Freund wird von "Kumpels" als Reparatur-Dienst ausgenutzt
Mein Freund hat keine so richtig tiefen Männerfreundschaften oder Freunde, mit denen er was unternimmt. Das finde ich nicht schlimm, ist bei mir ja auch so. Aber er meint, er hätte mehrere lockere Freundschaften. Ich frage mich manchmal, welche genaue Qualität diese Freundschaften haben oder was genau es ausmacht, dass er sie als seine Kumpels bezeichnet. Denn eigentlich funktioniert das mehr oder weniger so, dass die PC-Probleme haben und damit zu ihm kommen und er macht das für sie. Er kann eben die PCs reparieren und daher scheint er für die anderen ein interessanter Kontakt zu sein.
Das läuft dann wohl so ab, dass die Leute etwa ihren PC zu ihm bringen, kurz erklären, was da nicht mehr funktioniert, dann wieder gehen, er repariert das dann, und die Leute holen das irgendwann wieder ab. Er verlangt eigentlich nichts dafür. D.h. wenn die ihm nichts freiwillig dafür geben, dann bekommt er auch keine Aufwandsentschädigung. Es ist wohl so, dass einige, die sich ihre PCs von ihm reparieren lassen, ihm ein paar Euro dafür geben, aber eben nicht alle. Er macht das auch manchmal kostenlos und werkelt dann stundenlang, ohne dass er etwas davon hätte.
Ich bin da ja anders, wenn ich für andere so einen Aufwand betreiben würde, würde ich auch etwas dafür haben wollen, auch wenn es dann vielleicht nur 10 EUR sind. Aber es ist ja seine Sache und wenn er nichts verlangen möchte, dann mische ich mich da auch nicht ein, es regelt jeder seine finanziellen Angelegenheiten alleine. Aber ich denke mir, dass die Kontakte zu den Leuten, die er als seine Kumpels bezeichnet, eben nur dadurch bestehen, dass er deren Rechner repariert.
Denn ansonsten unternehmen die ja nichts gemeinsam. Die kommen hin, geben ihre Technik ab, gehen wieder, bekommen das reparierte Zeug zurück und das mehrfach pro Person, also die kommen nicht nur einmal zu ihm, sondern das wiederholt sich. Ok, sie telefonieren auch manchmal, aber dann geht es eigentlich auch nur darum, ob er Zeit hätte, etwas zu reparieren. Die unternehmen nichts zusammen.
Wobei man natürlich sagen muss, dass er ja ein Stubenhocker ist, was ich auch an ihm mag. D.h. es wäre ohnehin unwahrscheinlich, dass er mit jemandem jemals auf eine Feier gehen würde. Es gibt vielleicht zwei Personen, die manchmal zu ihm kommen und dann mit ihm Filme schauen oder mit ihm quatschen – das sehe ich dann schon als Freundschaft, da ist auch ein Austausch da.
Aber bei allen anderen, die nur ihre PC-Probleme bei ihm abladen, habe ich eher das Gefühl, dass sie ihn ausnutzen. Was wäre denn, wenn er deren Rechner nicht mehr reparieren würde? Dann hätten sich die Kontakte vermutlich recht schnell erledigt.
Ich mische mich da nicht ein und ich werde ihm auch nicht sagen, was ich darüber denke, weil es seine Sache ist. Wenn er das gerne so machen möchte, dann soll er das tun. Aber wirklich gut finde ich das nicht, ich habe das Gefühl, dass die ihn ausnutzen und noch davon profitieren, dass er sich nicht traut, explizit nach einer Entlohnung für die Arbeiten zu fragen.
Haben eure Partner auch solche „Kumpels“, die eigentlich nur aus Zweckbekanntschaften bestehen? Ist es richtig, meine Meinung dazu nicht zu äußern?
Das habe ich ganz schnell unterbunden. Ich selbst habe eine informationstechnische Ausbildung und werde recht gerne von Freunden und Verwandtschaft bei rechnerspezifischen Problemen konsultiert. Mittlerweile werde ich teilweise nicht mehr gefragt, weil ich es irgendwann nicht mehr eingesehen habe, Zeit und Geld zu investieren und einfach nichts zurückzubekommen. Bei Kleinigkeiten helfe ich noch, aber größere Reparaturen nehme ich nicht mehr einfach so vor.
Du kannst gerne bei deinem Freund deine Meinung äußern, aber ob er sich wehrt oder seinen "Kumpels" etwas sagt, das ist letztendlich seine Sache. Vielleicht tut er diese Gefallen auch gerne und bildet sich so weiter. Aber wenn ihr eine Beziehung habt, dann sollte er vielleicht schon etwas sagen und mehr Zeit in die Beziehung investieren. Ich würde es als Partnerin ebenfalls nicht lange mitmachen, wenn mein Partner von angeblichen Freunden so eingespannt wird, mein Partner würde es übrigens auch nicht mitmachen.
