Disziplin - fühlt ihr euch besser oder schlechter?

vom 25.03.2015, 18:08 Uhr

Eine Freundin von mir die ich bereits aus dem Kindergarten kenne, ist eigentlich ihr Leben lang auf Diät. Sie hat schlechte genetische Voraussetzungen mitbekommen und bei ihr sind offenbar alle epigenetischen Marker angeknipst, die für Fettspeicherung und gute Nahrungsverwertung möglich sind. Daneben scheint sie auch die tollen Darmbakterien zu besitzen, die auch aus einem Stückchen Salat noch die letzten Kalorien rausquetschen können, so dass ein Salat auch direkt zu einer Kalorienbombe werden kann.

Nachdem sie jahrelang alles mögliche versucht hat, ist sie aktuell auf einer Fastendiät. Sie isst einen Tag lang gar nichts und am anderen isst sie dann mehr oder weniger normal. Normalerweise war es bei all ihren Diäten mitunter auch so, dass sie Ausnahmen gemacht hat, wenn Geburtstage anstanden oder dergleichen. Diesmal aber ist sie sehr diszipliniert und führt eine Kalender App wo sie jeden Tag ankreuzen muss, ob sie ihr Ziel erreicht hat oder eben nicht.

Ich selbst finde das albern, weil sie nicht stark übergewichtig ist und das nur macht um dem gesellschaftlichen Ideal zu entsprechen. Sie selbst ist damit aber leider auch nicht glücklich. Während disziplinierter Phasen wirkt sie immer stark gereizt, lustlos und sogar etwas depressiv. Die Welt macht ihr einfach keinen Spaß mehr ohne Essen.

Wie ist das bei euch, fühlt ihr euch besser wenn ihr euch eine Zeit lang diszipliniert habt? Macht es einen Unterschied ob ihr dies nur für eine bestimmte Zeit vor habt oder ob ihr es quasi ein Leben lang beibehalten müsst, wie meine Freundin? Könnt ihr nachvollziehen, warum einige Menschen bei dauerhafter Disziplin eher unglücklich werden?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass zu viel Disziplin am Anfang immer in ein Desaster am Ende endet. Wenn man abnehmen möchte, sollte man sich auf gar keinen Fall Verbote setzen. Klüger wäre es, wenn man schon unbedingt abnehmen möchte, sich auszurechnen, welchen Grundumsatz man hat und diesen zu sich nehmen (auf keinen Fall weniger, weil der Stoffwechsel sonst NOCH weiter runter fährt).

Irgendwann hat man raus, wie viel man täglich ungefähr essen kann und muss keine Kalorien mehr zählen oder auf das Stückchen Kuchen am Nachmittag verzichten usw.

» cherrypie » Beiträge: 567 » Talkpoints: 30,94 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich selber kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum man weniger glücklich werden sollte oder warum man übellaunig wird, wenn man sich diszipliniert verhält über einen längeren Zeitraum hinweg.

Das mag daran liegen, dass ich selber mich nun einmal als diszipliniert einschätze und dabei ganz und gar nicht schlecht gelaunt oder vielleicht sogar unglücklich bin. Ganz im Gegenteil, ich freue mich immer wieder darüber, wenn ich eines meiner Ziele erreicht habe durch meine Disziplin oder auch über Kleinigkeiten, die meine Disziplin erforderten. Zum Beispiel, wenn ich auch bei Wind das Auto stehen gelassen habe und tapfer gegen den Wind mit dem Fahrrad angefahren bin.

Mich macht es dann immer ein bisschen stolz, denn ich habe erfolgreich gegen mich selbst gekämpft und meine Gemütlichkeit oder was auch immer überwunden. Das ist doch eine ganz gute Sache, finde ich. Deswegen verstehe ich nicht, wieso es einen schlecht gelaunt macht, wenn man sich diszipliniert verhält. Man sollte in meiner Ansicht wirklich stolz auf sich selber sein in solchen Phasen und sich vor Augen halten, was man da gerade für sich und seinen eigenen Willen leistet.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich habe mir schon einige Phasen der Selbstdisziplinierung auferlegt und diese, bis auf eine einzige, auch stets durchgehalten. Was ich nicht gepackt habe, war mit dem Rauchen aufzuhören, wenn man das mal dazurechnen sollte.

Aber unwohl fühle ich mich deswegen auch nicht und komme mir jetzt auch nicht undiszipliniert vor. Wenn Menschen gefordert sind Disziplin zu halten und dann gereizt, mürrisch oder gar depressiv werden, ist das schon ein Problem. Verstehen kann ich es nicht, aber solche Menschen haben es scheinbar nie anders beigebracht bekommen.

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» Entenhausen » Beiträge: 179 » Talkpoints: 13,03 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Disziplin ist meiner Meinung nach eine essenzielle Tugend im Leben eines jeden Menschen. Ganz ohne jegliche Form der Disziplin wird ein Erfolg im Leben ein enorm schwieriges Ziel, weil man sonst an vielen Stellen anecken kann. An der Disziplin kann man sich festhalten und orientieren, weshalb man einen wichtigen Halt im Leben hat, welchen jeder Mensch doch benötigt.

Man muss jedoch zwischen eigener und aufgezwungener Disziplin sowie deren Ziele unterscheiden. Musterbeispiel für negative Disziplin ist sicherlich das Militär oder auch Diktaturen. Den hier beschriebenen Fall finde ich hingegen doch sehr gut, wobei man immer aufpassen muss, dass man den Spaß am Leben nicht verliert. Man muss die goldene Mitte finden, was nicht immer einfach ist.

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» Synchro » Beiträge: 1641 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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