Als selbstverständlich erachten, dass man gerne raus geht?

An Tagen wie dem ersten Mai machen viele etwas draußen und ich hab auch ansonsten das Gefühl, dass für viele ein Großteil der Freizeitgestaltung draußen stattfindet. Da ich schon immer nicht so wirklich viel Lust hatte, rauszugehen, sondern auch mit einem Tag vorm Fernseher sehr zufrieden bin, ist das für mich gar nicht so richtig nachvollziehbar.

Wenn ich höre, dass jemand Wanderausflüge macht oder großartig wegfährt, ist mir das immer ganz fremd. Wandern habe ich schon als Kind gehasst - sinnlos durch die Landschaft laufen, vielleicht auch noch bei Hitze und da schwitzt man und bekommt vielleicht noch einen Sonnenbrand und ist total erschöpft. Oder auch baden gehen wäre absolut nichts für mich, in irgendwelches ekliges Wasser, wo noch Insekten herumschwimmen. Und andere Menschen möchte ich auch nicht unbedingt in Badebekleidung sehen.

Selbst Grillen ist ja draußen nicht so toll, man muss das ganze Grillgut und Geschirr mitschleppen und vielleicht verbrennt sich noch einer am Grill oder es landen Insekten auf dem Essen. Das Ergebnis des Grillens esse ich zwar gerne, aber ich hätte keine Lust, selbst zu grillen, das wäre nichts für mich.

Was ist es nur, was andere Leute nach draußen zieht? Warum sehen es viele als selbstverständlich an, dass man gerne rausgeht? Denn in der Freizeitplanung vieler steht ja irgendwas, was man draußen macht, ganz oben und ich werde immer komisch angeschaut, wenn ich sage, dass mir das Wetter egal ist, da ich ja nicht vor hatte, rauszugehen. Warum spielt sich das Leben vieler draußen ab?

Ich sehe eigentlich immer mehr Stubenhocker, die völlig zufrieden mit ihrem Leben sind solange sie auf einen Bildschirm glotzen können und sich nebenher irgendwas in den Mund stopfen können. Das fängt ja schon bei den Kindern an inzwischen und man hört immer wieder von Menschen, die mit Kindern arbeiten, dass die inzwischen schon in jungen Jahren motorische Defizite und Haltungsschäden haben.

Da ich total gerne fotografiere bin ich natürlich viel draußen. Ich finde die Natur und wie sie sich im Laufe des Jahres verändert faszinierend und ich liebe es Lost Places zu finden und zu inspizieren, das ist unheimlich spannend. Im Verfall von Strukturen, die sich selber überlassen wurden und nun von der Natur zurück erobert werden, steckt etwas sehr ästhetisches, was natürlich längst nicht jeder sieht.

Die Phase, in der ich motzend durch die Gegend gelaufen bin und alles sinnlos und eklig fand und immer nur das negative gesehen habe, habe ich mit meiner Pubertät hinter mir gelassen. Rückblickend kann ich so ein kindisches "dagegen" Verhalten auch absolut nicht mehr verstehen. Man verpasst viele interessante Dinge mit so einer dummen Einstellungen.

Na ja, als dumme Einstellung musst du das ja nicht gleich bezeichnen. Ich kann auch nicht nachvollziehen, warum man etwa Freude beim Fotografieren von verfallenen Gebäuden hat, für mich sehen verfallende Häuser einfach nur schrecklich deprimierend aus, aber ich würde das dennoch nicht als dumm bezeichnen. Es ist halt anders und auch außerhalb meine Vorstellungswelt, aber dennoch würde ich das Wort "dumm" dafür nicht verwenden.

Es ist auch nicht so, dass man nun unbedingt Chips essend vor dem Fernseher sitzt. Ich sitze beispielsweise meistens vorm PC und habe den Fernseher nebenbei laufen. Ich sitze eigentlich so gut wie nie einfach nur frontal vorm Fernseher, der läuft aber bei mir fast immer als Hintergrundunterhaltung.

Ich sehe auch nicht nur das Negative, sondern mir gefallen Ausflüge einfach nicht. Ich bin eben nicht gerne draußen. Ich fühle mich schnell von der Sonne geblendet und müsste mich auch im Sommer ständig mit Sonnencreme einschmieren, damit ich keinen Sonnenbrand bekomme, weil das sehr schnell geht bei mir. Ich bin schon als Kind nicht gerne gewandert.

Welche motorischen Defizite Kinder nun vermehrt haben sollen, weiß ich auch nicht. Ich habe mal gehört, dass es manchen Kindern heutzutage schwerer fällt, zu balancieren oder rückwärts zu laufen bzw. einen Purzelbaum zu machen, aber wann braucht man das schon. Ein Defizit, was im Alltag vollkommen irrelevant ist, ist kein Defizit, sondern eine Anpassung daran, dass man etwas nicht braucht. Es beschwert sich ja auch keiner, dass viele nicht mit den Ohren wackeln können, weil man das auch nicht braucht.

