Bei Unwillen "Nein" sagen oder verhandeln?

Ich habe in meinem Leben die Erfahrung machen müssen, dass manche Menschen charakterlich so gestrickt sind, dass sie kein "Nein" akzeptieren können oder wollen. Wenn sie um einen Gefallen bitten, dann wollen sie immer sofort, dass man aufspringt und alles tut, was sie sagen. Je mehr man auf ein "Nein" beharrt, desto mehr betteln und nerven sie und es scheint dabei kein Ende zu geben. Sie verfolgen damit die Absicht, dass man irgendwann genervt aufgibt und alles macht was sie sagen, hauptsache sie halten die Klappe.

Ich habe mir gerade bei der Sorte Menschen eine gute Strategie angeeignet. Immer, wenn ich den Eindruck habe, dass ich so eine notorische Nervensäge, die kein Nein akzeptiert vor mir habe, schlage ich dieser Person einfach einen Handel vor. Ich knüpfe mein Einverständnis an gewisse Bedingungen, die nicht erfüllt werden können und nicht erfüllt werden wollen, aus welchen Gründen auch immer.

Ich habe mittlerweile einen ziemlich guten Riecher dafür entwickelt, wo der Schwachpunkt meines Gegenüber sitzt, sodass ich genau weiß, welche Grenze ich bei den Bedingungen überschreiten muss. So gibt der Bittsteller schon nach relativ kurzer Zeit auf und verliert das Interesse daran, mich um einen Gefallen zu bitten und ich habe endlich meine Ruhe.

Bestes Beispiel ist hier mein Schwager B, den ich bereits in einem anderen Thread erwähnt hatte. Er hatte sich gestern mit seiner Frau einfach so betrunken und hinterher einfach so beschlossen, dass ich ihn einfach nach Hause fahren soll, da ich absolute Nicht-Trinkerin bin. Ich hatte jedoch keine Lust dazu, da er mich häufiger mal respektlos behandelt, sehr arrogant ist und sich mir deutlich überlegen fühlt. Er hat immer das Gefühl, dass er etwas besseres ist als ich und das lässt er mich auch gerne spüren.

So einem arroganten Typen tue ich bestimmt keinen Gefallen, also anstatt nein zu sagen (weil ich wusste, das bringt bei dem eh nichts) habe ich einfach gesagt, dass ich ihn nur fahren würde, wenn er mich dafür reichlich bezahlen würde. Ich nannte ihm auch die Summe, die ich dafür sofort vor Fahrtantritt haben will und dass ich keine Ratenzahlung akzeptiere. Das hat ihn so dermaßen abgeschreckt, dass er mich gestern nie wieder gebeten hat, ihn nach Hause zu fahren.

Ein anderes Mal wollte sich jemand Geld von mir leihen und das in einem höheren vierstelligen Bereich. Gerade für mich als Studentin ist das eine Menge Geld, selbst wenn ich es auf der hohen Kante für Notfälle und meine Bafög-Schulden habe. Ich hatte keine Lust, dieser Person so viel Geld zu leihen, vor allen Dingen weil diese Person extrem unzuverlässig ist, nicht mit Geld umgehen kann und es daher hätte sein können, dass ich das Geld so schnell nicht wieder sehe und dann eben auf dem trockenen sitze, wenn ich es doch brauchen sollte.

Daher habe ich gesagt, dass ich das Geld nur dann leihe, wenn ich einen bestimmten Satz an Zinsen dafür bekomme und ich wollte die Abmachung vertraglich festhalten und notariell beglaubigen lassen. Das hat die Person dann auch dermaßen abgeschreckt, dass er nie wieder Geld von mir leihen wollte.

Da diese Taktik so gut funktioniert. wende ich sie immer wieder gerne an, wie gesagt bevorzugt an Menschen die einfach kein Nein akzeptieren und die es scheinbar gewöhnt sind, immer sofort alles zu bekommen was sie wollen ohne jede Form von Gegenleistung oder Einschränkung. Ich habe einfach festgestellt, dass man auf diese Weise weniger genervt von ihnen ist und sie leichter zu händeln sind.

Wie geht ihr mit solchen Menschen um? Sagt ihr bei eurem Unwillen immer "Nein" oder verhandelt ihr lieber so geschickt, dass man euch nicht mehr um einen Gefallen bitten möchte?

Schlecht ist die Idee sicher nicht, aber irgendwie bin ich dann nicht mehr gewillt zu verhandeln, wenn ich etwas kategorisch ablehnen möchte. Dann möchte ich mir auch keine Bedingungen überlegen, zu denen die andere Person den Wunsch dann nicht mehr äußert. Wenn ich dann eine Person vor mir habe, die nicht bereit ist, ein "Nein" zu akzeptieren, dann ist das ehrlich gesagt nicht mein Problem. Früher habe ich dann überlegt, wie ich solchen Personen doch noch einen Gefallen tun kann, ohne mich dabei zu sehr zu verbiegen, aber das möchte ich einfach nicht mehr.

Darum sage ich dann einfach nein, wenn eine Anfrage kommt und ich nicht bereit bin, etwas zu tun. Wenn dann noch einmal gefragt wird, dann sage ich ganz klar, dass ich doch schon einmal nein gesagt habe und dass ich nicht bereit bin, weiter über dieses Thema zu reden. Wenn dann tatsächlich noch ein drittes Mal die Frage kommt, ignoriere ich sie. So hat es bisher bei mir auch immer ganz gut funktioniert, dass ich meinen Standpunkt klar machen konnte.

Das ist ja ein cleverer Trick! Den muss ich mir unbedingt merken. Ich bin nämlich auch eigentlich der Typ, der lieber kategorisch "Nein" sagt und dann der Meinung ist, die Sache sei gegessen. Nur leider hast du ganz recht: Die Methode funktioniert bei der Sorte Mensch, die bisher immer die Erfahrung gemacht hat, dass sie ihren Willen bekommt, wenn sie nur lange genug nölt, jammert, bettelt oder Druck ausübt, nur ganz schlecht.

Bisher habe ich mich dann immer genötigt gefühlt, noch wiederholte Male klar zu stellen: "Nein heißt bei mir nicht: Nerv mich so lange, bis ich Ja sage. Nein heißt Nein. Punkt." aber anscheinend wirke ich gerade auf Leute, die mich nicht so gut kennen, weder besonders entschlossen noch bedrohlich. Und anscheinend gibt es wirklich Menschen, die so selten die Erfahrung machen, dass man eine ihrer Bitten ablehnt, dass sie dann die Daumenschrauben erst recht anzuziehen versuchen, weil ihr Weltbild gerade erschüttert wurde.

Falls ich daran denke, werde ich diese Methode beim nächsten hartnäckigen Quengler auch mal probieren. Ich kann es nämlich sowieso auf den Tod nicht ausstehen, wenn man meine Aussagen ignoriert und mich zu etwas zu überreden oder zu zwingen versucht, wozu ich keine Lust habe. So kann man das Gelaber vielleicht gleich im Keim ersticken und die Sache ein für allemal klären.