Rollstuhl bei Kindererziehung als Strafe benutzen?

Ich sah vor kurzem eine Serie, die ich so noch nicht kannte. Mein Freund hatte diese als Stream im Internet gefunden und wollte mal reinschauen. Ich fand die Serie sehr witzig und mochte den Humor sehr gerne. Jedoch ist mir eine Szene aufgefallen, die ich ein wenig seltsam fand.

In der Serie ging es um einen verwitweten Vater zweier Teenager-Töchter und wie er den Alltag mit ihnen meistert. Die ältere Tochter hatte aus irgendwelchen Gründen Mist gebaut, ich habe aber vergessen was genau sie angestellt hatte. Das spielt im Endeffekt auch keine große Rolle wie ich finde. Fakt ist, dass der Vater sich dann eine besondere Bestrafung für seine Tochter hatte einfallen lassen und sie zu Hause die ganze Zeit im Rollstuhl verbringen musste und damit auch nicht aufstehen oder so durfte.

Sie war damit natürlich ziemlich in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt und konnte sich zumindest im Erdgeschoss des Hauses frei bewegen. Man hat erst auch gar nicht gesehen, dass sie in einem Rollstuhl saß, da alle Familienmitglieder am Esstisch saßen. Man sah es erst, als die Tochter den Esstisch verlassen wollte.

Ich finde so eine Form von Bestrafung schon irgendwie befremdlich, wenn ich ehrlich bin und finde das irgendwie unlogisch wie ich finde. Ich finde, dass die Strafe auch was mit dem Vergehen zu tun haben sollte und mir will spontan keine Strafe einfallen, wo ich persönlich den Rollstuhl als Strafe als angemessen empfinden würde.

Wie ist das bei euch? Findet ihr solche Bestrafungen angemessen oder übertrieben? In welchen Situationen findet ihr solche Strafen sinnvoll und effektiv?

Ich kenne die Sendung nicht, weiß auch nicht, von welcher Sendung du sprichst. Von daher kann ich auch schwer einschätzen, was das Kind angestellt haben könnte.

Um ein Kind zu bestrafen, das zu spät von der Schule nach Hause gekommen ist, oder vergessen hat den Müll runter zu bringen, ist so eine Maßnahme ungeeignet, finde ich. Denn die falsche Handlung und die Maßnahme des Vaters haben gar nichts miteinander zu tun. Erziehungsmaßnahme und Fehlverhalten sollten möglichst immer logisch verbunden sein.

Ich kann mir aber auch Szenarien vorstellen, wo so eine Aktion sinnvoll sein könnte. Eben wenn das Kind sich so verhält, dass es eine Querschnittslähmung riskiert. Ich fantasiere jetzt einfach mal was: Wenn das Kind aus dem dritten Stockwerk einer Mietwohnung mit zusammengeknoteten Bettlaken am Fuß versucht Bungee Jumping zu machen, dann wäre das durchaus sinnvoll, es einen Tag mal im Rollstuhl den Alltag erleben zu lassen, damit es sich künftig überlegt, ob es so leben will oder solche riskanten Stunts besser unterlassen sollte. Aber ich gehe mal davon aus, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass so etwas vergleichbares in der Serie im Vorfeld passiert sein könnte.

Ich finde eine Bestrafung mit einem Rollstuhl effektiv, wenn sich beispielsweise mein Sohn oder meine Tochter über andere Rollstuhlfahrer lustig machen oder sie sogar beschimpfen würde. Dann würde ich auch zu einem Rollstuhl greifen und meinem Nachwuchs dadurch zeigen, dass es absolut nichts lustiges an einem Rollstuhlfahrer gibt. Mein Kind könnte dann sehen, dass es wirklich nicht einfach ist, den ganzen Tag im Rollstuhl verharren zu müssen.

Ansonsten fällt mir spontan keine Situation ein, in der eine Bestrafung mit einem Rollstuhl sinnvoll wäre.

Strafen sollten individuell auf das Kind angepasst werden. So ist es zum Beispiel nicht sinnvoll, jemandem, der sowieso den ganzen Tag zuhause ist und am Computer zockt, Stubenarrest zu geben. Oder anders herum jemanden, der gerne draußen in der Natur und mit seinen Freunden spielt, seine Playstation aus dem Zimmer räumen, wenn er mal Mist gebaut hat.

Zunächst mal hat man ja gar nicht immer einen Rollstuhl zu Hause und von daher könnte es ja gar nicht jeder machen, wobei die Idee an sich aber einfach nur Blödsinn ist. Was soll das denn bringen? In meinen Augen macht man sich damit über Menschen lustig, die das wirklich brauchen. Wenn ein Kind eine Strafe verdient hat, dann muss man sich schon etwas besseres einfallen lassen, aber keine Behinderung.

Wir leben ja auch nicht irgendwo im Urwald, sondern in Deutschland und da hat ein Kind auch Rechte. Ich glaube nicht, dass man das so überhaupt machen darf. Abgesehen davon bringt es doch auch nichts. Das Kind kann ja heimlich aufstehen und einen ganzen Tag sitzen halte ich für Folter.

Eine witzige Bestrafung für eine witzige Serie, mehr nicht. Wenn das die gängige Bestrafung bei denen in der "Familie" ist, dann ist das wie früher, dass es für jedes Vergehen gleich Prügel setzte oder wie in vielen Familien, wo einheitlich Zimmer- oder Hausarrest, Fernseh- oder Computerverbot verhängt werden.

Bei uns ist es sicher nicht so und die Konsequenz erwächst immer aus der Situation heraus, hat also auch sehr häufig zusammenhängende Auswirkungen.