Wart ihr schon mal körperlich auf fremde Hilfe angewiesen?

vom 03.02.2015, 14:13 Uhr

Ich stelle mir es sehr schlimm vor, wenn ich einmal auf fremde Hilfe angewiesen bin, mich nicht mehr alleine waschen kann oder nicht mehr alleine zur Toilette kann, nicht mehr alleine essen kann oder andere Dinge nicht mehr alleine verrichten kann. Für mich wäre es sehr erniedrigend.

Manche Menschen haben aber schon mal einen Unfall gehabt und waren kurzzeitig auf fremde Hilfe angewiesen, weil sie körperlich nicht mehr die Bewegungsfreiheit hatten und nicht mehr alles körperlich alleine machen konnten. Ging es euch auch schon mal so und was war eingeschränkt? Wie habt ihr euch dabei gefühlt? Ist es für euch demütigend gewesen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Zum Glück hatte ich das noch nicht. Ich habe es aber bei meinem Opa gesehen, wie das ist, wenn man auf andere Hilfe angewiesen ist. Er war immer ein sehr starker Mensch, der Fels in der Brandung der Familie und als er dann auf Hilfe angewiesen war hat ihn das irgendwie gebrochen. Das hat er auch nicht so vor allen gezeigt, aber er hat dann ab und zu mal vor sich hin geweint, wenn er dachte allein zu sein.

Das ist wirklich schwer für einen. Sicherlich, man kann es nicht ändern, aber es ist schon sehr unangenehm und sicherlich kommt es dann auch auf die pflegende Person an, aber wenn man mit der nicht klarkommt, ist dies noch tausendfach unangenehmer. Die Person kann es einem aber auch so angenehm gestalten, dass man die eigene Würde noch behält, das sehe ich oft im Altenheim.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich selbst war noch nicht dermaßen auf fremde Hilfe angewiesen, glücklicherweise. Aber ich habe bei meinem Großvater gesehen wie das sein kann. Er war immer topfit und hat auch im hohen Alter noch weite und lange Reisen unternommen. Auch Treppen steigen konnte er genauso gut wie die jüngeren, ich hatte immer Probleme, auf Dauer mit ihm mitzuhalten weil er einfach zu flink für mich war. Aber praktisch über Nacht hat sich das geändert.

Er hatte Phasen, die stark dementielle Tendenzen hatte, wobei das aber durch etwas anderes verursacht worden sein soll und keine "richtige" Demenz gewesen ist. Er hat ständig wirres Zeug geredet, wusste nicht mehr wo er war und dass wir schon 20 Jahre in Deutschland leben. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er seit 15 Jahren im selben Mehrfamilienhaus mit uns lebt und zwischenzeitlich hatte er sogar die Namen einzelner Familienmitglieder vergessen.

Hinzu kam, dass er Probleme hatte, sich zu waschen und auf die Toilette zu gehen. Es musste regelmäßig ein ambulanter Pflegedienst kommen, was ihn doch ziemlich mitgenommen hat. Er war immer unabhängig und konnte für sich selbst sorgen und praktisch über Nacht war das vorbei. Er ist sehr gebrechlich geworden und zittert, wenn er nur ein paar Schritte laufen muss. Man muss ihn immer stützen, weil man sonst Angst hat, dass er zusammenklappt.

Ich hoffe, dass ich nicht so schnell in so eine Situation geraten werde. Ich weiß nicht, wie mich das fertig machen würde, plötzlich so stark auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Ich meine, wenn man Unterstützung von dem engsten Umfeld bekommt, ist das möglicherweise noch etwas anderes. Aber seine Frau ist selbst körperlich eingeschränkt, kann sehr schlecht gehen, kaum Treppen steigen und ist eigentlich auf einen Rollator angewiesen. Da ist es natürlich logisch, dass sie es nicht alleine schafft, sich um ihn zu kümmern und dass dann jemand fremdes und externes kommen muss. Gerade wenn die Kinder und Enkelkinder auch arbeiten oder zur Schule müssen und nicht den ganzen Tag für ihn da sein können, auch wenn sie es wollten.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke diese Situation wird wohl fast jeder Mensch schon mal erlebt haben. Und wenn es nur um wenige Tage und kleinere Hilfen ging. So hatte ich vor vielen Jahren auch schon mal Probleme mit der rechten Schulter und war darauf angewiesen, dass mir mein Vater die Haare kämmt. Bei langen Haaren mit Naturlocken konnte man das auch nicht ein paar Tage vernachlässigen.

