Ist der Unterdrücker alleine Schuld in Beziehung?
Ich habe eine lockere Bekannte, die ich in der letzten Zeit nicht besonders oft getroffen habe. Vor ein paar Tagen schrieb sie mir eine längere Nachricht und hat erklärt, warum sie sich nicht so oft gemeldet und nicht so viel Zeit hatte. Das war schon ein bisschen ungewöhnlich, weil sie bis vor einigen Monaten immer sehr den Kontakt zu mir gesucht hatte.
Sie erzählte mir dann, dass der Freund, den sie bislang hatte, sie unterdrückt hätte und dass sie ihre Freunde nicht hätte treffen dürfen. Der Freund hat ihr scheinbar immer eine richtige Szene gemacht, wenn sie mal Kontakt zu anderen Menschen hatte. Er wusste auch, dass sie mich interessant fand und hat vermutlich deshalb auch eine Eifersucht entwickelt. Dabei war ich nie an einer Beziehung oder einer ähnlichen Geschichte mit der Bekannten interessiert. Für mich ist das eben ausschließlich eine Bekanntschaft.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wenn sich Leute unterdrücken und bevormunden lassen, auf der anderen Seite aber die Verantwortung dafür ausschließlich dem Partner aufdrücken, der sie bevormundet. Natürlich ist es nicht richtig, dem Partner Vorschriften zu machen. Aber ich denke auch, dass man sich als erwachsener Mensch, die Bekannte ist Mitte zwanzig, nicht so behandeln lassen darf. Irgendwann trägt man dann schon eine Mitschuld, wenn man so etwas über einen längeren Zeitraum mitmacht. Wie seht ihr das?
Die neue Partnerin von meinem Erzeuger ist auch so eine komische alte. Sie ist gerade ende der zwanziger Jahre. Alle haben sie gewarnt, dass mein Erzeuger ein Frauenschläger ist, sobald man ihm nicht nach dem Mund redet. Dass seine Alkohol- und Drogensucht garantiert nicht geändert werden kann, denn dies ist er bereits seit der Jugendzeit. Weiterhin haben wir ihr alle gesagt, dass er sie bevormunden wird, ihr das Leben einfach zur Hölle machen wird. Wir haben sie sogar noch gewarnt, obwohl ich da noch ein gutes Verhältnis zu ihm hatte. Letzten Endes ist alles so eingetroffen, wie vermutet. Er schlägt sie teilweise auch Krankenhausreif. Vor Gericht lügt sie dann wiederum, weil er ihr verspricht, sich zu ändern. Dann wurde sie schwanger und das Kind ist im Heim, weil er sich dafür nämlich nicht interessiert. Sie merkt gar nichts. All ihre Freunde haben sich abgewandt und sie gibt ihm natürlich die Schuld.
Doch im Allgemeinen sage ich ganz klar, dass nicht nur der Unterdrücker Schuld hat, sondern vor allem die Person, die sich unterdrücken lässt. Wenn man so etwas mit sich machen lässt, dann muss man sich nicht wundern, wenn man Freunde & Co verliert. Man muss sich nicht unterdrücken lassen und hat immer einen Weg raus aus dieser Misere. Doch die meisten scheinen es einfach toll zu finden und somit denke ich einfach, dass diese Personen selber damit zurechtkommen müssen.
In dem Fall hat sich doch deine Bekannte von diesem Freund getrennt. Sie hat also recht schnell erkannt, dass er die Beziehung bestimmen will und hat sich dagegen gewehrt. Damit kann man sagen, dass hier der Unterdrücker allein für die Geschehnisse in der Beziehung verantwortlich war. Lässt sich das Partner dagegen auf Dauer so behandeln, dann kann man hier keine Schuldfrage nur auf einen Beteiligten schieben.
Dass es immer wieder Menschen gibt, die sich unterdrücken lassen, hat viele Gründe. Hier hat der Partner eben recht schnell gezeigt, dass er die Macht in der Beziehung haben will. In anderen Beziehungen entwickelt sich so was langsam und man gewöhnt sich zu schnell daran. Auch vorhandene Kinder lassen Frauen manchmal viel aushalten.
