Durch traumatisches Erlebnis Tastsinn verlieren?

Ich bin begeisterte Zuschauerin von "Gossip Girl" und habe vor einiger Zeit angefangen, die neusten Folgen auf Englisch zu schauen, da diese auf Deutsch noch nicht draußen sind. In einer Folge ist etwas passiert, was ich mir nicht vorstellen konnte, weshalb ich euch frage, ob sowas möglich ist. Dass Fernsehserien relativ realitätsfern sein können, ist mir dabei klar. Achtung an alle "Gossip Girl"-Fans, im folgendem Absatz kommt ein Spoiler!

Weil Chuck seine große Liebe Blair verliert, erleidet er einen kleinen psychischen Zusammenbruch. Er betrinkt sich und tut ihr Gewalt an, als sie ihm erzählt, sie habe sich mit dem Adeligen aus Monaco verlobt. Einige Tage später sieht man, wie Chuck sich bei einem Motorradunfall schwer verletzt und sich vermutlich sogar die Rippen bricht. Er steht jedoch auf und tut so, als sei nichts gewesen. Als ein Arzt sich wenige Tage später die große Wunde anschaut und betastet, behauptet Chuck nichts zu spüren. Weder physisch noch physisch kann er irgendetwas empfinden, sagt er. Das wird dann nach einigen Recherchen seines Bekannten Dan so begründet, dass man nach einem Trauma schon mal den Tast- bzw. Gefühlssinn verlieren kann. Als Schutzfunktion des Körpers sozusagen.

Zuerst einmal finde ich es etwas unrealistisch, ein Trauma zu erleiden, nur weil die Ex einen Neuen am Start hat, um es mal drastisch auszudrücken. Aber mal abgesehen davon, ist es wirklich möglich, dass ein traumatisches Erlebnis zum Verlust des Tast- und Gefühlssinns führen kann?

Als Tastsinn würde ich das jetzt aber nicht bezeichnen wollen. Um das jetzt genau zu begründen müsste man Neurologe sein, aber ich halte es durchaus für möglich, dass man durch ein Trauma nichts mehr spüren kann. Ich könnte mir das sogar auf zwei Wegen vorstellen. Zum einen kann es sicherlich von der Psyche kommen. Die kann man mitunter nicht mal erklären, denn da gibt es ja fast nichts, was es nicht gibt. Wenn man aber ein so traumatisches Erlebnis hat, dann kann es meiner Meinung nach durchaus sein, dass man das Vermögen zu Fühlen verliert. Das ist dann eine starke Form der Abgestumpftheit.

Zum anderen halte ich es durchaus auch für möglich, dass bei einem Sturz Nerven durchtrennt wurden und die Reizweiterleitung schlicht und ergreifend nicht mehr funktioniert. In dem Falle wäre es dann aber eher etwas physisches und nicht psychisches und würde sich mit Sicherheit auch nachweisen lassen, was bei einem psychischen Problem immer etwas schwieriger ist. Wenn man durch ein traumatisches Erlebnis so Grundbedürfnisse wie Hunger verlieren kann, dann mit Sicherheit auch das Schmerzempfinden. Für mich klingt das jedenfalls alles andere als unglaubwürdig. Es ist nur wahrscheinlich, dass das relativ selten passiert.

Ob ein Schmerzimpuls ankommt, kann man aber eigentlich relativ einfach feststellen. Daran erkennt man dann, ob derjenige wirklich ein psychisches oder physisches Problem hat oder das tatsächlich einfach nur vortäuscht (was ich bei dieser Sendung auch für möglich halten würde). Richtige Schmerzen nicht zu empfinden kann man also nur schwer simulieren.

Ich bin kein Neurologe aber ich halte es durchaus für Vorstellbar. Mal vom Grund des Ganzen abgesehen ist es doch schon lange bekannt, dass zum Beispiel Menschen die ein Bein oder einen Arm verloren haben nach wie vor Schmerz in dem nicht mehr vorhandenen Körperteil empfinden, bzw. sich einreden, dass es so ist. Ein Schock oder aber auch Trauma ist ja wie eine Schutzfunktion unseres Körpers, um ihn und uns vor weiteren Schädigungen zu schützen. Woraus dieses Trauma dann besteht, kann sehr unterschiedlich sein. Für genauere Informationen und Erklärungen müsste man Psychologe sein.

Auch ich glaube, dass es schon sein kann, dass der Gefühlssinn nach einem traumatischen Erlebnis abgestumpft sein kann, auch wenn ich jetzt nicht die genauen biologischen Tatsachen aufzählen kann. Ich vermute, dass meine Vorredner mit ihren Theorien Recht haben, dass es vor allem psychischer aber eben auch physischer Natur sein kann. Ich kenne es von mir aus, dass ich eine Zeit lang nach einem für mich traumatischen Erlebnis kein Hungergefühl mehr empfunden hatte und gleichzeitig sehr stark abgemagert bin. Ab und an hatte ich zwar Nahrung zu mir genommen, aber nicht, weil ich das Bedürfnis dazu verspürt hätte.

Die Figur von Chuck Bass hatte von Beginn an eine Hemmung richtige Gefühle zuzulassen, da sie selbst nie richtige Liebe oder Anerkennung von Seiten des Elternhauses kennen gelernt hatte. Erst durch die Beziehung zu Blair traut sich Chuck seine Gefühle zuzulassen und auch zu diesen zu stehen. Die absolute Resignation im Kampf um Blair und ihre Liebe ist für ihn der absolute Weltzusammenbruch - er muss erkennen, dass er keine Chance mehr bei ihr hat und muss mit der Angst leben, dass sein Leben nie wieder so (lebenswert) sein wird, wie es einmal war. Für jemanden wie Chuck ist dies ein sehr traumatisches Erlebnis und es geht nicht nur darum, dass eine seiner Ex-Freundinnen vor ihm wieder in einer neuen Beziehung landet. Hier geht es darum, dass seine große Liebe - und auch seine einzige und wahre Liebe - für immer den Ehebund mit jemand anderen beschließen möchte und er vollkommen alleine zurück bleibt.

In diesem ganzen Zusammenhang kann ich diese Gefühllosigkeit nachvollziehen und traue es auch zu, dass so etwas im Einzel- bzw. Spezialfall eintreffen bzw. zutreffen könnte - unabhängig davon, dass es sich hierbei um reine Fiktion handelt.