"Ihr und Euch?"

vom 05.12.2009, 18:49 Uhr

Da ich eine kleine Tochter habe, bin ich eigentlich jeden Tag unter Menschen und es kommt nicht selten vor, dass wir zusammen in eine Bäckerei oder in ein Lebensmittelgeschäft gehe, damit wir etwas essen oder trinken können, wenn wir lange unterwegs sind.

Jedenfalls ist es mir schon desöfteren unter gekommen, allem Voran aber, wenn ältere Menschen vor mir angestanden sind, dass die ungefähr so angeredet wurden: "Wie geht es euch?", obwohl sie nur eine Person waren, also nicht mehrere! "Nehmt ihr das mit nach Hause, soll ich es einpacken?". Für mich ist diese Art zu sprechen irgendwie befremdlich. Ich glaube mich sogar zu erinnern, dass es Menschen gibt, die mich schon einmal so angesprochen haben und ich war erst verwirrt, ob wirklich ich gemeint bin.

Ist das eventuell noch eine Art zu Sprechen, wie man sie früher angewendet hatte? Woher kommt dieser Ausdruck und warum verwenden ihn heute noch Menschen, auch bei jüngeren Menschen, wie mir?

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Midgaardslang am 06.12.2009, 19:57, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Habe ich es jetzt richtig verstanden, dass du auf diese Weise angesprochen wirst, wenn du mit deiner Tochter unterwegs bist? Dann meinen die Leute mit diesem "Ihr" oder "Euch" vermutlich euch beide, also dich und deine Tochter. So könnte ich es mir vorstellen. Wenn die Leute es auch sagen, wenn du alleine bist, dann würde ich es auch nicht verstehen.

Früher hat man so etwas meines Wissens auch nur als Majestätsform zu einem einzelnen Menschen gesagt, den man als erhaben darstellen wollte. Aber das ist im normalen Alltag sicher nicht relevant. Darum würde ich vermutlich einfach mal nachfragen, wenn mich wirklich als einzelne Person öfter Menschen so anreden würden.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Es ist eine alte Höflichkeitsform, eben wie heutzutage "Sie". Ich habe es noch nirgends gehört, aber es gibt Regionen in Deutschland, wo das noch üblich ist, z. B. in manchen Regionen Bayerns. Es war früher üblich, und wenn man als Kind nichts anderes gehört hat, benutzt man es eben auch als Jugendlicher und später als Erwachsener. Manche Kinder von Zugezogenen haben es dann sehr schwer in der neuen Schule.

Eine Verkäuferin in einem Discounter hatte auch eine sehr nette umgangssprachliche Besonderheit. Sie fügte, gemäß ihrem sprachlichen Hintergrund, jedem Wort, das mit einem Konsonant aufhörte, ein -e an, also: "Guten Tage... Zwölf Euro vierundsechzige... Dankeschöne... Bitteschöne... Auf Wiedersehene... Ihnen auche."

Ich war damals 14 und fand es sehr befremdlich. Mittlerweile liegen ein Englisch- und damit auch linguistisch geprägtes Studium hinter mir, und ich kenne viele dialektische Abwandlungen, eine interessanter als die andere.

» Tritonus » Beiträge: 134 » Talkpoints: 36,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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