Wieso stellen viele Menschen eine Eigendiagnose?
Mir ist aufgefallen, dass viele Menschen bei Beschwerden gerne das Internet nutzen und nach einer entsprechenden Krankheit googeln. Sie stellen quasi ihre Eigendiagnose, bevor sie zum Arzt gehen. Manche Menschen verzichten sogar komplett darauf, zum Arzt zu gehen.
Aber warum ist das so? Ist die Angst vor dem Weg zum Arzt zu groß? Wie macht ihr das? Googelt ihr vorher und spart euch dann den Weg zum Arzt? Was erhofft ihr euch von so einer Vorgehensweise?
Also ich muss ehrlich zugeben, ich bin auch so ein Krankheiten-Googler. Ich bin nämlich hypochondrisch veranlagt und vermute hinter jedem Symptom gleich eine schlimme Krankheit wie Krebs oder AIDS. Das Googeln hilft mir dabei, schlimme Krankheiten eventuell ausschließen zu können. Meist ist aber das Gegenteil der Fall und man googelt z.B. nach Magenkrämpfen und es kommt Magen-oder Darm Krebs gleich als erste Diagnose dabei heraus.
Zum Arzt geht man dann meistens nicht, weil der diese Diagnose ja auch noch bestätigen könnte und man dann eh schon dem Tode geweiht wäre. Ist natürlich totaler Schwachsinn und ich versuche immer, nicht zu googlen und lieber zum Arzt zu gehen, aber manchmal bekomme ich abends zu Zeiten irgendwelche körperlichen Symptome, zu der natürlich alle Arztpraxen schon zu haben und damit ich ruhig schlafen kann, muss ich eben googeln, damit ich weiß, woher die Symptome kommen könnten und ob nicht vielleicht einfach etwas Harmloses dahinter steckt.
Die Hypochondrie habe ich entwickelt, als mein Vater und später meine Tante plötzlich an Krebs verstarben. Sie hatten nie irgendwelche Symptome und bekamen dann plötzlich Bauchschmerzen und dann hieß es gleich : Krebs im Endstadium und kurze Zeit später waren sie tot. Das ist für mich eine meiner größten Ängste überhaupt, dass es mir auch so ergehen könnte.
Ich glaube, dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Die Menschen greifen erst einmal auf das Internet zu, weil es der kürzeste Weg ist und weil das Internet alle Informationen, die man benötigt, in riesigen Mengen zur Verfügung stellt. Dadurch erfährt man von anderen Betroffenen in den entsprechenden Portalen möglicherweise viel mehr, als es ein einzelnes Arztgespräch heutzutage leider hergibt.
Außerdem entspricht diese Art der Selbstinformation mittlerweile total dem Zeitgeist. Man konsultiert nicht mehr irgendeinen Experten, weil man durch das Internet selber ein Experte werden kann. Hier hat sich der Gedanke, dass ein Arzt ursprünglich einmal eine Kapazität und Autorität war, gründlich verschoben. Es herrscht das Prinzip der Selbstermächtigung: jeder ist jetzt sein eigener Experte.
Zum anderen glaube ich aber, dass ein Arztbesuch für einen berufstätigen oder sonst wie voll zeitig beschäftigten Menschen einfach zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Wer kann schon morgens stundenlang in einer Arztpraxis warten, dann in die Apotheke gehen, um das Rezept einzulösen, um dann das Medikament erst am späten Nachmittag abholen zu können. Da kann schon mal mehr als ein halber Tag bei drauf gehen. Deshalb ist eine Internetdiagnose eine hohe Zeitersparnis.
Ich finde, das Internet hat Vor- und Nachteile. Zum einen, weil dieses ganze Halbwissen, dass man sich im Internet aneignen kann, zu fatalen Fehlschlüssen führen kann und man vielleicht zum Hypochonder wird. Zum anderen aber auch, weil hier der Arzt von Bagatellfällen entlastet wird.
Aber vor allem profitiert dabei die Pharmaindustrie. Noch nie standen so viele bis vor kurzem noch verschreibungspflichtige Medikamente rezeptfrei in der Apotheke und in Online-Apotheken zur Verfügung.
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