Bertelsmann - doch keine Komplettübernahme von RTL?

Zwar hatte der Bertelsmannkonzern vor ein paar Tagen noch Pläne, seine Tochter RTl komplett zu übernehmen, doch das hat man nun vorerst fallengelassen. Laut Bertelsmann deswegen, weil es Unklarheiten in der Gesetzgebung von Luxemburg gäbe – Bertelsmann hält bislang 89,8 % aller RTL Anteile und wollte laut verschiedenen Gerüchten auch die restlichen Anteile aufkaufen, da man die RTL Group von der Börse nehmen wolle.

Bemängelt wird im Luxemburger Recht, dem Übernahmgesetz, dass hier keine verlässliche Grundlage für eine hundertprozentige Übernahme existiere, womit man vor allem das Squeeze-Out meint – das bedeutet, dass man im Falle einer Übernahme, wenn man soundsoviel Anteile auf sich vereinigen könnte, Kleinaktionäre hinausdrängen könnte. Wenn man das Unternehmen von der Börse nehmen möchte, wäre dies, die 100 % Kontrolle, ein wichtiger Schritt.

Trotzdem wolle man seitens Bertelsmann diese Pläne nicht komplett aufgeben und langfristig die Anteile an RTL weiter aufstocken um den Weggang von der Börse zu erreichen. Außerdem betonte Bertelsmann, dass man nicht gewillt sei mehr als 82 Euro für jede Aktie zu zahlen. Erst vor 1,5 Jahren kaufte Bertelsmann einen 10,2 % Anteil von der Groupe Bruxelles Lambert (GBL) im Wert für 4,5 Milliarden Euro auf, der damalige Wert belief sich auf 1,2 bis 1,3 Milliarden Euro. Schon im Jahr 2002 versuchte sich Bertelsmann daran, 100 % der Anteile der RTL Group zu erwerben, was jedoch misslang.

Das Übernahmeinteresse kommt natürlich nicht von ungefähr, denn die RTL Group in Luxemburg ist die umsatzstärkste und ertragsstärkste Sparte der 6 Bertelsmannkonzernsparten, da sie knapp 42 Fernsehsender und 32 Radiosender in ganz Europa umfasst und dieser auch die Produktionsfirma Freemantle Media angehört, welche als eine der hochprofitabelsten gilt – allein 2006 wurden hier mit 11.000 Mitarbeitern knapp 5,6 Milliarden Euro umgesetzt, was einen Gewinn (EBITA – vor Zinsen, Abschreibungen, Steuern) von 851 Millionen Euro darstellte.

Inzwischen hat Bertelsmann seinen Anteil wieder auch 75 Prozent reduziert und hält somit immer noch die Mehrheit an RTL, dessen Wirkungskreis sich nicht nur auf Deutschland beschränkt. Über die Hintergründe hält man sich bedeckt.