Mein Freund hat ab und an ein ähnliches Problem. Er hatte zwar keine Ausbildung im IT-Bereich, aber er interessiert sich sehr dafür und bildet sich auf diesem Gebiet unentwegt weiter. Er ist sehr wissensdurstig auf diesem Gebiet und hat sich schon sehr viel selbst angeeignet. Sogar Programmieren kann er selbst und hat schon mehrere kleine Projekte umgesetzt, die uns das Leben erleichtern sollen. Dementsprechend kennt er sich auch sehr gut mit der Technik aus während ich als Laie total damit überfordert bin.
Er hat mal erzählt, dass seine beiden Nachbarn auf der Etage früher häufiger gekommen sind und er für die ihre Rechner optimieren oder reparieren musste. Anfangs hat er das noch gemacht, aber irgendwann hatte er einfach keine Lust mehr, weil das zu zwischenmenschlichen Konflikten führte. So war der Nachbar beispielsweise schnell gereizt, wenn etwas nicht auf Anhieb funktioniert hat oder mein Freund zu lange für die Reparatur gebraucht hat. Dass sich das nicht unbedingt positiv auf das Wohnklima auswirkt, sollte klar sein und Konflikte mit den Nachbarn sind auch nicht immer vorteilhaft.
Bei seinen Brüdern oder seinen Eltern hilft er sehr gerne, aber die dürfen auch wegen Problemen zu ihm kommen. Einmal hat ihn der Ex-Mann seiner Cousine angerufen und wollte dann, dass mein Freund ihm das kyrillische Alphabet installiert, sodass dieser mit einer deutschen Tastatur kyrillisch schreiben kann. Wir sind daraufhin dorthin gefahren, aber mein Freund hat nicht die ganze Arbeit selbst gemacht. Er hat dem Ex-Mann seiner Cousine oft gesagt, was dieser tun soll und hat im Prinzip zugesehen.
Sogar die Programmierung für die Buchstaben musste er selbst machen, also beispielsweise für das kyrillische "Z" das deutsche "Z" als Entsprechung eingeben und so weiter, wobei das nicht mit allen Buchstaben deckungsgleich ist und es nicht für alles ein 1:1 Pendant gibt. Letzten Endes hat mein Freund nach getaner Arbeit die Arbeit von dem Ex-Mann seiner Cousine einfach auf den Stick gezogen, um sich selbst in Zukunft Arbeit zu ersparen, was ich schon clever finde.
Außerdem unterscheidet er auch in anderer Hinsicht und wägt ab, ob er von der Hilfe profitieren würde oder nicht. So gehört es zu seinen Prinzipien, dass er nichts für Fremde macht. Sein Bruder kam aber neulich an und hat ihn gebeten, das Tablet eines Arbeitskollegen zu reparieren oder optimieren. Ich weiß selbst nicht mehr, was damit los war. Mein Freund hat nur deswegen zugestimmt, weil es eben ein Tablet war und er noch kein Tablet besessen hat. Er hat es repariert und einige Stunden damit rumgespielt und es getestet, eben um herauszufinden ob so ein Gerät was für ihn wäre und er sich so etwas anschaffen möchte in Zukunft.
Er verfolgt mittlerweile das Prinzip, dass er nur noch der "Elite" hilft, wozu die aller engste Familie zählt. Fremde oder Menschen die etwas weiter weg im Familienstammbaum sind hilft er nur dann, wenn er einen eigenen Vorteil sieht. Ich finde das richtig so. Denn bezahlt wird er nicht für seine Mühe und ich würde das auch nicht einsehen, für nichts einen riesigen Aufwand zu betreiben und dann noch für Fremde. Bei der "Elite" macht er das umsonst und setzt sich freiwillig ein ohne dafür eine Gegenleistung zu verlangen. Ich finde, das muss jeder selbst wissen wie er das macht. Ich habe ihm da auch nichts reingeredet, er hat das selbst so entschieden und ich stehe voll hinter ihm.
Bei uns ist das Unterschiedlich. Mein Mann und ich haben Kontakte, wo die Hilfe kostenlos ist, aber eben auf Gegenseitigkeit beruhen. So wurde er ab und an bei einem Arbeitskollegen gebraucht, der ein geerbtes Haus aus und umgebaut hat. Bei diesem Kollegen wissen wir aber auch, dass er ohne zu zögern bei uns mit anpackt, wenn wir Hilfe benötigen. Das hatte sich in der Vergangenheit auch schon mehrmals gezeigt, dass es klappt.
