Was würde euch am Beruf des Landwirts reizen?

vom 04.05.2015, 09:04 Uhr

Hier wurde bereits viel über die Landwirtschaft bzw. Bauernhöfe im Allgemeinen diskutiert. Ich möchte jedoch jetzt mal konkret auf den Job des Landwirts eingehen. Hier geht es mir darum, von euch zu wissen, was euch am Beruf des Landwirts reizen würde? Wo seht ihr klare Vorteile, die ein Landwirt bei seiner Arbeit hat? Warum könntet ihr euch vorstellen, genau diesen Beruf auszuüben?

Mir fallen spontan ein paar Dinge ein, die mich reizen würde. Man wäre ständig in der Natur und könnte den Sommer voll auskosten. Man ist umgeben von Tieren, die eine Beziehung zu mir aufbauen. Ich wäre außerdem mein eigener Chef und nicht abhängig von Arbeitszeiten und der Bezahlung in einem gewöhnlichen Job. Ich könnte mir außerdem eine eigene Existenz aufbauen und hätte viel Platz auf meinem Hof. Meistens gibt es auch keine Nachbarn, die sich über irgendwas aufregen, was ich tue.

Jetzt seid ihr dran. Welche Dinge fallen euch ein bzw. welche Dinge kennt ihr vielleicht sogar, weil ihr selbst in der Landwirtschaft arbeitet?

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Im Grunde sind mein Mann und ich Landwirte. Wenn auch nicht im herkömmlichen Sinne mit Tierhaltung, viel Land, Traktoren und all dem Zeug. Aber die Vorteile, die du aufgezeigt hast, erleben wir als Imker auch auf jeden Fall jeden Tag. Wir sind immer in der Natur, leben mit den Jahreszeiten und haben keinen Boss. Wenn wir morgens im Wald bei den Bienen sind, Rehe sehen und die Vögel zwitschern, haben wir meiner Meinung nach einen der schönsten Arbeitsplätze der Welt.

Richtige Tierhaltung oder Felderbewirtschaftung hat aber schon auch was. Wobei ich da auch viele Nachteile sehe. Du hast die Bindung zu den Tieren erwähnt. Tja, die Tiere werden dann aber geschlachtet. Das wäre definitiv ein Teil der Arbeit, den ich sehr schlimm fände. Wir könnten auch noch ein paar Ziegen oder Schafe halten, aber ich bringe bestimmt keine Lämmer in die Schlachtung!

Außerdem ist es ja gar nicht gesagt, dass man als Landwirt seinen eigenen Hof hat. Viele sind auch angestellt. Wobei man in kleinen Betrieben dann wie eine Familie zusammenarbeitet, könnte ich mir vorstellen.

Du hast auch die Arbeitszeiten angesprochen, die man sich frei wählen könnte. Leider haben da noch andere Faktoren ihre Finger im Spiel. Wir haben Glück. Bienen sind Spätaufsteher und in der Hinsicht sehr einfach. Aber Kühe wollen in aller Herrgottsfrühe gemolken werden, Felder müssen nachts gespritzt werden und wenn die Ernte eingefahren werden muss, dann muss das gleich geschehen und bis es fertig ist.

Und die sinkenden Preise für Lebensmittel tun dann ihr Übrigens, um den Job nicht so romantisch sein zu lassen, wie man annimmt. Ich denke, das ist schon immer ein ziemlicher Kampf. Wobei viele Höfe tip top aussehen und der Landwirt ein tolles Auto fährt, so dass man denken könnte, die sind richtig reich. Oftmals sind die aber auch auf Generationen verschuldet. Der Hof muss eben gepflegt sein und mit einem Fiat kommt man nicht weit. wenn man auf matschigen Feldwegen seine Felder überprüft.

Zudem kommt die ständige Angst, dass etwas schiefläuft. Mal regnet es zu viel, mal zu wenig, mal ist es zu warm, mal zu kalt. Man hat ständig Angst, dass die Ernte mager ausfallen könnte. Und wenn ungünstige Umstände auftreten, steht man hilflos daneben und kann nichts machen. Das kennen wir als Imker auch und es ist ziemlich nervenaufreibend.

Aber nichtsdestotrotz sind wir wahnsinnig gerne Landwirte. Wir führen ein sehr ruhiges Leben. Immer schön mit den Jahreszeiten. Aber das muss man schon mögen. Viel Action ist nicht angesagt. Im Urlaub waren wir auch noch nie seit wir das machen.

Benutzeravatar

» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich würde sagen, dass mich der Beruf des Landwirts eher nicht so reizen würde. Sicher gibt es Dinge, die mich daran reizen, aber für mich würden die negativen Aspekte einfach überwiegen. Reizen würde mich an dem Beruf auch die Arbeit in der Natur. Ich fände es toll, Felder zu bewirtschaften und auch Tiere zu versorgen. Außerdem finde ich es toll, wirklich hart etwas zu erarbeiten und dann zu sehen, wie es sich entwickelt. Das ist etwas, das mir in meinem Beruf doch etwas fehlt.

