Flaschenpfand und Anrechnung auf Harz4?

vom 20.09.2012, 18:22 Uhr

Man sieht derzeit wieder verstärkt Beiträge und Reportagen im Fernsehen, wo Harz4 Empfänger Flaschen sammeln, um ihr Haushaltsgeld aufzubessern. Auch bei uns sind sie sehr aktiv. Was ich mir allerdings nicht vorstellen kann, ist das sie dies dem Arbeitsamt mitteilen und dies verrechnen lassen. Wäre ja ein Nachteil und außerdem wie will man das berechnen? Den Pfandzettel gibt man ja an der Kasse ab. Was denkt ihr dazu? Nebenjob hin und her, aber sollte so was nicht auch verrechnet bzw. angerechnet werden?

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» alkalie1 » Beiträge: 5526 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich finde es vollkommen Quatsch, den Verdienst durchs Flaschen sammeln mit anzurechnen. Zum Einen handelt es sich dabei eh nur um einen sehr geringen Verdienst und zum anderen ist es heutzutage eh schwer genug, mit dem Alg2-Regelsatz über die Runden zu kommen. Wenn sich jemand die Mühe macht und überall Flaschen einsammelt, zeigt mir das, dass dieser Mensch wirklich keine Arbeit scheut. Soll man ihm doch die paar Euro lassen. So jemand ist immer noch viel besser als ein Arbeitsloser, der gar nicht arbeiten will und sich um jeden Preis drückt. Bei solchen Empfängern sollte man stattdessen härter durchgreifen.

» Sternchen* » Beiträge: 2804 » Talkpoints: 2,78 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich finde auch, dass man den Leuten, die Pfandflaschen sammeln, dieses Geld lassen sollte. Es kostet ihnen bestimmt genug Überwindung, in der Öffentlichkeit die Flaschen einzusammeln, alleine schon, weil sie von Freunden oder Bekannten gesehen werden könnte. Und wenn sie trotzdem diese Pfandflaschen sammeln, zeigt doch nur, dass es ihnen finanziell wirklich sehr schlecht gehen muss. Sie sind ja nicht arbeitsscheu, denn sie tun ja etwas. Und wenn man mal überlegt, wie viele Flaschen sie vielleicht in einer Stunde finden, kann man ja mal locker ausrechnen, wie hoch der Stundenlohn ist.

Diese Leute laufen teilweise bei Wind und Wetter stundenlang umher, nur um abends etwas Brot und Marmelade auf dem Tisch stehen zu haben. Und wenn ihnen da von der Arge noch etwas angerechnet werden würde, fänd ich es total schrecklich. In meinen Augen ist es keine Schwarzarbeit, denn sie verdienen keinen hohen Stundenlohn. Und so viel ich weiß, dürfen Hartz 4 so ca. 100€ im Monat dazu verdienen, ohne dass ihnen das angerechnet werden darf.

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» Wennie4 » Beiträge: 1754 » Talkpoints: 6,72 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich war zwar noch nie bei so einer Pfandflaschen-sammeln-Aktion mit dabei, aber ich glaube, solche Menschen verdienen nicht einmal so schlecht, wie es immer angenommen wird. Wenn man die richtigen Ecken kennt, kann da schon was Ordentliches zusammenkommen. Vor allem in Großstädten findet man oft Plätze, wo sich oft viele Jugendliche treffen und etwas trinken. Die Flaschen-Sammler scheuen sich auch nicht davor, diese Jugendlichen um ihre leeren Flaschen zu bitten. Ich finde das vollkommen in Ordnung, weil die meisten sie dann eh wegschmeißen würden. So muss der Mann oder die Frau nicht einmal die Mülleimer durchwühlen. Auch habe ich einmal eine Reportage gesehen, wo sich Leute extra Eintrittskarten für Festivals kaufen, nur um dort Pfandflaschen zu sammeln. So schlecht kann es ihnen wohl wirklich nicht gehen.

Ich denke zwar nicht, dass dem nur Hartz4 Empfänger nachgehen. Aber den Empfängern gönne ich das Geld auf alle Fälle - nicht nur weil es vielleicht viel Überwindung und Aufwand kostet, sondern auch, weil ich der Meinung bin, dass der Regelsatz viel zu gering ist.

» Märie » Beiträge: 459 » Talkpoints: 15,45 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich habe dazu schon einige Reportagen im Fernsehen angeschaut und daher weiß ich, dass es da nicht nur um ein paar Euro nebenbei geht. Allerdings ist auch die Frage, wie sie das Geld abrechnen sollen? Ok, sie könnten die Kassenzettel, welche ihnen ausgehändigt werden bei der Agentur für Arbeit einreichen. Aber mal ehrlich, wer macht das schon?

Wenn man in den Geschäften seine Daten angeben müsste, wenn man Pfandflaschen abgibt, dann wäre es einfach nachzuweisen. Aber so ist es doch unsinnig. Vor allem bei den Menschen, welche das Pfandgeld dann nicht wieder in Alkohol umsetzen würde ich eine Anrechnung auf ihr Arbeitslosengeld II als Strafe für die Mühe ansehen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich denke, man darf hier nicht zwei Sachen miteinander vermischen. Das eine ist die menschliche Komponente. Man möchte diesen Flaschensammlern ihren hart erarbeiteten Verdienst an den Flaschen lassen. Das andere ist die rechtliche Komponente, wie es sich nach der Gesetzeslage tatsächlich verhält und wie die Flaschensammler sich tatsächlich verhalten müssten.

