Brauchen wir wieder die Vermögenssteuer?

vom 03.04.2015, 11:24 Uhr

Angesichts knapper Kassen und eines Riesenschuldenberges sollte man sich überlegen, ob es nicht doch sinnvoll wäre weitere Steuern zu erheben. Schließlich fordert sogar die OECD eine Beseitigung der ständig wachsenden Ungleichheit in Deutschland. Ich gehe selbstverständlich davon aus, dass Eigenheime und Familienbetriebe die entsprechenden Freibeträge bekommen.

Würdet ihr die Besteuerung größerer Vermögen nicht auch begrüßen?

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 03.04.2015, 17:58, insgesamt 2-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Den Schuldenberg kann man ohnehin nicht mehr abbauen, da hilft auch keine zusätzliche Steuer etwas. Das wird wohl noch ein paar Jahrzehnte so weiter laufen und dann gibt es eine Inflation oder einen Schuldencut oder vielleicht stagniert die Verschuldung auch und bleibt dann so bestehen, wie sie ist. Aber ich denke nicht, dass die wirklich mal abgebaut werden kann.

Zudem gibt es ja schon eine sehr hohe Einkommenssteuer und einen Spitzensteuersatz für alle, die ab 250.000 EUR im Jahr verdienen, der auch als Reichensteuer bezeichnet wird. Reicht das nicht? Man verliert doch ohnehin beinahe die Hälfte des Einkommens an Sozialabgaben und Steuern und bei höheren Einkommen ist es noch mehr. Ich finde, da wird schon genug abgezweigt.

Der Staat sollte lieber seine Ausgaben reduzieren, sich nicht in Konflikte anderer Länder einmischen, keine deutsche Verteidigung am Hindukusch und solches Zeug, da könnte man kräftig sparen und die Verschuldung bremsen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Juri1877 hat geschrieben:Würdet ihr die Besteuerung größerer Vermögen nicht auch begrüßen?

Nein, würde ich nicht. Wie viele mal willst du denn das schon versteuerte Geld der "Vermögenden" noch besteuern? Und vor allen Dingen für wen und für was? Und die stetig wachsende Ungleichheit ist ja ein alter Hut, diese wurde auch schon vor 2000 Jahren bemängelt.

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» schraxy » Beiträge: 1085 » Talkpoints: 52,15 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Diese Regelung gilt dann aber für alle mit den entsprechenden Freigrenzen, die für ein normales Haus mit entsprechender Ausstattung reichen sollte und sich mit der Zahl der Familienangehörigen erhöht.

Ich finde es auch ein Unding, dass der Spitzensteuersatz für Kapitaleinkünfte bei 25 Prozent liegt und man ansonsten 42 Prozent hinblättern muss, was eindeutig die falschen Anreize setzt.

Es kann auch nicht sein, dass gerade Hartz IV-Empfänger den letzten Cent abgenommen bekommen, damit der Staat Rüstungspleiten wie nicht seetaugliche Marineflieger finanziert und somit das Vermögen von unten nach oben verteilt wird.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich finde es auch ein Unding, dass der Spitzensteuersatz für Kapitaleinkünfte bei 25 Prozent liegt und man ansonsten 42 Prozent hinblättern muss, was eindeutig die falschen Anreize setzt.

Das wäre ein Unding, wenn es denn richtig wäre. Aber es ist falsch. Gewinne von Kapitalgesellschaften werden schon mit 25% Körperschaftssteuer plus Gewerbesteuer versteuert. Ausschüttungen aus diesen Gewinnen werden dann noch einmal mit den von dir erwähnten 25% versteuert. Das ergibt insgesamt rund 50%, also deutlich mehr als die normale Einkommenssteuer. Bei Spekulationsgewinnen zahlt man nur die 25%, aber das sind ja keine Kapitaleinkünfte, sondern eben nur Spekulationsgewinne.

Mit der Einführung der Abgeltungssteuer werden diese Gewinne noch deutlich härter besteuert als es früher der Fall war. Das ist im Prinzip schon deine Vermögensteuer.

Es kann auch nicht sein, dass gerade Hartz IV-Empfänger den letzten Cent abgenommen bekommen, damit der Staat Rüstungspleiten wie nicht seetaugliche Marineflieger finanziert und somit das Vermögen von unten nach oben verteilt wird.

Das Argument wird nicht besser, auch wenn du es ständig wiederholst. Und ich kann auch nur wiederholen: Die Hartz-IV-Sätze (die entgegen deiner Darstellungen nicht für chronisch Kranke erwerbsungsfähige Menschen gelten) werden völlig unabhängig von Rüstungsausgaben festgelegt. Sie werden anhand dem festgelegt, was der Staat als Existenzminimum festlegt. Würde man nun eine Vermögenssteuer einführen oder man Rüstungsausgaben senken, würde sich daran erst einmal gar nichts ändern.

