Das Alien-Hand-Syndrom

vom 16.11.2010, 11:34 Uhr

Zu den eher selteneren Krankheiten gehört das Alien-Hand-Syndrom. Wer nicht weiß was das ist, die Hand entwickelt dabei ein Eigenleben welches von dessen Besitzer nicht mehr beeinflusst werden kann.

So wird von Schlaganfall-Patienten berichtet dass sich bei einer Hand ein eigener Willen entwickelt hat und diese beispielsweise nach Gegenständen greift die es dort überhaupt nicht gibt, dass sie zappelte, herumfuchtelte und sogar deren Besitzerin an der Gurgel packte. Zwei ausgewachsene Männer waren nötig um sie wieder loszureißen damit die Frau nicht erstickte. Es gibt auch einige Berichte über Hände die unmotiviert Ohrfeigen verteilten oder an fremden Leuten herumzupften. Es wurde sogar beobachtet dass sich Eifersüchteleien und Machtkämpfe zwischen den Händen entwickelten und die „Fremde Hand“ der anderen Hand den Telefonhörer oder die Gabel wegnahm.

1908 wurde erstmalig von Kurt Goldstein über dieses Phänomenen berichtet, diese Krankheit bekam dann die Namen „Fremde Hand“, Geisterhand“ oder eben AHS für „Alien-Hand-Syndrom“. Ursachen für solche Eskapaden sind meistens eine traumatische Verletzung des Gehirns oder das Vorhandensein von Hirntumoren. Bei den meisten dieser Patienten ist das „Corpus callosum“ geschädigt, dass ist die Verbindung zwischen der rechten und der linken Gehirnhälfte. Dieser Verbindungsbalken ist für den Austausch von Informationen zwischen den beiden Hirnteilen verantwortlich.

Auf Grund dieser Unterbrechung kann die Gehirnhälfte nur noch eine Hand steuern. Jede Gehirnhälfte ist aber nur für bestimmte Denkprozesse angelegt und dann kann es eben dazu kommen dass eine Hand die für sie bestimmten Signale nicht mehr bekommt. Wenn die linke Hand nicht mehr mit der linken Hirnhälfte verbunden ist, dort sitzt übrigens das logische Denken und die Feinmotorik, dann verhält sie sich nach den Beobachtungen der Mediziner aufmüpfig und wie ein ungezogenes Kind.

Therapien gibt es leider noch nicht. Manche Betroffene haben gute Erfahrungen damit gemacht den Störenfried auszutricksen und ihr etwas zur Beschäftigung zu geben, ein Jojo zum Beispiel. Hoffnungslose Fälle binden die Unruhestifterin einfach auf ihrem Rücken fest. Mit der Zeit bilden sich bei den meisten Patienten diese Symptome aber wieder vollständig zurück.

Wer nun vielleicht glaubt seinem attraktiven Gegenüber auch einmal ungestraft auf den Popo klatschen zu dürfen um sich dann mit der Geisterhand herauszureden, diese Krankheit ist wirklich extrem selten. Es gibt in der Fachliteratur nur fünfzig beschriebene Fälle. Eine Ohrfeige, allerdings als bewusste Reaktion, wäre damit dann mindestens zu erwarten.

Benutzeravatar

» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Was du da geschrieben hast, war für mich ganz neu. Ich finde es furchtbar und sehr gefährlich für die Person, die so zwei Hände hat, von denen eine nicht dem Willen unterliegt. Diese Person muss ja dauernd auf der Hut sein, dass die nun selbstständig agierende Hand dem Menschen keinen Schaden zufügt. Es ist ja fast so, als wenn diese „fremd gewordene Hand“ eifersüchtig über die andere wacht und sich gelegentlich durch Behinderung der dem Willen unterliegenden Hand gegen diese richtet.

Es ist nur gut, dass sich diese Symptome nach einiger Zeit zurückbilden. Denn ein Leben lang mit der Angst umgehen zu müssen, vielleicht von der eigenen, nicht gehorchenden Hand, umgebracht zu werden, sind keine schönen Aussichten.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^