Es ist als Außenstehender immer leicht zu sagen, wie kannst du nur so was mit dir machen lassen. Aber so lange niemand wirklich selbst in der Situation ist, kann man es nicht einschätzen, wie man handeln würde. Ich selbst bin aus einer Beziehung raus, wo andere Frauen aushalten. Da haben mir einige Bekannte danach gesagt, dass sie allein aus finanzieller Angst nicht gehen würden.
Und genau solche Ängste können dann ausgenutzt werden. Wir hatten hier auch schon genug Themen im Forum, wo immer wieder die Frage kam, wo man finanzielle Unterstützung bekommen kann, wenn man quasi vom Partner das Geld zugeteilt bekam, aber weg will. Von daher muss man deine Bekannte bewundern, dass sie doch recht schnell erkannt hat wie der Partner sie drangsalieren will und hat dagegen gehandelt.
Deine Bekannte ist ja noch ganz gut aus der Sache rausgekommen, wenn man mal bedenkt, dass andere jahrelang in solchen Beziehungen feststecken. Letztendlich hat sie also doch noch die Kurve gekriegt und hat die Beziehung beendet, weil es ihr eben damit nicht gut ging. Nur dass es eben ein paar Monate gedauert hat.
Pauschal würde ich mir da kein Urteil erlauben. Es gibt sicher Beziehungen, wo der/die unterdrückte Partner_in keine Chance hat, etwas zu ändern. Zum Beispiel, weil sonst für die Person Lebensgefahr besteht. Hätte ich die Wahl zwischen einem Leben in Unterdrückung und dem ziemlich wahrscheinlichen Tod, würde ich mir das auch gut überlegen.
Davon abgesehen gibt es Beziehungen wie die deiner Freundin, die ja freiwillig eingegangen werden. Die Frage ist immer, wie die unterdrückte Person das selber empfindet. Ich kann mir gut vorstellen, dass man da so "reinrutscht", die Einschränkungen immer mehr werden, ohne dass man es wirklich merkt. Die meisten Leute reflektieren sich selbst nicht ständig, sondern tun lieber das, was ihnen gerade am besten gefällt.
Wenn man selbst nicht drinsteckt, ist es tatsächlich schwer vorstellbar, sich unterdrücken zu lassen. Doch in einer Beziehung spielen viele Faktoren zusammen. Vielleicht will man dem/der Partner_in gefallen, indem man sich anpasst. Viele Menschen tun so etwas für andere Leute, aus Angst, sie zu verlieren. Zugegeben, das zeugt nicht gerade von Selbstbewusstsein. Aber wem gibst du die Schuld dafür, dass jemand nicht selbstbewusst genug ist, sich selbst zu helfen?
Vielleicht hat man auch Verständnis für das Eifersuchtsproblem des/der anderen und beschließt, sich eine Zeit lang zu fügen, in der Hoffnung, dass es sich in Zukunft ändern wird. Ich kenne einige Leute, die mit diesen Gedanken an eine Beziehung herangehen. Im Grunde finde ich, gibt es nichts dagegen zu sagen, solange der/die Partner_in auch wirklich an seinem/ihrem Problem arbeitet.
Abschließend würde ich sagen, dass natürlich immer beide für das Entstehen einer solchen Situation verantwortlich gemacht werden müssen, zumindest solange die Partnerschaft freiwillig eingegangen wurde. Allerdings gibt es so viele Gründe für das Verhalten der Partner_innen, wie es unterschiedliche Beziehungen gibt. Als guter Freund oder Bekannter kann man vielleicht ein Umdenken erreichen, indem man mit der unterdrückten Person redet und die Situation aus seiner Sicht darstellt. Letztendlich bringen Schuldzuweisungen alleine ja nichts.
Wenn Menschen so besitzergreifend sind und den Partnern vorschreiben, was sie zu tun und zu lassen haben, ist das schon eine schlimme Erfahrung. Eifersucht alleine kann das nicht sein. Ich kann mir nur vorstellen, dass es so ist, wie bei manchen Kindern, die ihr Spielzeug niemanden anfassen lassen und lieber in die Ecke legen, als dass ein anderes Kind sich damit beschäftigen könnte. Im Grunde sind das arme und bedauernswerte Geschöpfe, weil sie sich nicht einmal bemühen, das zu ändern.
