Gesetz gegen geplante Obsoleszenz in Deutschland?

In Frankreich gibt es eine Gesetzesinitiative, die die geplante Obsoleszenz künftig unter Strafe stellen soll. Gemeint sind Produkte, deren Produkttod bereits vom Hersteller vorausgeplant ist. In Frankreich soll ein solches Vorgehen in Zukunft als Betrug gelten und mit empfindlichen Strafen für Hersteller wie für Importeure belegt werden.

Würdet ihr so ein Gesetz auch in Deutschland für notwendig erachten? ich kann mich so richtig dafür begeistern, seitdem mein sündhaft teures Laptop in die ewigen Jagdgründe eingegangen ist. Ich könnte mir auch vorstellen, dass ein solches Gesetz eine abschreckende Wirkung auf einige Hersteller ausübt. Was meint ihr dazu?

Geplante Obsoleszenz ist ein Mythos, der sich einfach nicht mit statistischen und physikalischen Gesetzen vereinbaren lässt. Die genaue Erklärung hierfür habe ich bereits in mehreren Themen ausführlich beschrieben, deshalb möchte ich das nicht wiederholen.

Es gibt nur eine Möglichkeit, wie man das wirklich realisieren kann, nämlich über Software. Das heißt der Hersteller muss ganz explizit eine Softwareroutine in sein Gerät einbauen, dass sich mit einer Uhr abgleicht und dann das Produkt nach der Garantielaufzeit deaktiviert. So etwas wäre in Deutschland aber vermutlich auch bei der heutigen Gesetzgebung illegal.

Wieso braucht man dazu Software? Entschuldige, aber wenn Bauteile sehr günstig und schwach ausgelegt werden, dann ist klar, dass ein Produkt bei durchschnittlichem Gebrauch in etwa x Betriebsstunden hält.

Und wenn auf diese Art Schwachstellen bewusst nicht verzichtet wird, weil es Kosten spart und der Verbraucher die Sachen bei Problemen sowieso neu anschafft, dann ist das für mich geplant, weil es bewusst in Kauf genommen wird.

Genau hier widerspricht man aber allen physikalischen und statistischen Grundlagen. Natürlich kann man ein Bauteil so auslegen, dass es zu einer gewissen Wahrscheinlichkeit X Stunden überlebt. Aber das bedeutet, dass eine Menge Bauteile kürzer leben und eine Menge länger. Man schafft es niemals, den Bereich so eng einzugrenzen, dass ein Gerät kurz nach der Garantiezeit kaputt gehen kann. Man wird dann nämlich einfach vor lauter Garantiefällen überrollt.

Außerdem spielt das Nutzerverhalten eine große Rolle. Ein solches Vorgehen funktioniert also nur, wenn das Nutzerverhalten sehr klar definiert ist, also zum Beispiel bei Routern. Dann kommt aber wieder die Physik ins Spiel. Eine Erhöhung der Betriebstemperatur um 10 °C (kühler Keller gegenüber Dachbodenwohnung im Sommer, oder nicht klimatisierter Raum in Südeuropa) würde zu einer Halbierung der Lebensdauer führen.

Man muss also immer auf eine sehr hohe Lebensdauer auslegen, um nicht während der Garantiezeit schon teure Ausfälle zu haben. Die paar Ausfälle, die kurz nach der Garantiezeit sind, sind einfach statistische Ausreißer.

Niemand baut gezielt Schwachstellen ein. Es ist aber einfach so, dass Elektronik nicht ewig hält. Es gibt einfach Verschleißteile, wie bei Mechanik auch. Die Situation hat sich in den letzten Jahren extrem verschärft, da Geräte einfach komplexer und vor allem kleiner geworden sind. Wer will denn noch die riesigen und schweren Steckernetzteile haben oder einen dicken Röhrenmonitor?

Mit der Miniaturisierung verschärft sich die Wärmeproblematik. Die Betriebstemperatur in den Geräten steigt und damit sinkt die Lebensdauer. Das heißt es ist unbedingt nötig, dass sich die Ingenieure sehr intensiv Gedanken über die Auslegung der Lebensdauer machen. Natürlich wird in diesem Bereich auch Forschung betrieben.

Dummerweise wird genau das, was die Qualität sichern soll, von den Medien als "absichtlich Schwachstellen einbauen" dargestellt. Und die Laien glauben es auch noch. Das ist wirklich traurig.