Rassismus - Erscheinung der kapitalistischen Gesellschaft?

vom 24.02.2008, 16:07 Uhr

Der Rassismus ist einer Erscheinung der modernen kapitalistischen Gesellschaft. Vor der Entstehung des Kapitalismus hatten die Begriffe Nation und Rasse keine wirkliche gesellschaftliche Bedeutung. In der feudalen Dorfgemeinschaft waren Vorurteile zwar sogar viel heftiger und tiefer verwurzelt als heute, der kleinen, abgeschlossenen Welt der Dorfgemeinde entsprach ein äußerst provinzielles, beschränktes Bewusstsein.

Da die Mehrzahl der Menschen fast das ganze Leben am gleichen Ort verbrachten, entwickelte sich eine übersteigerte lokale Identität. Die Härte des Überlebenskampfes verstärkte den inneren Zusammenhalt der dörflichen Gemeinschaft, und ihr Misstrauen gegenüber der Außenwelt.

In dieser rückständigen Welt waren Aberglaube und Vorurteil die zwangsläufige Reaktion auf alles Unbekannte. Menschen aus der entfernteren Umgebung, wurden besondere Charakterzüge wie Unehrlichkeit oder Raffgier angedichtet, während Menschen mit ungewöhnlichen Talenten, etwas der Schmied, oft als Hexer oder Zauberer galten. Aus diesen Vorurteilen entwickelten sich mit der Zeit Stereotypen, die ihrerseits die Austragung von Konflikten zwischen den Angehörigen verschiedener Dörfer oder Regionen, beeinflussten und sogar verstärkten.

Der traditionelle Streit zwischen Yorkshire und Lancashire ist ein typisches Beispiel solcher, in der feudalen Gesellschaft verwurzelten, regionalen Antagonismen. Furcht vor dem Fremden äußerte sich im vorkapitalistischen Europa auch in tiefsitzenden Vorurteilen gegenüber Menschen mit fremder Redeweise, Sprache oder Religion, und gegenüber solchen mit ungewohnter Hautfarbe oder Erscheinungsbild.

Es scheint auf den ersten Blick, als seien der moderne Rassismus und das vorkapitalistische Vorurteil in vielerlei Hinsicht äquivalent. In beiden Fällen kommt es zum Konflikt verschiedener Bevölkerungsgruppen; in beiden beruht der Antagonismus auf irrationalen Vermutungen, und bei beiden kommt es zur Gewaltanwendung gegen Fremde. Dennoch sind Vorurteil und Rassismus grundsätzlich zwei von einander verschiedene gesellschaftliche Phänomene.

» vivakoepi » Beiträge: 109 » Talkpoints: 2,96 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Wenn du der Überzeugung bist, dass Rassismus eine Erscheinung der modernen kapitalistischen Gesellschaft ist, wie erklärst du dir dann den Rassismus in der kommunistisch geprägten Sowjetunion? Ich finde, deine Theorie ist zu kurzsichtig und einseitig gedacht.

In der Sowjetunion herrschte auch Rassismus und Diskriminierung. Die Sowjetunion war ein Vielvölkerstaat, in dem einige Ethnien "angesehener" waren als andere. So waren die Juden schon immer "schlecht", schon seit dem Mittelalter, aber das war ja nicht nur im Kommunismus so, sondern fast überall, siehe Judenverfolgungen. Aber selbst die Deutschen wurden in der Sowjetunion massiv benachteiligt, sie litten unter Arbeitslager, Verfolgung und Deportation. Und das soll kein Rassismus gewesen sein?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich bin in der ehemaligen DDR aufgewachsen und da war der Rassismus in der Mitte der Gesellschaft angekommen so wie es hier immer wieder von einigen Linken für die jetzige Gesellschaftsform eigentlich propagiert wird. Natürlich war das offizielle Bild der Parteiführung und des Staates ganz anders, gegen Nazis ging man immer vor. Die Skinheads fielen ja schon durch ihre Glatzen auf und wurden ständig bei Veranstaltungen oder im Zug kontrolliert, genau wie die Punker die dem Staat auf Grund ihrer Einstellungen zum Staat nicht passten.

Aber die Bevölkerung war durch und durch rassistisch eingestellt, sie pflegte ihre Vorurteile ohne es besser wissen zu müssen weil eigentlich auch offiziell keine Kontakte gewünscht und gefördert wurden. Wirklich jeder den ich kannte sprach von Negern und den Fidschis wenn sie die vielen Angolaner oder Vietnamesen meinten die bei uns als Gastarbeiter waren. Selbst heute ist das nicht anders, das Vokabular ist einfach nicht auszumerzen.

Farbige wurden von der Bevölkerung geschnitten, von der Dorfjugend verprügelt und auch Mulatten waren so ziemlich das Letzte was man akzeptieren konnte. Die Mütter der farbigen Kinder hatten es auch nicht leicht weil sie sich ja mit Schwarzen eingelassen hatten, da fielen immer sehr unfreundliche Begriffe. Selbst die kleinen Kinder die im Sandkasten spielten hatten diese Wörter drauf weil sie es so und nicht anders von ihren Eltern und Geschwistern gehört hatten.

Nein, ich denke Rassismus gibt es in jeder Gesellschaftsform. Wo nun mehr vermag ich nicht zu beurteilen, es wird dabei von offizieller Seite zu viel gelogen und vertuscht.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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