Bahnstreik - Gegenangriff sinnvoll?

vom 04.11.2014, 22:08 Uhr

An der Uni haben sich heute viele Leute wegen dem Bahnstreik aufgeregt. Eine Kommilitonin meinte, dass sie zwar jeden morgen mit der Bahn fährt, es aber in der Regel eher ein Glücksfall ist, ob diese pünktlich kommt oder nicht. Alternativ kann sie mit der U-Bahn fahren und kommt auch pünktlich an. Einen Zeitverlust hat sie dadurch auch nicht, wenn man bedenkt, dass die Bahn eben oft Verspätung hat. Auch andere fanden das Verhalten der DGL dreist und in den nächsten Tagen werden die Vorlesungen sicherlich auch nicht ganz so voll sein, wie sonst.

Eine Freundin von mir meinte dann, dass es doch im Gegenzug mal sinnvoll wäre, wenn nicht die Bahn streikt, sondern mal die Leute. Ich kenne tatsächlich einige, die aufgrund der Unzuverlässigkeit der Bahn jetzt auf andere Verkehrsmittel umgestiegen sind und manche davon auch dauerhaft. Einige werden nun eher die U-Bahn nutzen, andere haben sich Mitfahrgelegenheiten gesucht und wieder andere greifen jetzt doch eher zum Fahrrad, anstatt eine Station mit dem Zug zu fahren.

Würden für eine Zeit lang mal deutlich weniger Menschen mit der Bahn fahren, als sonst, dann würde die Bahn möglicherweise auch merken, dass man mit den Menschen nicht alles machen kann und diese auch nicht so sehr auf die Bahn angewiesen sind, wie die Bahn das einem gerne glaubhaft machen würde. Ein erheblicher Rückgang würde sich auf jeden Fall bemerkbar machen, auch wenn es sich dabei natürlich um Leute handeln müsste, die sich monatlich oder einmalig Tickets kaufen und nicht etwa um Studenten oder so.

Machbar wäre das aber wohl kaum, denn dazu würden sich die Menschen nicht hinreißen lassen und wahrscheinlich würde man nie genug zusammen bekommen. Grundsätzlich aber fände ich schon, dass das eine Möglichkeit wäre der Bahn mal zu zeigen, dass man sich nicht alles gefallen lässt. Denkt ihr auch, dass dies eine Möglichkeit wäre, wenn auch nicht realisierbar?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Die Idee ist zwar nicht schlecht. Aber am Ende hat ja die Bahn nicht mal schuld an dem Streik und die Leute vor Ort, die den Unmut der Reisenden zu spüren bekommen, sind auch nicht daran schuld. Und wenn man sich mal genauer umhört, wollen die Lokführer eigentlich auch nicht streiken. Aber sie haben einen Macht hungrigen Gewerkschaftsführer, der ja auch die letzten angesetzten Verhandlungstermine hat einfach platzen lassen.

Die Bahn selbst muss das Ganze allerdings ausbaden. Denn weniger Reisende bedeutet weniger Einnahmen. Im Gegenzug können sie aber auch nicht einfach so das Personal entlassen, was dann zu viel vorhanden ist. Da gibt es Leute, die seit Jahren zu Hause sind und monatlich ihr volles Gehalt bekommen. Das sind Kosten die der normale Reisende am Ende mit finanzieren muss, was zwangsläufig auch wieder eine Erhöhung der Fahrpreise mit sich bringt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Die Idee klingt einerseits schon ganz verführerisch, aber ich glaube eigentlich nicht, dass sie sich in die Praxis umsetzen lässt. Viele Leute fahren nicht deswegen regelmäßig Bahn, weil es ihnen so viel Spaß macht, sondern weil sie sonst nicht an ihren Arbeitsplatz oder sonst irgendwo hin kommen. Nicht jeder hat ein Auto bzw. kann sich einen eigenen fahrbaren Untersatz leisten. Dazu kommt noch das Parkplatzproblem, wenn man in einer größeren Stadt arbeitet. Manche Leute haben einfach keine praktikable Alternative zum Zugfahren.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht so genau, welche Personengruppe der Bahn den meisten Profit bringt, aber ich fürchte fast, dass es sich hier nicht um die gelegentlichen Ausflügler, sondern eher um die Berufspendler handelt. Diese haben in der Regel Monats- oder Jahreskarten, sodass sich der finanzielle Verlust bei der Bahn in Grenzen hält bzw. mit einkalkuliert ist, wenn diese Kunden mal eine oder zwei Wochen nicht mit dem Zug fahren.

