Sterbehilfe aus Empathie in Anspruch nehmen?

vom 14.04.2015, 17:23 Uhr

Vor kurzem habe ich diesen Thread gelesen: Warum wird laut Studie Sterbehilfe eher von Frauen gewollt. Es geht darum das laut einer Studie offenbar mehr Frauen Sterbehilfe in Anspruch nehmen möchte, als Männer, auch wenn nicht aufgeführt worden ist, wie groß dieser Unterschied im Grunde wirklich ist. Interessant aber fand ich das der oder die Ersteller/In des Threads vermutet hat, dass es möglicherweise daran liegen könnte, dass Frauen ihre Angehörigen nicht mit der Pflege belasten wollen.

Mich selbst hat diese Behauptung etwas verwirrt, denn bislang hatte ich eine andere Vorstellung von Sterbehilfe. Ich hatte immer angenommen, dass es darum geht das schwerkranke Menschen sich der Tatsache bewusst sind, dass sie sterben müssen und unter qualvollen Schmerzen nicht auf diesen Moment warten wollen. Ich hatte bisher immer gedacht, dass diese Menschen sterben wollen, weil sie qualvolles erleiden müssen und von den zahlreichen Medikamenten und Schmerzmitteln genug haben, weil das einfach kein Leben mehr ist.

In anderen Fällen sind es auch behinderte Menschen die kaum noch Freiheiten und Bewegungsmöglichkeiten haben. Auch hier kann ich mir gut vorstellen, warum sie sterben möchten, denn so ist es auch einfach kein Leben mehr. Aber ich wäre jetzt nicht auf die Idee gekommen, dass diese Menschen Sterbehilfe in Anspruch nehmen möchten, weil es sie belastet, dass ihre Angehörigen sie pflegen müssen und sie ihnen einen Gefallen tun wollen.

Könnt ihr euch vorstellen, dass das einer der vorrangigen Gründe für eine Person sein könnte, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen? Würdet ihr Sterbehilfe haben wollen, wenn ihr das Gefühl hättet, dass ihr euren Angehörigen zu sehr auf die Nerven geht oder so? Ich kann mir das ehrlich gesagt nicht vorstellen und für mich wäre das auf jeden Fall kein Entscheidungskriterium sondern lediglich die Tatsache, ob ich mein Leben noch lebenswert finde oder nicht. Wie steht ihr dazu?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich würde das gar nicht so voneinander trennen. Wenn dein Leben so aussieht, dass du vor Krankheit und Schmerzen nicht mehr alleine klarkommst und deine Angehörigen dich pflegen und sich ständig um dich sorgen müssen, dann hängt das zusammen. Dass man nicht nur Schmerzen hat und deshalb alles beschissen ist, sondern dass man deshalb auch noch auf die Hilfe anderer angewiesen ist.

Es ist doch auch in keinem Fall angenehm, wenn sich deine Angehörigen um dich kümmern müssen. Man merkt ja, dass es sie belastet. Sie ändern ja oftmals ihr ganzes Leben, um mehr Zeit dafür zu haben. Das nimmt doch auch der zu pflegenden Person Lebensqualität, wenn sie indirekt dafür verantwortlich ist.

Ich glaube, dass man eine ganze Menge aushält, wenn es nur einen selbst betrifft. Gut, dann hat mal halt Schmerzen, aber man will seine Enkel aufwachsen sehen oder die Hochzeit der Tochter noch miterleben. Man würde ja etwas dafür bekommen, wenn man die Schmerzen aushält. Aber die Angehörigen leiden eben immer mit. Es betrifft nie nur einen selbst. Und die Verantwortung für das Wohlergehen anderer ist extrem groß.

Und daher kann ich mir sehr gut vorstellen, dass diese Überlegungen eine sehr große Rolle spielen bei dem Wunsch nach Sterbehilfe. Für mich ist das ganz logisch und ich kann im Umkehrschluss nicht verstehen, warum sie für dich keine Rolle spielen würden. Das klingt für mich, ehrlich gesagt, ein bisschen egozentrisch. Als ob es dir egal wäre, wie sehr deine Krankheit die Leben anderer beeinflussen würde.

Benutzeravatar

» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^