Jemanden nicht mit Problemen bedrängen heißt man will Ruhe

Mir erzählen manchmal Paare aus dem Bekanntenkreis, meistens nur die Partnerinnen, dass ihr Freund gesagt hat, er wolle sie mit seinen Problemen nicht belästigen oder belasten. Und dann sind die Frauen meistens ganz aus dem Häuschen und wollen aber unbedingt wissen, was den Partner beschäftigt und fragen immer wieder nach und erfahren aber dadurch meistens nicht, was der Partner hat oder er gibt dann mal genervt auf und erzählt den Frauen, warum er vielleicht gerade schlecht drauf ist.

Ich glaube, das ist genau die falsche Reaktion der Frauen. Ich denke nämlich, wenn jemand sagt, dass er einen nicht mit seinen Problemen belästigen will, dann heißt das eigentlich „ich möchte meine Ruhe haben“, aber derjenige sagt dann nicht, dass er Ruhe will, weil das ja komisch rüberkommt und die Partnerin beleidigt sein könnte. Darum dreht man das lieber uns antwortet dann, dass man die Partnerin nicht mit dein Problemen belästigen wolle, weil der Mann dann wohl hofft, seine Ruhe zu haben.

Frauen diskutieren gerne alles aus und Männer sind manchmal schweigsamer und wollen ihre Probleme lieber mit sich ausmachen und haben das wohl nicht so gerne, wenn die Frau dann immer nachfragt, wobei es für die Frau scheinbar schwer zu ertragen ist, wenn sie nicht Bescheid weiß oder sie kann nicht damit umgehen, wenn der Mann nicht über seine Probleme reden will.

Wenn ich von solchen Dingen höre, dann habe ich den Frauen meistens geraten, dass sie doch den Mann eine Weile in Ruhe lassen und eben nicht nachfragen soll. Gerne hören das die Frauen nicht. Aber ich glaube, dass es für manche eben auch eine Art des Umgangs mit Problemen ist, dass man daheim nicht über diese spricht und sich lieber ablenkt. Nicht jeder profitiert davon, über alles zu reden.

Haltet ihr die Aussage „ich will dich mit XY nicht belasten“ auch für eine nette Form von „ich will meine Ruhe“? Warum ist das manchmal für andere so schwer zu verstehen?

Mein Freund ist da auch so. Wenn ich ihn frage wie die Arbeit war, dann tut er immer so, als wäre alles in bester Ordnung obwohl in Wirklichkeit das Gegenteil der Fall ist. Für ihn ist das Arbeitsklima die absolute Hölle und er fühlt sich da überhaupt nicht wohl. Das war jedoch nicht immer der Fall und hat sich erst mit der Zeit entwickelt.

Er sagt dann auch gerne hinterher, dass er mich damit nicht belasten will und nichts davon hält, mich damit zu konfrontieren. Er ist der Ansicht, dass ich mir dann viel zu viele Sorgen mache und das will er nicht. Hinzu kommt, dass er gerne Privatleben und Arbeitsleben voneinander trennen möchte. Soll heißen, dass er privat nicht gerne über die Arbeit spricht und auf der Arbeit sind private Themen absolut Tabu. Ich akzeptiere das und in mir löst das auch keine Ängste oder sowas aus. Er wird schon selbst darüber reden, wenn er das möchte.

Ich könnte mir vorstellen, dass viele Frauen eben Angst haben, dass der Partner sich emotional von ihnen entfernt, wenn nicht mehr über alles gesprochen wird und das wird eben als Bedrohung empfunden. Mein Ex und ich haben uns damals kaum merklich auseinander gelebt und das fing damals so an, dass er sich langsam und unmerklich immer mehr verschlossen hat und nicht mehr über private Themen sprechen wollte. So wusste ich irgendwann nicht mehr, was in ihm vorgeht und wie er denkt und fühlt. So lebte man sich eben auseinander und irgendwann führte man keine richtige Beziehung mehr.

Ich könnte mir vorstellen, dass das bei manchen Frauen schon Angst auslöst, diese Urangst, dass der Partner sich von ihnen emotional entfernt und die Beziehung den Bach runter geht. Da hilft nur, dass man eben Verständnis zeigen muss und den Partner nicht bedrängen darf. Ich bin auch ein Mensch, der ab und an meine Ruhe und meinen Freiraum, aber das sind meist nur kurze Phase und nie von langer Dauer. Das wird bei den Männern vermutlich ähnlich sein.