Subjektive Staatsangehörigkeit abhängig von Leistungen?

vom 19.04.2015, 07:11 Uhr

Ich habe ein Zitat gefunden, das ganz treffend ausdrückt, was ich meine:

Wenn ich mit der Relativitätstheorie recht behalte, werden die Deutschen sagen, ich sei Deutscher, und die Franzosen, ich sei Weltbürger. Erweist sich meine Theorie als falsch, werden die Franzosen sagen, ich sei Deutscher, und die Deutschen, ich sei Jude. (Einstein)

Was sagt uns dieses Zitat? Einstein war offensichtlich der Meinung, dass sich jede Nation mit den Errungenschaften und Erfolgen der Individuen schmücken möchte. Einstein wird bis heute als Deutscher bezeichnet, obwohl er eigentlich Jude war und mir ist aufgefallen, dass dies auch auf andere Persönlichkeiten zutrifft, die erfolgreich sind.

Ich sah gestern die Sendung "Luke - die Woche und ich" mit Luke Mockridge. In der Sendung hatte er den farbigen Komiker Dave Davis zu Gast und die beiden haben es dann zum Thema gemacht, dass die Schwarzen oft als Ausländer abgestempelt werden und nicht die Deutschen. Die beiden hatten in der Öffentlichkeit einen Test gemacht, wo die beiden dann draußen in der Öffentlichkeit ein Schild in die Höhe gehalten haben mit der Aufschrift "Umarme heute einen Ausländer" und die meisten wollten daraufhin den Schwarzen umarmen, obwohl der in Deutschland geboren und aufgewachsen ist und auch den Deutschen Pass hat.

Luke Mockridge dagegen ist zwar in Deutschland aufgewachsen, aber da sein Vater Kanadier ist und seine Mutter Italienerin hat er nie den deutschen Pass besessen. Interessanterweise wird er bei Wikipedia aber dennoch als "deutscher Komiker" bezeichnet, egal ob jetzt beim englischen oder beim deutschen Wikipedia.

Luke ist ja gerade im Rheinland auch etwas bekannter und für mich ist das ein sehr treffendes Beispiel dafür, dass man immer nach dem Erfolg einer Person misst, ob man ihr die eigene Staatsangehörigkeit aufdrückt oder nicht. Helene Fischer hat ja auch einen Migrationshintergrund, aber weil sie so erfolgreich ist, gilt sie überall als "deutsch".

Ich bin der festen Überzeugung, wenn sie keinen Erfolg hätte, würde sie öffentlich als "Russin" abgestempelt, obwohl sie keine ist und nie eine gewesen ist. Auch bei Kaya Yanar bin ich der Meinung, dass er direkt als "Türke" und "Ausländer" gelten würde, wenn er nicht so bekannt und erfolgreich wäre.

Was meint ihr dazu? Hat Einstein Recht mit seinem Zitat und die subjektiv von der Gesellschaft empfundene Staatsangehörigkeit einer Person wird immer abhängig von deren individuellen Leistungen sein? Warum ist das so?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Es gibt ja verschiedene Betrachtungsweisen der Staatsangehörigkeit. Rechtlich geht das danach, welchen Pass man hat, aber oftmals ist für das Empfinden die Abstammung eines Menschen wichtiger - also wo kommen die Vorfahren her. Darum werden viele Einwanderer nicht als Deutsche angesehen, weil sie eben woanders herkommen.

Du hast das Beispiel Helene Fischer genannt - ich hatte keine Ahnung, dass sie aus Russland kommt. Und wenn ich das nicht weiß, nehme ich mal an, wissen es viele andere auch nicht. Einem dunkelhäutigen Menschen sieht man an, dass er nicht von hier stammt, aber bei Helene Fischer ahnt das vielleicht keiner.

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