Kann ein Albtraum traumatisierend wirken?

Albträume können ein breites Spektrum an Szenarien beinhalten. Sie können sich in den verschiedensten Landschaften und unter Beteiligung verschiedenster realer oder nicht realer Figuren abspielen. Und das, was im Albtraum passiert, kann auch entweder völlig fantastisch und unrealistisch sein, oder aber auch sehr real und lebensnah wirken. Ich denke, Letzteres hat auch einen Einfluss darauf, wie man den Albtraum verarbeitet, nachdem man wieder wach geworden ist.

Ich hatte einmal, mit etwa 14 Jahren, einen ziemlich brutalen und blutrünstigen Albtraum. Ich stand in einem dunklen Raum, und dabei knietief in Blut. Das reichte mir wirklich zu den Knien. Außerdem war da noch irgendein böses Wesen, was mich verfolgt hat. Als ich aufwachte, fand ich den Traum aber nicht weiter schlimm. Nicht, weil ich abgestumpft wäre oder sowieso zu viele Horrorfilme gesehen hätte, denn so etwas war damals wirklich nicht meine Sache. Nein, ich fand den Traum einfach so überdreht und unrealistisch, dass das für mich einfach so wenig mit der Realität zutun hatte, dass ich davon keinerlei Angst haben konnte. Es war einfach viel zu übertrieben, als dass ich es noch hätte ernst nehmen können. Vielleicht kennt Ihr das Gefühl ja nach einigen Träumen auch.

Nun gibt es ja aber auch Albträume, die realistisch wirken. Albträume, die in einer real wirkenden Umgebung stattfinden, bei denen reale Menschen, die man kennt, eine Rolle spielen, und bei denen schlimme Dinge passieren, die auch real passieren könnten. Man könnte beispielsweise träumen, dass die eigenen Eltern bei einem Autounfall sterben, oder dass man selber auf der Straße mit einem Messer überfallen wird. Solche Dinge könnten theoretisch real passieren. Ich denke, oder zumindest ist das bei mir persönlich so, dass diese Träume dann auch weitaus "schlimmer" im Nachhinein wirken, auch nach dem Aufwachen noch, im Vergleich zu irgendwelchen total unrealistischen Albträumen.

Nun frage ich mich, ob es sein kann, dass man durch einen Albtraum gewissermaßen traumatisiert wird. Kann es sein, dass man das im Traum als real erlebte Geschehen auch nach dem Traum noch so schlimm findet, dass man davon dauerhaft psychisch beeinträchtigt wird? Kann es sein, dass man möglicherweise einen Ort, an dem im Traum etwas sehr Schlimmes passiert ist, in der Realität auch kaum mehr aufsuchen möchte? Können sich Symptome ergeben, die es sonst nur gibt, wenn jemand durch eine reale Katastrophe traumatisiert wurde? Oder ist das nicht möglich, weil das Gehirn Träume zumindest unbewusst möglicherweise immer als unreal betrachtet, sodass einen ein Traum auf Dauer nicht psychisch beeinträchtigen kann?

Wohlgemerkt sollte es um Träume geben, die keinen realen Hintergrund haben, also wirklich völlig fiktiv sind. Wenn beispielsweise wirklich die eigene Schwester überfallen wurde, und man dann davon träumt und ein Trauma bekommt, dann dürfte das Trauma wahrscheinlich aufgrund des realen Vorfalls entstanden sein, nicht aufgrund folgender, sich möglicherweise immer wieder wiederholender, Albträume. Bei einem Traum, der keinen echten Hintergrund hat, wäre es, bei einem auftretenden Trauma, hingegen offensichtlich, dass das wohl wirklich vom Traum selber stammen müsste. Aber passiert so etwas bei ansonsten psychisch gesunden Menschen nun, oder kann man das völlig ausschließen?

Traumatisieren ist vielleicht bei mir nicht das richtige Wort. Aber als Kind im Grundschulalter hatte ich oft und wiederkehren den gleichen Alptraum. Ich fahre einen LKW (obwohl ich das in dem Alter nie gemacht hatte) und fahre in ein Klinkerhaus, baue also einen Unfall. Das Haus stürzt über mir zusammen, das Dach der Fahrerkabine wird zerstört und ich sehe, wie die Steine mich nach und nach tot schlagen und ich kann nichts tun, weil ich mich nicht bewegen kann. Immer wenn ich dann aufwachte, dachte ich, jetzt ist es so weit, jetzt bist du gerade gestorben und wurde panisch.

Das blöde war, dass es sich total echt angefühlt hat, aber dabei total unspektakulär. Heute, wo ich selbst Auto fahren kann weiß ich, dass das Gefühl tatsächlich recht echt war. Wie so etwas passieren kann, weiß ich nicht. Vermutlich habe ich einfach viel Phantasie. Oder vielleicht hatte ich versehentlich doch mal Nachrichten gesehen und einen verunglückten LKW gesehen woran ich mich dann nur noch unbewusst erinnerte.

Auf jeden Fall hatte ich als Kind schon eine Weile Angst vor dem Einschlafen, weil ich nicht schon wieder erleben wollte, wie ich sterbe. Als Kind ist da ja auch wirklich noch nicht die Zeit dazu und man hat auch nicht die innerliche Distanz um sich sicher sein zu können, dass Träume eben nur Träume sind und kein böses Omen oder sonst etwas. Ich würde es nicht traumatisiert nennen. Aber belastet hat es mich schon, und sicher auch meine Eltern, die mich nach diesem, häufig wieder kehrenden Alptraum trösten mussten.

Und der Satz, den Eltern da gerne anbringen von wegen "War ja alles nur geträumt, ist ja nicht schlimm" hilft da wenig, denn klar stellte sich jedes mal alles als Traum heraus, aber das Gefühl zu sterben war trotzdem jedes mal wieder erschreckend und ließ sich mit dem Satz auch nicht aus der Welt räumen. Aber irgendwie konnten das die Erwachsenen nie so recht nachvollziehen.