Menschen ohne Kinder überhaupt bewerten müssen

vom 02.05.2015, 14:14 Uhr

In dem Beitrag Buch von Nicole Huber ''Kinderfrei'' empfehlenswert? geht es um ein Buch, dass herausstellt, dass Menschen ohne Kinder auch einiges leisten und der Gesellschaft etwas Gutes tun. Viele unterstellen Menschen ohne Kindern ja, dass diese egoistisch sind, weil sie nicht für ein Fortbestehen der Gesellschaft sorgen. Es gibt aber auch die These, dass Menschen ohne Kinder meistens besser gebildet sind und mehr arbeiten und dadurch auch etwas für die Gesellschaft leisten, weil sie dann ja auch mehr Abgaben zahlen.

Aber ich finde, man muss das doch gar nicht bewerten. Diejenigen, die Kinder bekommen, machen das doch nicht, weil sie wollen, dass die Deutschen nicht aussterben. Man bekommt doch Kinder für sich selbst, weil man von einer Familie träumt oder eben ein kleines süßes Kind haben will, das man beim Aufwachsen begleitet.

Und wer keine Kinder bekommt, macht das auch nicht, weil er sich denkt, dass er dann mehr Beiträge in die Sozialkassen zahlt, sondern weil der sich ein Leben mit Kindern nicht vorstellen kann oder Kinder eben nicht mag. Letztlich entscheidet man sich immer aus egoistischen Gründen für oder gegen Kinder, das hat gar nichts mit gesellschaftlichen Überlegungen zu tun.

Jeder will doch einfach nur dauerhaft glücklich sein und seine Lebensziele umsetzen und überlegt eben, ob Kinder Teil dieser Lebensziele sind oder nicht. Also steht es ja auch keinem zu, darüber zu urteilen, ob nun jemand Kinder bekommt oder nicht, weil es immer Resultat einer individuellen Entscheidung ist.

Muss man also überhaupt ein Urteil darüber fällen, ob jemand Kinder hat oder nicht? Warum wird das gesellschaftlich für gut oder schlecht befunden?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Wir leben nun mal in einer Gesellschaft, in der jeder das sagen kann, was er möchte und so kann eben auch diese Autorin mit wilden Thesen um sich hauen. Es trifft sicherlich nie immer alles auf alle zu, aber man kann durchaus Themen kontrovers diskutieren und wenn sie der Meinung ist, dass dieses Buch veröffentlicht werden muss mit diesen Thesen, dann ist das doch in Ordnung. Wir dürfen über alles reden und schreiben und das ist doch gut, darüber sollte sich keiner aufregen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich gebe dir Recht damit, dass man sich immer aus egoistischen Gründen für oder gegen Kinder entscheidet. Alles andere wäre auch fatal. Wenn man nur Kinder bekommt, um dann später mehr Rente zu bekommen oder der Gesellschaft etwas Gutes zu tun, tut man den Kindern damit Unrecht. Dafür sind Kinder ein viel zu großer Teil des Lebens, als dass man die mal eben so nebenbei bekommen könnte. Man muss sie schon wirklich in seinem Leben haben wollen.

Und demzufolge ist es auch nicht verwerflich, keine Kinder haben zu wollen. Es ist eine ganz persönliche Entscheidung, die nur einen selbst betrifft. Dass das für die Gesellschaft von Nachteil sein könnte, ist total nebensächlich. Und daher sollte man das auch nicht danach beurteilen.

Es ist ja auch bei weitem nicht das Einzige, was man für die Allgemeinheit tun kann. Da finde ich den Beruf viel entscheidender, wo man viel mehr tun kann und es viel größere Auswirkungen hat. Wenn man zwei Kinder in die Welt setzt, zahlen die später maximal die Rente von zwei alten Leuten. In Pflegeberufen beispielsweise hilft man in vielen Jahren Hunderten Menschen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich finde das Familienpolitik von Kindern bis hin zur Pflege völlig stiefmütterlich behandelt wird. Ständig werden die Kosten in den Vordergrund gestellt und Kinder mutieren zum Finanzierungsobjekt. Natürlich kostet die Versorgung eines Kindes Geld, aber außer in der Presse habe ich die Aussage, dass man kein Kind will, weil dieses Geld kostet höchst selten gehört. Eher ging es um den emotionalen Charakter.