Es gibt eben immer solche und solche Menschen. Bei mir ist es recht ausgeglichen. Ich liebe es mal auf dem Sofa meine Ruhe zu genießen, aber genauso gerne drehe ich auch draußen meine Runden, genieße die Sonne oder gehe auch gerne wandern. Ich bin schon von klein auf durch die Wälder gewandert und kenne es auch nicht anders, weswegen ich das sehr mag.

Ich finde eine gute Mischung macht es. Wobei ich mir aber auch nicht vorstellen kann, wie man nicht gerne grillen oder mal durch einen Wald gehen kann. Das ist mir auch völlig fremd, denn so habe ich noch keinen Menschen erlebt. Du bist eben so wie du bist und das ist auch in Ordnung so, aber meins wäre es nicht.

Ich wüsste tatsächlich nicht, wie ich meine pubertäre Einstellung besser beschreiben sollte, "dumm" passt einfach, und ich wüsste auch nicht, warum ich dafür einen schmeichelhafteren Begriff finden sollte. Ich habe mich dumm verhalten und wenn ich einen Fehler gemacht habe sehe ich das ein.

Wenn ich in der Pubertät nicht schon vor einem Ausflug eine total negative Einstellung gehabt hätte und mich dann während des Ausflugs auch nur auf das negative konzentriert hätte. hätte ich Dinge entdeckt, die ich so eben erst Jahre später entdeckt habe. Warum sollte ich diese Tatsachen beschönigen?

Ja, und warum ist es wohl problematisch, wenn schon Kinder motorische Probleme und Haltungsschäden haben? Man schaue sich nur mal die Zahlen der Erwachsenen mit Rückenproblemen und solchen Geschichten an. Gesunde Bandscheiben sind meines Wissens nach noch nicht irrelevant geworden.

Ich mag es auch, raus zu gehen und die Natur zu genießen. Genauso finde ich es aber auch schön, mal einen Tag lang zu Hause zu bleiben und nichts besonderes zu machen. So kann ich beide Seiten verstehen, nur eben beides nicht so extrem. Ich sehe es aber nicht als selbstverständlich an, dass jeder unbedingt gerne raus geht, nur verstehe ich es eben nicht, dass man wirklich niemals einen Spaziergang macht oder an einen Badesee fährt. Immer im Haus zu bleiben wäre mir viel zu langweilig.

Ich muss schon gestehen, dass ich es nicht verstehen kann, wie man nicht gerne raus gehen kann. Ich bin beispielsweise am Bodensee aufgewachsen, wobei es da immer völlig selbstverständlich war, dass man an den See gegangen ist, solange das Wetter einigermaßen schön war. Im Sommer, um zu schwimmen, zu grillen oder sich zu sonnen und sonst, um spazieren zu gehen, am Ufer zu sitzen oder eben Freunde zu treffen. Irgendwie "musste" man es quasi ausnutzen, den See vor der Tür zu haben.

Nun wohne ich nicht mehr am See, aber trotzdem gehe ich jeden Tag raus. In erster Linie natürlich, um zur Arbeit, zur Uni und zum Einkaufen zu gehen, wobei ich meine Freizeit auch gerne draußen verbringe. Ich reise für mein Leben gerne, wobei ich daher natürlich nicht nur die ganze Zeit im Hotelzimmer sitze. Stattdessen bin ich dann quasi den ganzen Tag über unterwegs und draußen und gehe meistens nur dann ins Hotel, wenn es eben ums Schlafen geht. Ansonsten erkunde ich lieber die Umgebung.

Ich fotografiere auch sehr gerne, wobei mir das zu Hause überhaupt keinen Spaß machen würde. Das mache ich nur draußen gerne. Außerdem liebe ich es, mich in den Park zu setzen, Bücher zu lesen oder zu lernen. Ich gehe gerne spazieren und genieße auch einfach mal die Sonnenstrahlen. Aber auch im Winter gehe ich gerne raus. Ich brauche das einfach, da ich mich sonst einfach nicht wohl fühle.

Natürlich kommt es auch mal vor, dass ich lieber auf dem Sofa sitze und mir einen Film ansehe, anstatt raus zu gehen. Nicht immer habe ich Lust, den ganzen Tag unterwegs zu sein. Allerdings ist es eben nicht so, dass ich nur vor dem Fernseher sitze. Dafür ist mir das Wetter oft viel zu schade und irgendwie habe ich da eben auch nicht immer so die Lust darauf.