Würdet ihr aus der Kirche austreten, wenn es kostenlos wäre?
Interessant ist ja auch, dass der Austritt eigentlich nur ein bürokratischer Akt ist, denn theologisch gesehen kann die Taufe meines Erachtens gar nicht zurückgenommen werden. Einmal getauft, ist man so betrachtet Christ, ob man nun aus dem Geldeintreibungssystem austritt oder nicht. Im Übrigen ist es eine deutsche Besonderheit, dass der Staat für die Kirchen die Kirchensteuer eintreibt. In Frankreich sieht es beispielsweise anders aus mit entsprechenden Folgen, viele Kirchen wirken heruntergekommen.
Nun, bei mir war es kostenlos in der Schweiz, jedoch natürlich 8.- für den Brief (eingeschrieben). Ich finde das mit den 30 Euro auch ziemlich falsch, aber es wird halt mittlerweile überall versucht, den Leuten einige Euros oder Cents aus der Tasche zu ziehen. Aber wenn man bedenkt, wie viel man spart mit der Kirchensteuer, dann lohnen sich die 30 Euro allemal.
Ich bin ausgetreten, da meiner Meinung nach die Kirchen Betrüger sind, Jesus wollte nie eine Kirche! Das steht sogar in der Bibel, als ich meine erste Rechnung bekam und ich bei den Ausgaben Nespressokapseln sah, war ich sicher, dass ich sofort austrete und niemals wieder bezahlen werde.
Als ich vor Jahren aus der Kirche austrat, musste ich auch schon eine Gebühr bezahlen. Leider weiß ich nicht mehr, wie viel das damals war. Als ich den Entschluss fasste auszutreten, wusste ich nichts von der Gebühr. Deshalb hat mich auch diese Gebühr nicht vom Austritt abgehalten.
Doch anders als tournesol habe ich zwar keine Probleme mit der Kirche bekommen, aber dafür einen Anruf der Sekretärin meines Arbeitgebers, die mich vollgelabert hat, das rückgängig zu machen. Da schon eine Mitarbeiterin der Zweigstelle vor mir ausgetreten ist nahm sie an, dass diese mir auch einen Austritt nahegelegt hatte. Es war ein ziemlich langes Gespräch. Gut fand es ebenfalls nicht meine Familie.
Für manche Menschen, die wenig Geld haben, sind dreißig Euro viel Geld. Da finde ich schon, dass man von viel Geld reden kann. Hat einer genug davon, kann er natürlich sagen, dass es nicht viel ist. Im Grunde genommen ist diese Gebühr in der Höhe nicht berechtigt.
Wieso ist die Gebühr nicht gerechtfertigt? Hier in NRW erklärt man seinen Austritt aus der Kirche beim Amtsgericht. Der Mitarbeiter sitzt dort nicht zum Spaß. Er leitet das ganze an das Finanzamt und an die Kirche weiter. Wer einen Mahnbescheid erlassen möchte, verursacht ähnlich viel Arbeit und zahlt zwei Euro mehr. Warum sollte das Gericht kostenlos arbeiten? Auch andere Dinge, die man nicht haben möchte, kosten Geld. Den Personalausweis gibt es auch nicht gebührenfrei.
30 Euro können für manche Menschen schon viel sein. Es mag sein, dass hier Einige den Wert des Geldes nicht zu schätzen wissen und 30 Euro nicht als viel Geld plädieren, aber es gibt teilweise Familien, die davon mindestens eine Woche leben müssen. Ich gehöre nicht unbedingt dazu, aber ich finde 30 Euro schon recht viel Geld, besonders wenn manche Bundesländer keine Gebühren bis hin zur 5 Euro Gebühr erheben.
Ich habe mir schon mehrfach überlegt aus der Kirche auszutreten, habe es bisher noch nicht getan. Aber bei mir ist es eher eine Unsicherheit, besonders weil ganz viele Arbeitgeber noch unter kirchlicher Trägerschaft stehen. In meinem momentanen Job ist die Religion uninteressant, aber ich weiß nicht, wohin meine Wege mich führen werden und deshalb kann es durchaus sein, dass es nicht verkehrt ist, wenn ich zumindest noch auf dem Papier eine Religion aufweise.
Wenn ich mir jedoch sicher wäre, dann würde ich die 30 Euro auch hinlegen und der Kirche austreten. Schließlich kann man auch ohne Kirchensteuer und Kirche seinem Glauben nachgehen. Ich finde die Kirchensteuer aber teilweise sowieso nicht unbedingt gerechtfertigt. Man hat es sich schließlich als Kind nicht ausgesucht, ob man der Kirche beitreten möchte oder nicht, man wurde von den Eltern ganz oft einfach "mitgenommen" und wurde somit automatisch "Mitglied".
Wie gesagt, ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, ich würde die Gebühr auch bereitwillig auf mich nehmen, auch wenn ich sie schon nicht in Ordnung finde. Aber wenn ich bedenke, was ich an Kirchensteuer sparen würde, wäre der Austritt eigentlich sogar gut. Jedoch weiß ich nicht, wohin die Zukunft mich führt und ob ich nicht wirklich an einen kirchlichen Träger geraten, der eine Religion als Einstellungskritierium gesetzt hat. Unwahrscheinlich ist das nämlich nicht.
Ich behaupte nicht, dass 30 Euro wenig Geld ist. Aber hier in NRW kann die Gebühr aus sozialen Gründen erlassen werden. Wo man den Austritt erklären muss und welche Gebühren erhoben werden, das ist Sache der Länder. In manchen Bundesländern ist es sogar kostenlos. Das kommt auch immer darauf an, welche Behörde zuständig ist. Die Kirche bekommt von dem Geld nichts.
Da der Staat die Aufgabe übernommen hat, die Steuern für die Kirche einzubehalten, sollte ein Kirchenaustritt auch kostenlos sein, zumal es teilweise so ist. Das wäre ja auch noch schöner, wenn die Kirche auch an den anfallenden Gebühren für den Kirchenaustritt verdienen würde.
Warum soll der Staat, also wir alle, für die Verwaltungskosten aufkommen, wenn ein einzelner aus der Kirche austreten möchte? Die einzelnen Bürger können doch nichts dafür, dass jemand erst Mitglied einer Glaubensgemeinschaft geworden ist und jetzt den Verein verlassen möchte.
Für das Einziehen der Kirchensteuer erhält der Staat eine Aufwandsentschädigung, die Arbeitsleistung wird also von den Gläubigen finanziert. Die werden aber kaum für Menschen zahlen, die austreten möchten. Und die Allgemeinheit ist eben auch nicht zwangläufig zuständig.
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