Langfristig würde es aber der Wirtschaft schaden, weil Geld für Investitionen und damit Arbeitsplätzen fehlt und damit langfristig die Einzahlung in die Sozialkassen (die eben deine chronisch Kranken finanzieren) sinken und die Anzahl der Bedürftigen steigen. Kein besonders tolles Szenario, das du dir da wünscht.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Die Umverteilung von unten nach oben ist Fakt und daran würde eine Vermögenssteuer schon etwas ändern. Sicher sind dafür auch noch andere Maßnahmen notwendig.

Das mit der Steuer hört sich klasse an. Fakt ist, dass zum Beispiel Amazon Europa 1 Prozent Steuern in Luxemburg gezahlt. Wir brauchen also auch eine europäische Lösung. Bisher verschieben die internationalen Konzerne doch ihre Gewinne, wie sie wollen. Bei Vermögen kann man schon einfacher sagen, wo es steht und im jeweiligen Land besteuern.

Chronisch krank bedeutet eben nicht erwerbsunfähig und der Regelsatz gilt auch für erwerbsunfähige Menschen, wenn ihre Rente unterhalb der Armutsgrenze liegt.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Die Umverteilung von unten nach oben ist Fakt und daran würde eine Vermögenssteuer schon etwas ändern. Sicher sind dafür auch noch andere Maßnahmen notwendig.

Ein wesentlicher Grund für die Umverteilung ist, dass sich die Menschen nicht am Kapitalmarkt beteiligen und somit nicht an den Gewinnen beteiligen wollen. Das gilt ganz besonders für die Mittelschicht, die mehr als genug Geld hätte, um sich einzubringen. Die Möglichkeiten sind vorhanden, wieso soll der Staat da eingreifen? Bei den untersten Bevölkerungsschichten mag das noch sinnvoll sein, aber da greift der Staat ja auch ein, zum Beispiel durch den Mindestlohn.

Das mit der Steuer hört sich klasse an. Fakt ist, dass zum Beispiel Amazon Europa 1 Prozent Steuern in Luxemburg gezahlt. Wir brauchen also auch eine europäische Lösung.

Zumindest bei der Umsatzsteuer gibt es diese Lösung schon seit diesem Jahr. Amazon macht übrigens fast keine Gewinne, somit dürfte auch die Körperschafts- und Gewerbesteuer keine große Rolle spielen. Die Umsatzsteuer ist dagegen schon relevant und da hat sich eben etwas getan. Es geht also schon.

Bei Vermögen kann man schon einfacher sagen, wo es steht und im jeweiligen Land besteuern.

Und was lässt dich annehmen, dass man Vermögen nicht ins Ausland verschieben kann?

Chronisch krank bedeutet eben nicht erwerbsunfähig und der Regelsatz gilt auch für erwerbsunfähige Menschen, wenn ihre Rente unterhalb der Armutsgrenze liegt.

Wenn die Erwerbsfähigkeit nicht eingeschränkt ist, dann gibt es doch kein Problem, weil man dann ja auch einen besser bezahlten Job annehmen könnte.

Du vermischt einfach einen Fall, bei dem du offensichtlich persönlich in irgend einer Form betroffen bist mit allerlei politischen Themen, die überhaupt nichts mit dem Sozialsystem zu tun haben. Das vernebelt dir eine klare Sicht auf die Realität.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Außer Ablenkungsmanövern kann ich im vorherigen Post nichts Konstruktives erkennen. Es ist allerdings interessant, zu sehen, mit welchen Methoden hier jemand versucht, die Umverteilung von unten nach oben zum Grundgesetz zu erklären.

Da ist zum Beispiel die Umsatzsteuer, die nur der private Endverbraucher zahlt. Der Unternehmer führt sie lediglich ab! Die Umsatzsteuer zahlen also in Wahrheit die privaten Kunden von Amazon und Amazon führt sie nur ab. Amazon selber oder dessen Geschäftskunden können die gezahlte Umsatzsteuer von der erhaltenen Umsatzsteuer abziehen. Für Unternehmen ist die Umsatzsteuer also nur ein durchlaufender Posten.

Besonders witzig finde ich den Pseudovorschlag mit der Umverteilung durch Kapitalbeteiligung. Das hat aktuell mal wieder in China oder schon 1927 bei dem Börsencrash in den USA so toll geklappt. Die Kleinen hatten die Verlust und die Großen haben die Zinsen für die aufgenommenen Kredite kassiert. Vielleicht wünscht sich hier jemand so etwas auch wieder massenhaft in Deutschland. Bei der T-Aktie scheint es doch geklappt zu haben.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Außer Ablenkungsmanövern kann ich im vorherigen Post nichts Konstruktives erkennen. Es ist allerdings interessant, zu sehen, mit welchen Methoden hier jemand versucht, die Umverteilung von unten nach oben zum Grundgesetz zu erklären.

