Wie können Mitarbeiter an das Unternehmen gebunden werden?

Es gibt in Deutschland einen Fachkräftemangel. Viele Unternehmen klagen über Personalmangel. Wenn dann auch noch Mitarbeiter kündigen, wird das zu einem großen Problem. Viele Unternehmen stehen daher vor der Frage, wie Mitarbeiter optimal an das Unternehmen gebunden werden können. Die Frage ist besonders brisant, wenn es sich um richtig gute Mitarbeiter handelt. Innerlich neigen nämlich viele Mitarbeiter dazu, über eine Kündigung nachzudenken.

Was glaubt ihr, wie kann ein Mitarbeiter optimal im Unternehmen gehalten werden? Sind monetäre Anreize wichtig oder kommt es eher auf nicht-monetäre Leistungen an? Wie wichtig sind Lob, Kritik und eigene Entwicklungsperspektiven? Was müssen Unternehmen tun, um langfristig attraktiv zu bleiben?

So pauschal lässt sich das natürlich gar nicht beantworten. Es kommt doch immer speziell auf das Unternehmen selber an. Es spielt genauso eine große Rolle dass zum Beispiel das Klima unter den Kollegen und Vorgesetzten gut ist, als auch die Bezahlung der einzelnen Jobs. Aufstiegsmöglichkeiten sind einem 30-jährigen wichtiger, als einem 60-jährigen Mitarbeiter.

Für mich persönlich ist zum Beispiel sowohl der Verdienst als auch die Verdienststaffelung in einem Unternehmen wichtig. Was bringt mir ein innerbetrieblicher Aufstieg, wenn es sich am Ende trotzdem nicht auszahlt, ich also keinen Mehrwert habe, obwohl ich nun zum Beispiel mehr Verantwortung, Arbeit oder andere Dinge übernehme.

Ich hatte zum Beispiel mal einen Arbeitgeber, der sehr viele extra Dinge gezahlt hat, die gut für die Mitarbeiter waren. Es wurde eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio übernommen und einmal im Quartal kam jemand um allen zu zeigen wie man ergonomisch Arbeitet. Im Anschluss gab es eine Massage. Auch wurden ab und zu Ausflüge und andere Events für die Mitarbeiter organisiert.

Generell war das Klima unter den Mitarbeiter und gegenüber den Vorgesetzten super. Weiterbildungen wurden auch gerne gesehen, diese haben sich auch immer ausgezahlt, so richtig anwenden konnte man sein neues Wissen aber nicht. Hierfür musste man dann den Standort oder die Firma selber wechseln, weshalb auch ich irgendwann gegangen bin. Perfekte Mitarbeiterbildung gibt es wohl nicht, nur die größt mögliche.

Als ich noch angestellt gearbeitet habe, war es eine Mischung aus finanziellen Lösungen und anderen Angeboten, die ein Unternehmen für mich attraktiv gemacht haben. Ziemlich unschlagbar war beispielsweise immer der Dienstwagen mit Tankkarte, Reinigungsservice und uneingeschränkter privater Nutzung. Kurztrips ans Meer oder Städtetrips in die Nachbarländer gehörten so für uns zum festen Programm an den Wochenenden. Das bedeutete neben dem finanziellen Aspekt schon ein deutliches Plus an Lebensqualität.

Was mich später zusätzlich überzeugt hat, war die vom Arbeitgeber organisierte und finanzierte Kinderbetreuung im Haus. Dazu eine Babyecke im eigenen Büro, damit man das Kind aus der Betreuung nehmen und auch während der Arbeitszeit mal in Eigenregie betreuen konnte.

Ebenfalls als sehr angenehm empfand ich die Möglichkeit ein bis zwei Tage pro Woche im Home Office zu arbeiten. Die Einrichtung, die Arbeitsmittel und den Anschluss und Betrieb von Internet und Telefon hat auch der Arbeitgeber getragen. Das war alles in allem sehr angenehm und mit einer Gehaltserhöhung sind kleinen oder großen Annehmlichkeiten nicht aufzuwiegen.

Ich halte monetäre Anreize und Geschenke als Form der Mitarbeitermotivation für den absolut falschen Weg. Natürlich muss das Geld stimmen, keine Frage. Aber wenn man seine Mitarbeiter mit Geld halten muss, steckt man schon in großen Schwierigkeiten. Finanzielle Anreize haben nur kurzfristige Wirkung. Außerdem lockt es die falschen Leute an, nämlich diejenigen, die ihre Arbeit nur als Tausch von möglichst viel Geld gegen möglichst wenig Arbeit ansehen.

Die beste Methode zur Mitarbeiterbindung ist, von Anfang an dafür zu sorgen, dass man die richtigen Mitarbeiter hat. Die Leute sind dann nämlich von alleine motiviert, weil sie grundsätzlich Spaß an ihrer Arbeit haben. Das funktioniert besonders gut bei Jobs, die eine hohe Qualifikation erfordern. Aber gerade dort hat man ja Probleme, wenn man eine hohe Fluktuation hat. Bei "einfachen" Jobs ist das nicht so kritisch.

Dann muss man nur noch dafür sorgen, dass der Mitarbeiter nicht demotiviert wird. Dazu gehört dann wieder ein gutes Gehalt. Aber wenn man den Mitarbeitern eine optimale Arbeitsumgebung schafft, denken sie gar nicht daran, für 10 oder sogar 20 Prozent mehr Gehalt das Unternehmen zu wechseln.

Wichtiger ist eine gute Arbeitsatmosphäre. Das fängt schon beim Büro an. Ein ruhiges und klimatisiertes Büro mit viel Platz ist viel mehr Wert als seine Großraumbüromitarbeiter jedes Jahr in die Südsee zu schicken. Außerdem sollte man immer möglichst ausreichend Arbeitsmittel zur Verfügung stellen. Das kostet weniger als ein ineffektiver und vielleicht sogar frustrierter Mitarbeiter.

Wenn man nur die richtigen Leute einstellt, achtet man sehr darauf, dass sie ins Team passen. Wenn jeder gut zusammen arbeitet, erhöht das nicht nur die Loyalität, sondern auch die Produktivität.

Wichtig ist auch, dass die Mitarbeiter so viel Freiheiten bekommen, wie es ohne Beeinträchtigung des Geschäftsbetriebs möglich ist. Das heißt zum Beispiel Arbeitszeitfreiheit und die Möglichkeit von zuhause oder unterwegs zu arbeiten. Dabei sollten allerdings die vereinbarte Arbeitszeit und die Erreichbarkeit klar eingegrenzt werden. Die Forderung, ständig erreichbar zu sein, motiviert keinen Mitarbeiter.

Prämien und Geschenke kann man sicherlich auch als Motivation nutzen, aber das bringt nur etwas, wenn man damit vorsichtig umgeht, damit es nicht zum Selbstverständnis wird. Am besten nutzt man solche Methoden, wenn man die Mitarbeiter für einen hohen Einsatz bei einem bestimmten Projekt oder in einer schwierigen Phase honorieren will.