Sind Scherze in einer Todesanzeige angebracht?

Ich las in einem Artikel über einen 79jährigen Komiker, der sich zwar noch gesund und fit fühlt, aber dennoch langsam die Vorbereitungen für seine Beerdigung treffen möchte. Er möchte einfach seine Angehörigen im Todesfall nicht damit belasten und ihnen soweit wie möglich die Entscheidungen abnehmen, was ich auch respektiere.

So hatte er schon eine Idee für eine Traueranzeige: er möchte in der Zeitung einfach die Adresse des Friedhofes, auf dem er liegen wird, abdrucken mit dem Vermerk "Bin umgezogen".

Da er ja Komiker ist, könnte das durchaus typisch für ihn sein. Bin jedoch nicht sicher wie seine Angehörigen das auffassen würden. Wenn ich so eine Anzeige über einen meiner Angehörigen lesen würde, wüsste ich nicht ob ich darüber lachen oder weinen sollte. Denn irgenwie finde ich das schon ziemlich makaber und befremdlich.

Wie denkt ihr darüber? Sind derartige Witze in einer Todesanzeige in der Zeitung angebracht oder total daneben? Macht es für euch einen Unterschied, ob der Verstorbene selbst so eine Anzeige schreibt oder jemand über ihn?

Dass sich ein Komiker eine lustige Anzeige wünscht, kann ich voll nachvollziehen und daher finde ich das gar nicht makaber. Wenn es seinem Humor entspricht. Und ich finde es eigentlich auch lustig. Besser als Sprüche über seine verfaulende Leiche. Das wäre makaber.

Aber alles nach dem Tod ist ja für die Angehörigen. Der Tote bekommt davon nichts mehr mit. Daher geht es meiner Meinung nach darum, dass die Angehörigen damit umgehen können. Wenn die Angehörigen allerdings nun knapp 80 Jahre mit seinem Humor umgehen konnten und ihn nur so kennen, kann ich mir gut vorstellen, dass sie die Todesanzeige gut finden.

Ich finde es eher befremdlich, wenn eine Todesanzeige gar nicht zur Person passt. All die immer gleichen Sprüche. "Geliebter Vater, Ehemann und Sohn". Warum nicht wenigstens mal "Bester Vater, Ehemann und Sohn"? Wer sagt heute schon noch "geliebter"? Und wenn der Mann ein harter Rocker war, passt das doch gar nicht. Dann können auch alle seine harten Rocker-Freunde damit nichts anfangen.

Also ich kann an einer lustigen Todesanzeige eines Komikers nichts Makaberes finden. Es muss ihm und vielmehr seinen Angehörigen gefallen. Mir würde es sehr gut gefallen, wenn ich den Mann wegen seinem Humor geliebt habe. Dann müsste ich beim Lesen schmunzeln und die Todesanzeige wäre nicht nur irgendein Blabla.

Von mir kommt zu dieser Frage ein klares JA. Alles ist besser als diese stereotypen Sätze die man immer wieder findet. Im Internet findet man genügend Beispiele für amüsante und kurzweilige Todesanzeigen. Dirk Bach (auch ein Komiker) bekam von Hella von Sinnen und Conny Schell in der Todesanzeige u.a. Winni Puh als Foto und den Satz; "Die Welt steht still, Die Liebe bleibt."

Man sollte sich so an einen geliebten Menschen erinnern dürfen, wie man es mag und nicht die Trauermiene aufsetzen, nur weil es angemessen ist. Ich erinnere mich an einen Patienten, den ich in Düsseldorf Im KH betreute und der dort verstarb. Er hatte, da er wusste, das er bald sterben würde, genaue Wünsche für seine kleine Familie, wie oder was sie in ihrer Trauer doch tun könnten.

Er wollte ein Seemannsgrab, damit er immer sauber wäre. (Sein Ausspruch) Er bestand auf einem Leichenschmaus bei Chinesen, weil er wusste, das seine Frau das sehr gerne aß, er es aber nicht ausstehen konnte. Dabei sollten die Anwesenden Spaß haben und nicht bedrückt herumsitzen. Auch für die Todesanzeige hatte er genaue Vorstellungen: " Bitte keine Lügen"

Ich hatte die Ehre bei der Beisetzung und dem Leichenschmaus dabei zu sein. Es war ein schöner und interessanter Tag, auf dem ich viel von dem Verstorbenen gehört habe. Seine Eigenarten, seine Vorlieben, seine Stärken und Schwächen. Es wurde an diesem Tag viele Geschichten erzählt und viel gelacht. Alle haben sich mit Freuden an ihn erinnert und werden ihn bestimmt in liebevoller Erinnerung behalten.

In der Todesanzeige hieß es übrigens, wenn ich mich noch richtig erinnere: Nur noch schwimmend zu erreichen" oder ähnlich. Auf jeden Fall stand dort nichts von stiller Trauer.