Aber was noch schlimmer ist, sie machen den Partnern das Leben schwer und verlangen Unmögliches von ihnen. Wer darauf eingeht, der ist auch so gut wie für immer unterdrückt. Ohne Hilfe von außen wird er sich nicht befreien können. Bei solchen Partnern muss man früh genug „stopp“ sagen und das dann auch durchziehen.
Deine Bekannte hat es geschafft, sich zu trennen, darüber kann sie froh sein, denn nicht jeder hat die Kraft dazu. Ich würde mir nicht verbieten lassen, meine Freunde zu besuchen oder mich mit ihnen zu treffen. Solch einen Partner, der mich so kontrollieren würde, könnte ich gar nicht haben. Und würde er im Laufe der Jahre so werden, dann gäbe es ein ernstes Gespräch und eventuell eine Trennung, wenn er sich nicht ändern würde. Wer will schon mit einem solchen Despoten zusammen sein? Ich bestimmt nicht!
Ich denke nicht, dass der Unterdrücker allein die Schuld daran hat, wenn die Beziehung schlecht läuft oder wenn der andere unglücklich ist. Immerhin gehören zum Unterdrücken auch immer zwei Menschen. Der eine unterdrückt den einen, während sich der andere selbst unterdrücken lässt. Somit ist man in gewisser Weise auf jeden Fall auch selbst schuld daran, wenn man sich unterdrücken lässt. Immerhin hat man jederzeit die Möglichkeit, sich vom Partner zu trennen, wenn man mit dieser Situation nicht mehr klar kommt. Zudem hat man natürlich auch jederzeit die Möglichkeit, dem Partner auch von Anfang an zu sagen, dass man nicht so mit sich umgehen lässt und sich auch dagegen zu wehren. Somit erkennt der andere auch, dass er mit seinen Maschen nicht weiter kommt.
Natürlich ist es alles andere als gut, wenn jemand innerhalb einer Beziehung der Meinung ist, mit dem Partner alles machen zu können, was man möchte. Ich denke, dass es alles andere als in Ordnung ist und man hat in so einem Fall auf jeden Fall Schuld, wenn der andere nicht glücklich ist. Das Verhalten ist nicht in Ordnung und es zeigt, dass man einfach keinen Respekt vor dem Partner hat. Eine Beziehung ohne Respekt ist jedoch auf jeden Fall sehr schwer und ich denke, dass das auch eine Grundlage für eine funktionierende Beziehung ist.
Lässt man jedoch einfach alles mit sich machen, ohne sich zu wehren, trägt man auf jeden Fall auch Schuld daran, wenn der Partner dann irgendwann der Meinung ist, dass er alles mit einem machen kann. Immerhin ist er es dann auch einfach nicht anders gewöhnt und man muss sich nicht wundern, wenn man unterdrückt wird, wenn man sich von Anfang an nie gewehrt hat. Von daher ist es einfach wichtig, dem anderen klipp und klar zu zeigen, dass man eine eigenständige Person ist, die auch eigenständige Entscheidungen treffen möchte. Das sollte man dabei auf jeden Fall auch durchsetzen. Ist es dann jedoch so, dass der Partner das einfach nicht akzeptiert, dann sollte man sich auf jeden Fall trennen, da so eine Beziehung nicht gut für einen ist. Man sollte auf jeden Fall gleichberechtigt sein können und wenn das nicht der Fall ist, dann hat eine Beziehung auch einfach keinen Sinn.
Ich denke, dass man seinen Partner in dieser Hinsicht auch "erziehen" kann. Wenn ein Unterdrücker immer weiter macht und seine Grenzen austestet und eben merkt, dass er gar keinen Widerstand bekommt, dann wird er immer so weiter machen, weil er es sich ja erlauben darf. Also finde ich schon, dass das "Opfer" irgendwo auch selbst Schuld ist. Denn wenn es frühzeitig mit der Faust auf den Tisch gehauen hätte, wäre es gar nicht erst so weit gekommen.
Um ehrlich zu sein finde ich solche Menschen erbärmlich, die die ganze Zeit nur in Selbstmitleid zerfließen und allen anderen die Schuld an ihrem Unglück gegeben wollen nur nicht sich selbst. Ich finde, wenn man wirklich unzufrieden ist, sollte man aktiv Handeln und nicht die ganze Zeit jammern wie schrecklich unfair das Leben doch sei.
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