Ich denke auch, dass Problem hat vielmehr damit zu tun, dass heute häufig beide Elternteile arbeiten müssen und man durch die Belange des Kindes stark eingebunden und gestresst wird. Hat der Kindergarten zu oder blöde Öffnungszeiten, hat man überhaupt einen, wird das Kind krank, hat die Schule Sonderwünsche - das muss alles von den Eltern geregelt und bewältigt werden. Da kommt dann schnell die Aussage, dass ein Kind völlig reicht. Richtig blöd steht man auch da, wenn man alleinerziehend ist.

Hinzu kommt, dass ein Kind nach wie vor auch das berufliche Aus bedeuten kann. Erst neulich wurde mir berichtet, dass eine Zwillingsmutter den Vorschlag des Arbeitgebers bekam, entweder Vollzeit zu arbeiten oder die Stelle zu vergessen.

Ich denke da sollte man einfach mal politisch dran arbeiten, bevor man den einfachsten Weg geht und mit den Fingern auf Leute zeigt, die eben sagen, dass sie eben das nicht möchten. Das halte ich für zu einfach.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Natürlich ist es jedem selbst überlassen, ob er Kinder kriegt bzw. in zeugt oder nicht. Aber genauso ist es jedem überlassen, dies aus der eigenen Sicht zu bewerten, und jeder, der da volkswirtschaftlich argumentiert, hat in meinen Augen recht. Ich argumentiere nicht mit Egoismus oder Bildung. Eine Richterin in meinem Musikverein ist gerade mit ihrem ersten Kind schwanger. Kinder zu kriegen ist also keine Frage der Bildung, wenngleich bildungsferne Bevölkerungsgruppen tendenziell auch mehr Kinder haben.

Nein, es ist in meinen Augen zunächst mal Selbsthass, denn denkt man man mal zurück: Hätten die eigenen Eltern damals genauso gedacht, wäre man auch nicht auf der Welt, und man muss schon eine furchtbare Kindheit gehabt haben oder mit seinem heutigen Leben sehr unzufrieden sein, dass man keinem Kind das Leben an sich gönnt.

Für mich ist klar: Jedes Paar sollte mehr als zwei Kinder haben, damit nach deren Ableben letztlich immer mindestens ein Mensch mehr da ist als in der Generation davor.

» Tritonus » Beiträge: 134 » Talkpoints: 36,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Tritonus hat geschrieben:Nein, es ist in meinen Augen zunächst mal Selbsthass, denn denkt man man mal zurück: Hätten die eigenen Eltern damals genauso gedacht, wäre man auch nicht auf der Welt, und man muss schon eine furchtbare Kindheit gehabt haben oder mit seinem heutigen Leben sehr unzufrieden sein, dass man keinem Kind das Leben an sich gönnt.

Aber ungeborene Kinder existieren nicht. Somit können sie es auch nicht bedauern, dass sie nicht geboren worden sind. Ich wüsste auch nichts davon, wenn ich nicht geboren worden wäre und könnte dann gar nicht sauer sein auf meine Eltern, dass sie mir das Leben versagt haben.

Ich gönne jedem Kind sein Leben, das tatsächlich geboren wurde. Aber das ist doch kein Grund, ein Kind zu bekommen. Und dass ich keine Kinder bekomme, liegt garantiert nicht daran, dass ich mich selbst hasse oder eine schlechte Kindheit gehabt hätte oder heute unglücklich wäre. Denn nichts davon trifft im Entferntesten zu.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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