Bei einem anderen Kollegen macht mein Mann da nichts für ein Dankeschön und ein freundliches Lächeln. Da bekommt er schon ein paar Euro für seine Zeit, die er da investiert. Und bei mir ist das auch so. So kümmert sich zum Beispiel meine Schwägerin um unsere Wohnung, Briefkasten, Garten und Haustiere, wenn wir mal mehrere Tage nicht zu Hause sind. Im Gegenzug sind wir aber auch da, wenn sie mal jemanden mit Auto benötigen.
Eine Nachbarin hier im Haus macht für uns alle Näharbeiten, wozu man eine Nähmaschine benötigt. Sie selbst verlangt dafür nie Geld, aber wird von mir mehr oder weniger regelmäßig mit Büchern versorgt. Da muss sie sich teure Neuerscheinungen nicht kaufen und ich kann ihr damit eben eine Freude machen.
Zu deinem Freund würde ich dahin gehend aber mal das Gespräch suchen, wenn ich an deiner Stelle wäre. Da kann man doch einfach mal fragen, ob er sich überhaupt bewusst, wie viel Geld diese Kumpel sparen, wenn er die Computer wieder fit macht. Immerhin kosten entsprechende Firmen nicht gerade wenig Geld. Vielleicht bringt ihn das dann auch auf den Gedanken, dass er diese Gefälligkeiten nicht mehr zum Nulltarif erledigt. Dass es seine Entscheidung ist, ist ja klar, aber man kann da ja mal einen Denkanstoß geben.
Also für mich wäre es selbstverständlich, dass ich jemandem etwas als Aufwandsentschädigung gebe, auch wenn es ein guter Freund von mir ist. Immerhin weiß man ja auch mit seiner Zeit etwas besseres anzufangen, als Gratis- Reparaturdienst zu spielen. Ich habe allerdings auch schon diverse Computerdienste bei meinem Taufpaten gemacht.
Es hat mir einfach Spaß gemacht, diverse Probleme wieder zu beheben und dann hat er mir auch ein Geld gegeben, obwohl ich es nicht annehmen wollte. Das ist aber wieder etwas anderes, denn zum einen steht mir die Person ja sehr nahe und zum anderen habe ich schon genug von ihm bekommen. Ich denke, dass es mir auch irgendwann zu viel werden würde, wenn plötzlich alle meine "Kollegen" vor der Tür stehen würden und ihren PC repariert bekommen wollten und ich dafür nichts bekommen würde.
Irgendwann macht das ganze kein Spaß, weil es dann auch kein Hobby mehr ist, sondern eine lästige Pflicht daraus wird. Natürlich wird einem dann auch kein Dank mehr zu Teil, weil es ja quasi selbstverständlich ist, dass man immer alles macht, weil man ja technisch begabt ist, und es drauf hat.
Aber dein Freund wird wohl selber ein Machtwort sprechen müssen. So lange es nur dich stört und er selber kein Problem damit hat, wird wohl alles in bester Ordnung sein. Sollte es dann irgendwann nicht mehr passen, dann muss er schon selber einen Riegel vorschieben, so finde ich.
Weder ich noch mein Freund kennen das Problem von uns. Ich habe Freunde, die durchaus zu mir kommen, wenn sie meine Hilfe brauchen, wobei das nicht der einzige Bestandteil unserer Freundschaft ist. Genauso kommen auch öfters Freunde zu meinem Freund, weil er eben Informatik studiert und sich auch mit Computern auskennt. Wenn jemand da ein Problem hat, geht er öfters zu meinem Freund. Allerdings geht mein Freund genauso öfters mit seinen Freunden ein Bier trinken oder macht auch etwas anderes mit ihnen. Von ausnutzen kann da also wirklich nicht die Rede sein.
Ich würde es ehrlich gesagt auch gar nicht zulassen, dass mein Freund von jemandem ausgenutzt werden würde. Ich habe einen extrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und kann es nicht leiden, wenn ich merke, dass jemand ausgenutzt wird. Ich denke, dass ich da gar nicht an mich halten könnte. Stattdessen würde ich meinem Freund dann auch erklären, dass er ausgenutzt wird und dass er sich eben nicht so behandeln lassen soll.
Es ist ja in Ordnung, dass man seinen Freunden auch hilft, wobei die Freundschaft nicht alleine daraus bestehen sollte. Man sollte durchaus etwas anderes mit seinen Freunden unternehmen. Ansonsten sollte man wenigstens eine Kleinigkeit zur Entschädigung geben. Immer nur zu kommen, wenn man etwas repariert haben möchte, finde ich jedoch wirklich sehr mies und ich hätte da als Freunde gar kein gutes Gefühl, da ich mir da auch ziemlich schäbig vorkommen würde.
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