Wie wird der LD-50-Wert bei Menschen bestimmt?

"LD" bedeutet letale Dosis. Die letale Dosis ist die Dosis eines Stoffes, die tödlich wirkt. Der LD-50-Wert gibt demnach an, bei wie viel Gramm des Toxins 50% der Versuchstiere innerhalb von 5 Tagen sterben. Er spiegelt also keine Langzeitfolgen wieder. Trotzdem ist der LD50-Wert ein praktisches Mittel, um die Giftigkeit eines Stoffes zu ermitteln. Meistens wird dieser Wert für ein bestimmtes Lebewesen pro kg Körpergewicht angegeben. Deshalb verträgt ein schwergewichtiger Mensch zumindest bei den meisten Giften mehr als ein untergewichtiger. Bei Wikipedia und auch bei den Sicherheitsdatenblättern von Chemikalien ist u.a. der LD-50-Wert immer für verschiedene Lebewesen angegeben, meist für Ratten, Mäuse, Hunde, Frauen, Männer und Kinder. Dass die legale Dosis bei Ratten und Mäusen einfach experimentell bestimmt wird ist genau so traurig wie wahr.

Wie ist das aber beim Menschen? Man füttert ja nicht einfach 50 Menschen mit einer bestimmten Dosis Gift, um dann zu sehen, wie viele innerhalb von 5 Tagen sterben. Gibt es da irgendwelche Berechnungen? Wie kann man die Wirkung eines Giftes auf Menschen bzw. den LD-50-Wert kennen, ohne ihn mit einem Experiment zu ermitteln?

Heute wird das hoffentlich nirgendwo mehr gemacht. Aber es gab bis 1945 sicher einige Forschungsergebnisse, die auch in die Richtung gegangen sind. Da wurde ja gezielt experimentiert, wie man effektiv töten kann und das wurde sicherlich auch für andere Zwecke ausgenutzt. Dass das absolut verwerflich ist, muss man glaube ich nicht erst klar stellen.

Wie das heute bei modernen Substanzen gemacht wird, weiß ich nicht. Vermutlich geht man da mit Versuchsaffen vor oder anderen Tieren, deren Organismus mit uns vergleichbar funktioniert und dann die geschätzten Ergebnisse anhand von Erkenntnissen aus Unglücksfällen und Straftaten abgerundet. Aber das ist nur meine Vermutung.

Heute geht man näherungsweise vor. Man ermittelt die Werte für verschiedene Tierarten und trifft für den Menschen eine Wert, von dem ausgeht, dass er annähernd stimmt. Wobei es zig Werte gibt, die man ermitteln kann, die aber weniger aussagekräftig sind. Der LD-50-Wert für die mittlere tödliche Dosis gibt recht gute Anhaltspunkte, weil er ausgleicht, wie sich das Gewicht und der Gesundheitszustand einzelner Versuchstiere auswirkt.

Der LD-0-Wert sagt wenig, weil man sich nie sicher sein kann, ob es tatsächlich eine nicht tödliche Dosis ist, oder ob die Individuen in der Testreihe sehr widerstandsfähig waren. LD 1 sagt auch nicht viel, hier erwischt es den Schwächsten, bei LD 99 überlebt der Robusteste. Letztere Dosis gilt allerdings schon als sicher tödlich. LD 100 ist absolut tödlich, ist wissenschaftlich aber uninteressant, weil man nicht weiß, ob es weniger Wirkstoff nicht auch täte. Die größte und sicherste Aussagekraft hat der 50-er Wert.

Und natürlich gibt es das ganze auch mit Verzögerung, Das macht man beispielsweise in der Radiologie. Dort kann man ermitteln, welche Strahlendosen meinetwegen nach 15 oder 60 Tagen tödlich wirken.

Neben den Näherungswerten gibt es noch die Möglichkeit, Werte für eine tödliche Dosis über Unfälle zu ermitteln Dort weiß man, welche Dosen mindestens oder höchstens aufgenommen wurden und wie es gewirkt hat. Das macht auch heute noch, wenn sich die Gelegenheit bietet.