Eure Meinung zu beruflichen Vollzeitschulen
Schaut man sich das duale Ausbildungssystem an, so findet man in der Regel die Berufsschule auf der einen und den Ausbildungsbetrieb auf der anderen Seite. Doch in der Praxis gibt es auch Ausbildungsberufe, in denen die Azubis nicht im Ausbildungsbetrieb sind. Die Ausbildung findet in vollqualifizierenden Schulen statt.
Bei dieser Ausbildungsart machen die Azubis einfach in der Schule ihren Ausbildungsabschluss. Viele Experten bemängeln, dass diesen Lernenden der Bezug zur Praxis fehlt und auch keine Praxiserfahrung vorhanden ist. Sie kritisieren das und werfen dem System außerdem vor, dass bei den Schülern kein Ernstcharakter vorhanden sein kann.
Wie aber seht ihr das? Findet ihr vollqualifizierende Schulen gut oder seid ihr der Meinung, dass man die Ausbildung unbedingt im Ausbildungsbetrieb und der Berufsschule machen sollte?
Ob eine duale Ausbildung sinnvoller ist oder nicht, das kommt doch ganz auf den Beruf an. In meinem allerersten Ausbildungsschritt habe ich auch eine Berufsausbildung absolviert. Für diesen Bereich war das duale System genau richtig. Der Beruf besteht einfach aus einem Mix aus praktischen Fertigkeiten und theoretischen Kenntnissen.
Wenn ich dagegen die Ausbildung als PTA sehe, dann ist es absolut sinnvoll, diesen Beruf in der Schule zu erlernen und die dort erworbenen Kenntnisse dann im folgenden Praktikum in der Praxis umzusetzen. In einem Ausbildungsbetrieb würde hier viel zu viel Zeit für praktische Dinge anfallen. Theoretische Kenntnisse dagegen blieben auf der Strecke. Und das tun sie leider sowieso schon viel zu oft. Hier Zeit anders zu nutzen, wäre fahrlässig.
Andere schulische Ausbildungen sind doch in der Realität sehr praxisorientiert. Die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger ist auf den Papier eine schulische Ausbildung in Krankenpflegeschulen. Tatsächlich setzt sich die Ausbildung aber aus Blockunterricht und praktischem Arbeiten zusammen.
Das System mit einem Ausbildungsbetrieb und der Berufsschule ist eine Möglichkeit, die für viele Berufe genau richtig ist. Aber in anderen Fällen sind schulische Lösungen einfach günstiger und bereiten besser auf die spätere Arbeit vor.
Es gibt auch einfach eine Menge Berufe, bei denen man eigentlich keine formale Ausbildung braucht. Das liegt oft einfach daran, dass das spätere Berufsbild gar nicht so klar definiert ist, sondern sich je nach Betrieb und Stelle sehr stark unterscheiden kann.
Eine Ausbildung kann darauf gar nicht richtig vorbereiten. Die meisten Dinge lernt man dann eigentlich erst im Job und wenn man die Stelle wechselt, muss man unter Umständen alles wieder neu lernen. Man muss also nur eine gewisse geistige Flexibilität und Lernbereitschaft mit bringen. Das kann man durch eine schulische Ausbildung sehr gut erreichen. Im Prinzip könnte man auch einfach frische Abiturienten nehmen, allerdings haben die eben keine formale Berufsausbildung. Die schulische Berufsausbildung löst dieses Problem, und dabei kann man doch noch einiges an spezifischen Wissen vermitteln, welches in der breiten Ausbildung am Gymnasium fehlt.
Man kann sich beispielsweise anschauen, welche vielfältigen Möglichkeiten ein Industriekaufmann in einem Konzern hat. Man kann dort in der Auftragsabwicklung, in der Buchhaltung, im Einkauf, in der Logistik, in der Fertigungsplanung oder in irgend einer anderen Abteilung landen. Überall werden andere Kenntnisse benötigt. Als gemeinsame Basis gibt es allenfalls SAP, aber die eigentlichen Aufgaben sind sehr verschieden. Und oft geht es dann doch eher um kommunikative Fähigkeiten und Organisationsfähigkeit, also eher um sogenannte "Softskills". Eine betriebliche Ausbildung ist hier trotzdem sinnvoll, aber hauptsächlich weil die Leute betriebliche Abläufe kennenlernen und nicht wegen den fachlichen Fähigkeiten.
Bei einer Hochschulausbildung ist das in vielen Fächern auch nicht anders. So kann zum Beispiel ein Physiker hunderte verschiedene Jobs ausführen, von der klassischen Physik über die Softwareentwicklung bis hin zur Unternehmensberatung.
Reine schulische Ausbildungen fördern meiner Meinung nach nicht gerade die Sozialkompetenz, die man in gewissen Berufen aber einfach braucht. Es wird da einfach auf die falschen Dinge geachtet, das man Dinge auswendig lernt und nicht Dinge erlernt, die für den Job wichtig wären, der Bezug zur Praxis fehlt einfach oder ist ein zu kleiner Bereich der Ausbildung.
Ich finde es sollte eine Ausbildung geben, die nur im Betrieb stattfindet und bei der man dann am Ende eine Prüfung macht. Berufsschule kann sicherlich praktisch sein, aber oftmals ist das was man da lernt auch überholt und eigentlich sollte das Wissen meiner Meinung nach im Betrieb vermittelt werden.
Eine Ausbildung nur im Betrieb hat in ganz vielen Bereichen aber massive Nachteile. Denn was passiert, wenn man den Betrieb wechselt. Dann fehlen Grundlagen, die im schulischen Teil vermittelt worden wären. Außerdem wer soll sich denn im Betrieb ständig um einen Azubi kümmern? In ganz vielen Berufen arbeitet man ganz schnell voll mit und erhält neues Wissen nur bröckchenweise, wenn gerade mal Zeit ist.
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