Ich kann mir schon vorstellen, dass so eine Aktion wie gerade eben die Bahn Kunden kostet, aber ich glaube nicht, dass ein geplanter, zeitlich begrenzter "Gegenangriff" der Kundschaft dem Unternehmen genauso weh tut wie ein Streik.

» Gerbera » Beiträge: 11319 » Talkpoints: 49,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Wo ist ein Gewerkschaftsführer machthungrig, wenn er einfach nur ein Grundrecht nicht per Vertrag ausschließen möchte. Ist ein Mieter machthungrig, der auf der Unverletzlichkeit der Wohnung besteht? Das Angebot der Bahn ist eine Frechheit.

Und sorry: Ob Streik oder nicht, Bahnkunden sind für den Konzern eine lästige Masse, die jetzt so beeinflusst wird, dass sie der GDL böse ist. Dabei behandelt die Bahn die normalen Kunden, die brav zahlen und nur schlecht ausweichen können, wie das Hinterletzte. Daher wären Beschwerden bei der Bahn, bzw. ein Ausweichen auf andere Verkehrsmittel mit Sicherheit sinnvoll.

» cooper75 » Beiträge: 13381 » Talkpoints: 510,47 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Überlegt habe ich das auch schon oft, aber man muss bedenken, dass man damit die Bahn bestraft. Schuld an de ganzen Quatsch ist aber GDL-Chef Weselsky. Klar, könnte die Bahn denen einfach geben was sie fordern, andererseits kann ich es auch verstehen, dass sie es nicht tun.

Die Forderungen sind wirklich sehr hoch und wäre die GDL wirklich erfolgreich und würde es schaffen, dass die Bahn die Forderungen akzeptiert, dann wäre es damit sicher nicht beendet. Sie würden immer mehr fordern und die Streiks würden weitergehen. Ich finde es nicht fair, die Bahn zu bestrafen. Man müsste die GDL bestrafen, Leider kann man die GDL aber schlecht bestreiken.

Kann schon sein, dass die Arbeitsbedingungen für Lokführer nicht die besten sind weshalb der Standpunkt der GDL vielleicht irgendwo auch vertretbar ist aber wie gesagt: Beendet wäre es mit einem Tarifvertrag höchstwahrscheinlich nicht. Und ganz ehrlich: Die Lokführer haben sich ihren Job ausgesucht. Wenns ihnen nicht passt: es gibt genügend andere Jobs. ;)

» Janina1296 » Beiträge: 30 » Talkpoints: 5,50 »


Ich bin Ex-Bahner und bin auch BWLer. Was mache ich also bei meiner Fernbeziehung? Ich fahre lieber mit dem Bus, da die Bahn mir auf Dauer zu teuer wäre und was Umbuchungen, etc. angeht, total unflexibel ist.

Dafür ist die Fahrt am Freitag der Horror, so dass ich mir für diese Fahrten wieder eine BahnCard 25 besorgen werde und dann die Sparpreise nutze.

Die Bahn muss gegensteuern, egal ob im Tarifstreit, den ich noch halbwegs für ok halte, aber den Weselsky auch für einen Spinner halte. Da sind beide Seiten schuld dran und ich kenne Triebfahrzeugführer und weiß, wie die teilweise fluchen.

Die Idee, der Bahn für eine Zeit lang den Rücken zuzudrehen und anders zu fahren, können einige machen, aber wer eine Monatskarte hat und dann noch im Abo, der kann es machen, aber nutzen wird ihm das erst einmal nicht.

Bus fahren ist auf Dauer auch nicht günstiger, wenn der zeitliche Aspekt noch hinzukommt. Denn Zeit ist ja auch Geld, außer jemand hat viel Zeit.

Das ist am Ende so sinnvoll, als wenn jemand sagt, wir tanken einen Tag lang nicht. Gut gemeint, aber der Streik wird bei vielen in einem Monat nicht mehr präsent sein. Dann stehen alle wieder am Bahnsteig.

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» DocMichi » Beiträge: 667 » Talkpoints: 3,51 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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