Die Gesetzeslage ist relativ eindeutig: Das so erhaltene Flaschenpfand ist ein Einkommen und müsste auf die Regelleistung angerechnet werden. Wie bei jedem anderen Arbeitseinkommen auch, gibt es dabei allerdings einen Freibetrag (meines Wissens sind die ersten 100 Euro anrechnungsfrei, danach 20 % vom Mehreinkommen), innerhalb dessen der gesamte Gewinn behalten werden kann.

Die menschliche Komponente ist natürlich, dass wir diese Arbeit des Flaschensammelns als sehr hart und mühselig bewerten, oft auch ekelig wenn die Flaschen zum Beispiel aus den Mülleimern geholt werden oder demütigend. Wir bedauern sie ziemlich schnell als die "armen Menschen", die sich noch etwas dazuverdienen zu ihrer kargen Regelleistung, die sonst nicht reicht.

Ich finde allerdings, man sollte diese Flaschensammler nicht besser stellen als beispielsweise die Putzfrau, die abends dann noch am Bahnhof oder in einer ähnlich heimeligen Umgebung die Toiletten sauber macht, damit sie für sich und ihre Kinder noch ein bisschen mehr zum Leben hat. Sie muss ihren Verdienst anrechnen lassen - warum dann nicht auch die Flaschensammler? Uns letztendlich sollten wir nicht vergessen: Wir alle bezahlen mit unserem Geld die Regelleistungen dieser Leute mit. Warum sollte deren eigenes Einkommen dann nicht gegen gerechnet werden? Oder werden von uns mal weniger Abgaben verlangt, wenn unsere Ausgaben in einem Monat mal besonders hoch sind? Gibt es da auch eine menschliche Komponente?

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Die Flaschensammler verdienen aber an der Faulheit anderer, sie haben ja eigentlich den Pfand bereits gezahlt und wenn sie keine Lust oder kein Interesse daran haben, das Pfand zurückzuholen, haben sie Pech gehabt. Ich sehe es daher nicht als Einkommen an, man kann ja auch nie abschätzen, wie viel Geld diese Flaschensammler wirklich am Tag bekommen. Und davon abgesehen - sollten die Flaschensammler dann ein Gewerbe anmelden oder wie? Ich meine, angestellt werden können sie ja nicht, oder?

Ich vergleiche es mal mit den Rückzahlungen der Krankenkasse, wenn man die Praxisgebühr und die Medikamentenzuzahlungen hatte. Die hat man auch im Grunde vorausgezahlt und werden meines Wissens bei Arbeitslosengeld II auch nicht als Einkommen bewertet. Auch in der Steuererklärung wird so etwas nicht als Einkommen meines Wissens nach bewertet, weil man im Grunde ja schon in Vorleistung gegangen ist und so verhält es sich meiner Meinung nach auch mit dem Pfand.

Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass der Staat solchen Flaschensammlern einen Riegel vorschieben kann. Dazu müsste auch das Arbeitsverhältnis erklärt werden.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Klar könnte man das Pfandsammeln als Nebenjob betrachten, aber mal ehrlich, wie sollte das kontrolliert werden. Wenn es da also eine Regelung geben sollte, könnte diese ja kaum durchgesetzt werden. Würde also nur die Bürokratie fördern und diese ist wiederum für die Allgemeinheit viel schädlicher und teurer, als ein Harz4 Empfänger der sein Einkommen mit Flaschenpfand aufbessert.

» Klaus1066 » Beiträge: 13 » Talkpoints: 2,20 »


Pro Flasche Bier gibt es gerade mal 8 Cent und dies steigt bis maximal 25 Cent auf Dosen oder bestimmte Plastikflaschen an und deshalb liegen die kaum noch auf der Straße. Wenn jemand mit 50 oder 60 chronisch krank ist und deswegen für ein paar Cent Flaschen sammelt muss man schon ziemlich asozial sein, wenn man ihm dies nicht gönnt.

Ansonsten bringt man die Leute vielleicht auf den Gedanken, echte Straftaten zu begehen. Solange der Steuerzahler über 100 Milliarden in die HRE investiert, wie jeder auf Wikipedia nachlesen kann und deren Ex-Banker dafür auch noch Millionen an Boni einklagen wollen, muss man schon völlig verblödet, wenn man hier jemanden wegen ein paar Cent noch anschwärzen will.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

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Das Anzurechnen würde schon so laufen müssen, dass die Menschen, die diese Aktivität tun, ehrlich sind und jeden Betrag dort melden, was ich natürlich stark bezweifle, schließlich wollen sie ein wenig Geld mehr zur Verfügung haben. Beweisen könnten sie die Beträge nicht, weil sie dafür ja keine Quittungen oder so etwas bekommen. Aber die Agentur für Arbeit legt sehr viel Wert darauf, dass auch alles genau in dreifacher Ausführung aufgeführt wird. Daher wäre das nur sehr schwer möglich.

Aber abgesehen davon, wäre es dann vollkommener Quatsch, dies überhaupt zu tun oder das die Agentur dies irgendwann fordert. Es würde dann nämlich entweder so laufen, dass das Geld, das sie sich dazu verdienen, entweder von ihrem monatlichen Geld abgezogen wird, sodass sie im Grunde nichts dazu verdient hätten und diese Arbeit total sinnlos wäre, oder es würde als Freibetrag zählen. So oder so, wäre eine Anrechnung vom Amt total überflüssig und unnütz. Nur in dem Fall, dass es den Freibetrag übersteigt, aber ich bezweifle, dass eine Person so viele Flaschen im Monat findet und abgibt.

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» Divia » Beiträge: 745 » Talkpoints: 55,66 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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