Entschleunigt zum Abitur - eine Idee aus Salem

Das G8, inzwischen in fast allen Bundesländern etabliert, das für hohe Wellen sorgte, das mittlerweile bundesweit etabliert ist aber noch immer ein Aufreger. Hinter den Kulissen stöhnen jedoch noch immer Schüler und Eltern sowie Lehrer über Unmengen an Lehrstoff, der in viel zu kurzer Zeit bewältigt werden muss. Kombiniert mit vielen Ausfallstunden ist es verständlich, dass die Qualität sicher leidet weil Zeit zum Üben und Vertiefen fehlt. Hinzu kommt, dass enge Stundenpläne kaum noch Zeit für Hobbys lassen.

Diese Probleme haben nicht nur Schüler an ganz normalen staatlichen Schulen, auch Internatsschüler klagen über diese Probleme. Eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, dass gerade Internate seit Einführung des G8 einen regelrechten Ansturm erleben, versprechen sie doch kleinere Klassen und gezielte Förderung der Schüler.

Ende 2009 wagte das als Elite-Gymnasium bekannte Internat Schloss Salem einen bisher einzigartigen Vorstoß. Ab dem Schuljahr 2010/11 sollte ein zusätzliches sogenanntes Salemjahr nach der 10. Klasse eingeführt werden,s das Turbo-Abitur entschleunigt und Schüler, die mit dem G8 nicht so gut klar kommen, gut vorbereitet in die Kursstufe schicken. Diese Vorbereitung könnte in der Einübung von bestimmten Techniken bestehen, aber auch in der Absolvierung eines Ausland-Aufenthaltes, von dem vielen G8-Abiturienten inzwischen abgeraten wird.

Der Philologen-Verband fand und findet wohl immer noch diesen Vorstoß sehr interessant: Auch im großen Vorbild in Sachen Bildung, Finnland, gäbe es die Möglichkeit die Oberstufe in zwei bis vier Jahren zu durchlaufen. Das sollte auch in Deutschland Ziel sein. Kritiker dieses Vorstoßes gibt es naturgemäß auch, sie fürchten eine klammheimliche Einführung des G9 und zwar durch die Hintertür.

Mittlerweile ist der entsprechende Antrag des Internates auch offiziell vom Tisch des baden-württembergischen Kultusministeriums, ganz vergessen ist die Idee aber immer noch nicht.

Da inzwischen das Abitur ja schon von vielen Leuten fast als Pflicht angesehen wird, gibt es wohl tatsächlich das Problem, dass der Niveauunterschied innerhalb einer Klasse viel stärker als früher ist. Von daher ist es gar nicht so verkehrt, wenn man den Abschluss in einer solchen Form flexibel gestaltet.

Das ist zumindest viel besser als das simple Wiederholen einer Klasse, wie es heute ja wahrscheinlich noch üblich ist. Schließlich verliert man dadurch zwar ein Jahr, aber man macht ja doch wieder exakt das selbe und kommt eigentlich nicht wirklich voran. Wenn man nun stattdessen ein Jahr einlegt, bei dem man die Grundlagen festigt und auch gezielt auf die nächsten Jahre vorbereitet, hat der Schüler mehr davon.

So ein Zwischenjahr ist vielleicht nicht nur in der Oberstufe sinnvoll. Vielleicht sollte man einfach alle zwei oder drei Jahre die Möglichkeit für ein solches Zwischenjahr anbieten.

Dabei kann man dann vielleicht besonders auf die schwierigen Fächer - im Gymnasium meist Mathematik und die Fremdsprachen - wert legen. Gerade in diesen Fächern ist eine solide Grundlage wichtig, weil sie einfach sehr stark aufeinander aufbauen. Bei anderen Fächern ist das nicht so der Fall, weil es sich mehr um die Behandlung Einzelthemen ohne größeren Zusammenhang handelt.

Das heißt in einem solchen Jahr müsste man einfach die Stundenanzahl für diese wichtigen Fächer verdoppeln und stattdessen die anderen Fächer etwas zusammen kürzen. Allerdings müsste man sich dann bemühen, dass die Fächer nicht nur Wiederholung von alten Stoff ist, sondern vielleicht auch etwas Neues gemacht wird.