrag beraits auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2007 ein bloßes "Überbleibsel aus dem Kalten Krieg".

» Midgaardslang » Beiträge: 4131 » Talkpoints: -14,08 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Angesichts der aktuellen Ereignisse in der Ukraine muss man solche Drohgebärden in völlig neuem Licht sehen. Gegen wen will Russland sich denn schützen?

Der Raketenschild war wohl eher eine Ausrede für die russischen Hegemonialbestrebungen, wie man aktuell in der Ukraine erkennen kann. Da nun die baltischen Länder auch in der NATO sind und direkt an Russland angrenzen, kann daraus sehr schnell ein brandgefährlicher Konflikt entstehen.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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