Leben in Gated Communities

Ich bin letztens wieder einmal auf das Phänomen der "Gated Communities" gestoßen und bin nun an weiteren Sichtweisen zu diesem Thema interessiert. Hinter dem Begriff versteckt sich nichts anderes als das Wohnen und Leben in einer eingezäunten und bewachten Wohnanlage.

Solche Anlagen gibt es hierzulande noch recht selten, während sie in den USA recht weit verbreitet sind. Diese Wohnanlagen sind umzäunt, die Zufahrten sind durch Schranken abgeteilt und Besucher müssen zuvor beim Wachpersonal angemeldet werden. Wer nicht angemeldet ist, erhält keinen Zutritt. Es existiert eine eigene Infrastruktur mit Ärzten, teilweise sogar Krankenhäusern, Kindergärten und Schulen. Auch zum Einkaufen muss man das eingezäunte Areal natürlich nicht verlassen.

Ein ganz großer Faktor, der zur Entstehung dieser abgeschotteten Wohnanlagen beiträgt, ist die empfundene Angst der Menschen vor Kriminalität. Ob diese Angst eine wirklich Basis hat oder auf der Panikmache von Politikern oder Geschäftsleuten beruht, ist sicher nicht uninteressant. Ein zweiter Punkt ist einfach der Wunsch nach Abschottung. Manche Bewohner solcher Wohnanlagen wollen einfach unter sich bleiben und nicht mit Menschen konfrontiert sein, die nicht ihrem sozialen Status, ihrer Herkunft und anderen Merkmalen entsprechen.

Ich stehe solchen Wohnprojekten zwiegespalten gegenüber. Auf der einen Seite finde ich es durchaus erstrebenswert, in einem einigermaßen sicheren Haus zu leben und den einen oder anderen Service zu genießen. Ein Haus mit Doorman kann dies aber für mich ebenfalls leisten. Ich würde das "richtige" Leben wohl vermissen, wenn ich in einer solchen Anlage wohnen würde.

Was haltet ihr von Gated Communities? Würdet ihr in einer solchen Anlage wohnen wollen? Was spricht für diese Wohnanlagen und was spricht dagegen?

Sicher ist zwar schön. Aber gerade in Deutschland leben wir auch nicht so gefährlich, dass man für Sicherheit so viel aufgeben müsste. Ich jedenfalls finde das gar nicht attraktiv, in so einer geschlossenen Gesellschaft zu leben. Ich kann mir schon vorstellen, was da für Leute wohnen. Hochnäsig, oberflächlich, rassistisch, immer den Schein wahrend.

Wer da hinziehen darf, wird doch richtig ausgesiebt. In Amerika werden bestimmt reihenweise Hispanics abgelehnt. In Deutschland würde es wahrscheinlich die Polen treffen. Die können dann noch so gute Jobs haben, aber irgendwie rufen sie halt ein ungutes Gefühl hervor. Und wenn man sich schon so genau aussuchen kann, wer neben einem wohnt, wessen Kinder mit seinen spielen, dann macht man das auch.

Hinzu kommt, dass alles immer schön hübsch aussehen muss. Alle haben den gleichen Zaun, wer nicht ein Mal die Woche mäht, ist asozial. Da darf man gar nicht aus dem Rahmen fallen.

Das mögen jetzt alles krasse Vorurteile sein und ziemlich übertrieben. Je nach Größe der Gated Community verläuft sich das ja auch wieder ein bisschen. Dass es so große gibt, dass sie eigene Einkaufscenter und Krankenhäuser haben, wusste ich gar nicht. Aber es ist eben eine geschlossene Gesellschaft. Und ich ziehe eine offene Gesellschaft definitiv vor.

Da hat man vielleicht mal einen Nachbar, der zu laute Musik hört oder man begegnet auf dem Heimweg jemanden, der einem Angst einjagt. Und klar passiert auch mal wirklich etwas. Aber dafür ist die Gesellschaft vielfältiger, man selber darf mehr aus dem Rahmen fallen und muss sich nicht so in ein Korsett zwängen, die Nachbarn wissen nicht gleich alles über dich.

Also meiner Meinung nach sind diese Gated Communities total übertrieben. Die können wir ja gerne einrichten, wenn Zombies die Erde bevölkern. Dann gibt es wenigstens einen klaren Feind, den man aussperren muss und den man ruhigen Gewissens aussperren kann, ohne rassistisch zu sein.