Risiko einer Knochenmarkspende für den Spender sehr hoch?

vom 20.02.2015, 14:05 Uhr

Ich habe von einer Bekannten gehört, dass bei einer Knochenmarkspende beim Spender das Immunsystem weit herunter gefahren wird, damit das Knochenmark von dem Empfänger nicht abgestoßen wird. Weiterhin soll es eine richtige Operation sein, was ja auch nicht ohne ist.

Aber dass das Immunsystem herunter gefahren werden muss macht mir schon Gedanken und da frage ich mich, wer denn noch spendet, wenn es so risikoreich für den Spender ist.

Ist das Risiko wirklich so hoch oder ist das nur dramatisches Gerede? Welche Risiken geht man ein, wenn man von der DKMS ausgewählt wird, weil man der richtige Spender ist?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Die gemachten Aussagen des Bekannten sind reine Angstmache und vollkommen haltlos. Richtig ist allein, das im Falle einer Knochenmarksentnahme eine Operation unter Vollnarkose nötig ist, die natürlich ihre Risiken birgt. Zudem kann es zu Blutergüssen und postoperativen Schmerzen kommen. Das fehlende Knochenmark regeneriert sich innerhalb kürzester Zeit. Auch sollte man Knochenmark nicht mit Rückenmark verwechseln. Entnommen wird Knochenmark meist aus dem Beckenknochen und nicht aus der Wirbelsäule.

Da inzwischen aber nicht mehr, wie in grauer Vorzeit üblich, das Knochenmark transplantiert wird, sondern nur noch die daraus gewonnen Stammzellen, kommt heute in 80 % aller Fälle zu einer Stammzellenentnahme aus aus peripheren Blut. Hierfür ist keine Narkose und OP nötig. Der Spender erhält 5 Tage vor der Spende ein Medikament mit dem Botenstoff G-CSF, das die Anzahl der Stammzellen im peripheren Blut steigert.

Hier liegt wahrscheinlich der Grund für die Fehlinformation. Dieses Medikament, was im übrigen zweimal täglich subkutan gespritzt wird, kann ähnliche Symptome wie eine Grippe auslösen. Da dieser Botenstoff im Körper auch auf natürliche Weise entsteht, z.B. bei Infektionen wie Grippe, liegt hier wohl die Vermutung, dass das Immunsystem herunter gefahren würde. Dem ist aber nicht so.

Die eigentliche Spende erfolgt dann indem das Blut aus einer Armvene in einem ständigen Kreislauf durch ein Zellseparator geleite und in den Körper zurückgeführt wird. Das dabei angewandte Verfahren nennt sich Stammzellapherese. Die Spende dauert 4 - 6 Stunden an 1 oder 2 Tagen.

Wie man also sieht, ist eine Stammzellenspende ziemlich ungefährlich. Es ist sehr sinnvoll sich als Spender registrieren zu lassen, da es Leben retten kann. Selbstverständlich bin ich persönlich registriert.

Ich habe vor sehr langer Zeit meinem Vater Knochenmark spenden dürfen. Damals gab es noch keine DKMS und die Stammzellenforschung war auch noch nicht soweit wie heute. Es wurde noch das reine Knochenmark transplantiert und man hoffte, das es angenommen wurde. Mir hat die Spende nicht geschadet, Vollnarkose und OP inbegriffen, und selbst damals wurde mein Immunsystem nicht herunter gefahren. Mein Vater hat danach noch einige Jahre gelebt, bis die Leukämie wieder kam und er viel zu früh verstarb.

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» pub4art » Beiträge: 23 » Talkpoints: 8,26 »


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