Auch neulich erst, als mein Mann mich Samstagabend ins Krankenhaus in die Notfallambulanz gebracht hat, war ich bei der Jacke auf Hilfe angewiesen. Aber da muss man eben durch, vor allem, wenn man weiß, dass es kein Dauerzustand ist. Wie es wäre, wenn ich ständig auf fremde Hilfe angewiesen wäre, kann ich so nicht sagen. Der Fall war noch nie vorhanden und ich kenne es auch nicht aus der Familie. Aber man würde sich eben mit der Situation arrangieren müssen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich war über ein Jahr auf fremde Hilfe angewiesen, weil ich kaputte Wirbel hatte und nicht aufstehen durfte. Nach einem dreiviertel Jahr durfte ich zwar wieder erste Schritte machen, aber es hat noch gedauert bis ich wieder endgültig fit war. Ich fand es schon recht anstrengend.

Es war mir aber auch unangenehm. Die ersten sechs Wochen musste ich im Krankenbett liegen bleiben und durfte nicht aufstehen, mich nicht umdrehen oder sonstige Bewegungen machen. Danach durfte ich zur Toilette robben, also wie ein Kleinkind. Das war zwar auch nicht angenehm, aber es war besser, als eine Bettpfanne zu nutzen.

Laufen musste ich wieder lernen. Meine Mutter hat mir immer die Matratze ins Wohnzimmer gelegt, damit ich mich nicht zu sehr belaste und mich zumindest vom Fernseher berieseln lassen konnte. Ich habe auf der Matratze gegessen, das Essen musste mir gebracht werden und es musste zerkleinert werden, da ich mich ja nicht hinsetzen durfte.

Irgendwann bekam ich dann ein Korsett und ich konnte mich zumindest etwas bewegen und langsam wieder anfangen selbstständiger zu werden. Es war schon eine ziemlich harte Zeit und ich glaube, dass ich schon ziemlich nervig war. Seitdem versuche ich, dass ich nie wieder körperlich abhängig von jemandem bin.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12599 » Talkpoints: 0,42 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich war bereits mit meinen jungen Jahren schon einige Male auf fremde Hilfe angewiesen. Momentan sogar auch wieder ein wenig.

Ich bin sehr tollpatschig und tue mir sehr oft weh. Daher ist es des öfteren schon vorgekommen, dass ich mir mein Sprunggelenk oder meine Zehen verstaucht habe. Einmal habe ich es sogar geschafft, mir den Daumen anzubrechen. Zurzeit muss ich das Bett hüten, weil ich vor wenigen Wochen umgeknickt bin und mein Knöchel wieder dick wird, weil ich ein wenig zu viel herum gelaufen bin die letzten Tage.

Natürlich ist das ehrlich gesagt wirklich wenig, was ich da an fremde Hilfe beanspruchen muss, wenn ich mir so andere Fälle ansehe. Aber auch wenn es nur wenig Hilfe ist, die ich brauche, fühle ich mich da schon etwas unbehaglich, wenn ich mir bei irgendetwas helfen lassen muss.

Ich beneide die Menschen nicht, die dauerhafte Hilfe benötigen. Ich bin zum Glück vielleicht nur einige Wochen auf andere angewiesen, dann sind meine Verletzungen verheilt. Aber jemand, der zum Beispiel einfach alt wird und nicht mehr so kann, wie er gerne möchte, muss sich auch sehr unbehaglich fühlen, wenn er Hilfe beanspruchen muss. Solche Menschen sind dann für immer auf fremde Hilfe angewiesen, da heilt es leider nicht mal eben.

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» Divia » Beiträge: 745 » Talkpoints: 55,66 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich war mit 11 Jahren schon einmal körperlich auf fremde Hilfe angewiesen, da ich nicht laufen konnte. Nach einem Unfall habe ich eine Verletzung bis zum Knochen gehabt, die auch sehr weit aufgeklafft ist und genäht werden musste. Wenn man mein Bein nicht abgebunden und hochgelegt hätte, dann wäre ich wahrscheinlich an meiner Verletzung verblutet. Es ist natürlich nicht angenehm auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, aber das war auch nur zeitlich begrenzt so. Schlimmer ist es, wenn man sein ganzes Leben lang Hilfe braucht.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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