Es ist schon so etwas wie ein Naturgesetz. Nur geht die Verteilung eben nicht automatisch von unten nach oben, sondern von denen, die diese "Naturgesetze" nicht verstehen zu denen, die es tun.

Der Gesetzgeber kann hier nicht wirklich eingreifen, ohne die Gesetze der Marktwirtschaft umzuschreiben. Ein bisschen Vermögenssteuer oder ähnliche Maßnahmen würden da jedenfalls nicht wesentlich helfen.

Da ist zum Beispiel die Umsatzsteuer, die nur der private Endverbraucher zahlt. Der Unternehmer führt sie lediglich ab! Die Umsatzsteuer zahlen also in Wahrheit die privaten Kunden von Amazon und Amazon führt sie nur ab. Amazon selber oder dessen Geschäftskunden können die gezahlte Umsatzsteuer von der erhaltenen Umsatzsteuer abziehen. Für Unternehmen ist die Umsatzsteuer also nur ein durchlaufender Posten.

Das ist richtig, die Mehrwertsteuer ist ja auch nicht als Unternehmenssteuer gedacht. Dafür gibt es eine Menge andere Steuern. Aber wenn der Mehrwertsteuersatz geringer ist, bleibt gesehen am Endverbraucherpreis mehr Marge übrig. Deshalb ist ein Unternehmen sehr wohl daran interessiert, einen geringen Umsatzsteuersatz zu bezahlen.

Das ist bei Amazon ganz besonders im E-Book-Bereich sehr relevant, weil die Endverbraucherpreise vom Autor festgelegt werden. Und da hat die EU sehr schnell reagiert und ein Unternehmen muss digitale Produkte nun mit dem jeweiligen Umsatzsteuersatz besteuern. Da bleibt mehr für den Staat übrig und weniger für das Unternehmen. Das war im Prinzip eine gute Entscheidung, auch wenn das für kleine Unternehmen einen erheblichen Verwaltungsaufwand bedeutet.

Besonders witzig finde ich den Pseudovorschlag mit der Umverteilung durch Kapitalbeteiligung. Das hat aktuell mal wieder in China oder schon 1927 bei dem Börsencrash in den USA so toll geklappt. Die Kleinen hatten die Verlust und die Großen haben die Zinsen für die aufgenommenen Kredite kassiert.

Diese Art der Umverteilung ist aber die einzige, die sich in der Praxis bewährt hat. Dass es dabei immer auch Verlierer gibt, ist logisch. Aber da trifft es Bevölkerungsschichten. Es gibt arme Leute, die zu Millionären geworden sind und reiche Leute, die ihr Geld verloren haben. Das Schöne daran ist also, dass sie überhaupt nicht davon abhängt, ob jemand reich oder arm ist sondern nur, wie schlau er agiert.

Dass man nicht ohne Absicherung (Stop-Loss) in eine Blase einsteigt, sollte eigentlich jeder spätestens nach dem Zusammenbruch des neuen Marktes gelernt haben. Dass man keine Schulden aufnimmt, um am Aktienmarkt zu spekulieren, ist genauso logisch. Oder würdest du Schulden aufnehmen und damit im Casino spielen?

Diese Fehler muss man doch nicht machen. Dann kann man sich aber an den Vorzügen des Kapitalismus problemlos beteiligen, ohne auf Hilfe vom Staat zu hoffen. Darauf kann man nämlich lange warten.

Dummerweise verbinden viele Menschen die Börse mit Spekulation, aber das ist ein völlig falsches Bild was immer wieder zu völlig falschen Urteilen und Entscheidungen führt.

Bei der T-Aktie scheint es doch geklappt zu haben.

Wer die T-Aktie bei Zeichnung gekauft hat und bis heute gehalten hat, hat ein gutes Geschäft gemacht.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich finde das Steuersystem in Deutschland gelinde gesagt verbesserungswürdig. Der Spitzensteuersatz wird bereits bei einem Jahresgehalt von 50.000 Euro (um den Dreh, ich weiß die genaue Zahl nicht mehr) fällig. Das ist, als würde man solche Leute mit Top-Verdienern gleichsetzen und das kann es ja wirklich nicht sein.

Ich würde es viel sinnvoller finden, die Steuern bis zu diesem Bereich eher zu senken und bei den wirklichen Top Verdienern entsprechend höher anzusetzen. Dass die sogenannte Reichensteuer erst bei einem Einkommen von 250.000 Euro im Jahr greift und mit 45% gerade mal eine Erhöhung um 3% darstellt, ist wirklich etwas mickrig.

Leider wüsste ich auch nicht, was man an dieser Lage ändern kann. Man hat am Beispiel Frankreichs (das mit Hollande seine Steuerpolitik reformieren wollte) gesehen, dass die Super Reichen einfach ihr Kapital abziehen und ihr Geld daraufhin in Ländern mit lockereren Steuergesetzen bunkern.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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