Trotzdem muss ich sagen, dass ich gerade die geregelten Arbeitszeiten in meinem Beruf sehr mag. In der Landwirtschaft hat man nicht so einen geregelten Feierabend und muss so lange arbeiten, bis für den Tag die Arbeit erledigt ist. Die Tiere wollen natürlich auch Sonntags versorgt werden, so dass man dann auch nicht frei hat. Genau darum muss ich sagen, dass mich der Beruf des Landwirts trotz seiner Vorzüge nicht reizt. Außerdem hat man auch immer die Angst vor Missernten und Tierseuchen im Nacken, mit der ich auch nicht gut umgehen könnte.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Mir ist dein Bild ein wenig zu romantisch, GoroVI. Deine Arbeitszeiten kannst du noch nicht einmal ansatzweise frei wählen, wenn du keine Tiere hältst. Denn du bis extrem abhängig vom Wetter und je ungünstiger das Wetter in bestimmten Phasen des Jahres ist, desto geringer wird dein Spielraum.

Den Boden vorbereiten, einsäen, Heu machen, die Ernte einbringen: Das sind Zeiten, da genießt du weder den Frühling, noch den Sommer. Da bist du unter Umständen auch mal mehr als 24 Stunden auf den Beinen. Dann sitzen dir immer die Kosten extrem im Nacken.

Hier in unserer Region lohnen sich für den einzelnen Landwirt keine großen Geräte, dazu sind die Höfe zu kleine. Also ist ein großer Teil davon abhängig, dass das Wetter passt und er den Lohnmäher rechtzeitig bestellt hat und der auch pünktlich kommt.

Gehörst du zu denen, die die großen Geräte haben, dann bist du mehrere Wochen fast ohne Pause auf den Beinen, koordinierst deine ausländischen Arbeiter und die Geräte und reparierst auch mal nachts um 3 irgendwo auf einem fremden Feld deinen Mähdrescher. Denn klappt das alles nicht, buchen die im nächsten Jahr einen anderen. Du hast aber einen Fuhrpark, wo jedes Gerät weit über 500.000 Euro gekostet hat.

Und mit den Tieren ist das auch wenig romantisch. Entweder du musst sehen, wie du produzierst und sie dann zum Schlachten abgeben, oder du musst möglichst viel Leistung aus den Tieren holen, damit der Ertrag auch nur irgendwie hinkommt.

Dazu übernimmst du in der Regel ja immer nur Teilaufgaben. Die Küken kaufst du in der Brüterei. Entweder es werden Legehennen, die gehen nach einem bis zwei Jahren in die Schlachtung oder du bekommst alle 30 Tage Tausende Küken zur Mast. Jungbullen produzierst du auch nicht selbst und Schweine meist auch nicht. Weil sich eben nicht rechnet. Du übernimmst dann eben immer nur ein Teilstück des gesamten Produktionsweges.

Wenn solche Höfe noch etwas von Romantik auf dem Land haben, dann verdient die Frau das Geld in der Regel außerhalb und der Mann macht den Job auch nur noch im Nebenerwerb, weil auch er irgendwo Geld als Angestellter verdienen muss.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Was hast du denn für Vorstellungen von dem Beruf? Hast du Tiere, dann zwingen sie dir die Arbeitszeiten auf. Zumindest wann du morgens anfangen musst. Vor allem bei Milchkühen brüllen die dir nämlich alles zusammen, wenn sie nicht rechtzeitig gemolken werden. Oder willst du das soweit technisieren, dass sie automatisch gemolken werden? Das ginge auch, aber kostet erst mal eine ordentliche Investition.

Aber auch andere Tiere wollen zumindest halbwegs zur selben Zeit ihr Futter haben. So dass du erst mal am Morgen schon feste Zeiten brauchst und nicht dann in den Stall gehen kannst, wenn es dir gerade passt.

Und selbst wenn man nur Feldwirtschaft betreibt, dann wird dir deine Arbeitszeit von der Natur vorgeschrieben. Du bist zwar dein eigener Chef, der seine Pläne selbst entwickelt, aber du bist trotzdem immer von anderen Menschen abhängig. Und ob du wirklich von deiner Arbeit leben kannst, weißt du auch nie so genau, weil du nicht weißt, wie sich die Preise entwickeln werden. Und wo du den Sommer dabei auskosten kannst, ist mir ein Rätsel. Am Badesee liegen und chillen kannst du da in den seltensten Fällen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich würde das definitiv nicht machen wollen. Ich habe schon oft Dokumentationen über die Landwirtschaft gesehen und im Prinzip wurde eines vermittelt, wenig Freizeit und viel Arbeit. Darauf habe ich keinen Bock, weil so schön Natur auch ist, ich würde auch mal in den Urlaub fahren wollen, was mit einem Leben als Landwirt einfach nicht konform geht. Man muss immer da sein und immer viel arbeiten und vor allem hart arbeiten und das alles für recht wenig Geld, das wäre nichts für mich.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^