Evangelische und katholische Namenstagskalender

Ich selber bin katholisch und ich habe auch einen Namen, der von einer Heiligen ist und deswegen auch einen Namenstag hat. Da es die Heiligsprechung ja nur bei den katholischen Christen gibt, habe ich im Religionsunterricht auch gelernt, dass nur die katholischen Christen auch den Namenstag feiern. Die evangelischen Christen haben einfach keinen Namenstag. So wurde es uns gelehrt. Und meine Oma ist eine Generation, die eher den Namenstag als den Geburtstag feiern.

Nun habe ich in einer Buchhandlung hier vor Ort aber einen evangelischen und einen katholischen Namenstagskalender gesehen. Komischerweise ist es so, dass die Namen, die in dem evangelischen Kalender stehen nicht im katholischen Kalender stehen. An meinem Namenstag hat laut des evangelischen Namenstagskalenders ein ganz anderer Name Namenstag.

Bei dem katholischen Namenstagskalender ist es ja so, dass beispielsweise am 4. Dezember der Gedenktag der heiligen Barbara ist und alle Barbaras dann Namenstag haben. Am 16. September hat der heilige Cornelius Gedenktag und alle, die Cornelius, Cornelia usw. heißen, haben dann Namenstag. Es sind also Gedenktage der Menschen, die heilig gesprochen wurden. Wie ist es aber bei den evangelischen Christen die keine Heiligsprechung kennen? Wie werden die Namenstage festgesetzt?

Das ist ja interessant. Jetzt bin ich seit einem halben Jahrhundert evangelisch und habe noch nie etwas von einem evangelischen Namenkalender gehört. Offenbar sind überwiegend die Namen von (evangelischen wie katholischen) bekannten Christen aus der vorreformatorischen Zeit und der Zeit der Reformation enthalten. Es scheint wohl eher um Gedenktage als um Namenstage zu gehen, wenn ich es richtig verstanden habe. Entworfen wurde der Kalender unter der Federführung der evangelischen Michaelsbruderschaft. Das Werk scheint sich aber nicht richtig durchgesetzt zu haben.

Ich kenne es nur so, dass evangelische Christen keinen Namenstag feiern. Meine Sozialisation begann allerdings, obwohl ich immer schon evangelisch war, in einem katholischen Kindergarten. Dort wurde ich regelmäßig von der Beglückwünschung zum Namenstag kalt erwischt. Ich lernte auf diese Weise früh mir nicht anmerken zu lassen, dass ich gar kein Mitglied der Truppe war.