Als Nicht-Religiöser Religion studieren?

vom 29.03.2015, 22:19 Uhr

Ich bin eigentlich ziemlich neugierig und lerne gerne neue Dinge. Manchmal aber auch "alte" Dinge, weswegen mich Geschichte und Kultur sehr reizen und auch Religion empfinde ich als recht wichtiges Thema, auch wenn heutzutage immer mehr Menschen ihr entsagen.

Nun ziehe ich ein Studium der Religion als Beifach in Erwägung, aber ich bin nicht getauft und werde mich wahrscheinlich nie taufen lassen. Glaubt ihr, man kann als Nicht-Religiöser mal eben ein Studium in einem religionswissenschaftlichen Fach starten?

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» zuki » Beiträge: 520 » Talkpoints: 3,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Was meinst du mit kann? Redest du hier jetzt von Hürden bei der Anmeldung an der Universität? Ob man da eine Mitgliedsbescheinigung nachweisen muss? Erkundige dich doch da am besten bei der jeweiligen Uni. Die können dir genau sagen, wie eine Einschreibung in dieses Fach funktioniert und mit welchen Fächern in welchen Studiengängen es kombinierbar ist. Da Bildung Ländersache ist, gehe ich davon aus, dass es am sinnvollsten ist, sich darüber bei der Wunschuni zu informieren.

Du solltest dich auch fragen, was du mit so einem Fach später beruflich anfangen willst. Wenn man Geschichtswissenschaft studiert, kann das durchaus sinnvoll sein, sich auch mit Religionen zu befassen. Denn der Einfluss der Religionen in weiten Teile der Geschichte war ja durchaus maßgeblich. Unter Umständen wäre es vielleicht sinnvoller, so eine allgemeine Interesse über das Studium Generale abzudecken und nicht als eigenes Fach. Sprich: In manchen Studiengängen muss man ein paar Stunden in anderen Fächern dazu studieren, die nicht zum eigentlichen Plan gehören, damit man über den eigenen Tellerrand zu blicken lernt und kann sich dann so etwas spezielles trotzdem als reguläre Studienleistung anrechnen lassen. Das bekommt man über die Studienordnungen heraus, ob das an deiner Uni in deinem Studiengang geht.

Oder man setzt sich einfach auf eigene Faust, zusätzlich zum normalen Studienplan noch in weitere Veranstaltungen. So lange Plätze frei sind, ist das an vielen Unis unbürokratisch möglich. Und bei Religion vermute ich mal, dass der Andrang nicht so extrem groß sein dürfte, dass man da sicher gelegentlich mal unter kommt. Dann hat man auch keinen Druck mit Prüfungen in einem Gebiet, das man nicht wirklich mit Überzeugung vertritt.

Man muss auch damit rechnen, dass die meisten Kommilitonen in einem religiösen Studienfach selbst religiös sind. Man sollte auch überlegen, ob man in so einer Studentenschaft gut klar kommt, oder ob man eher der provokante Typ Atheist ist, der ständig die Diskussion sucht und damit permanent bei Kommilitonen anecken würde. Das könnte unter Umständen stressig werden, wenn man sich ständig mit einer überzeugten Mehrheit anlegt. Wenn man allerdings ein eher friedfertiger und toleranter Mensch ist, könnte das recht gut klappen, dass man sich trotzdem freundschaftlich arrangiert.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich vermute, dass es einfach darauf ankommt, was du später mal machen willst. Als ich in der Oberstufe war, hatte ich eine Mitschülerin, die Mathematik und Religion auf Lehramt studieren wollte. Diese Mitschülerin hat mal in einem Gespräch erwähnt, dass sie sich taufen lassen müsste, wenn sie Religion später unterrichten möchte. Ich weiß allerdings nicht, ob das generell bei Lehrämtlern so ist oder ob das von der Universität abhängt. Ich vermute eher, dass es an der Lehre liegt, ist aber reine Spekulation.

Die meisten Unis haben eine Studienberatung, da würde ich an deiner Stelle mal hingehen und nachfragen, am besten die Studienberatung der Theologischen Fakultät.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



An meiner Universität konnte man Islamwissenschaften studieren. Und da war so gut wie keiner Moslem. Es geht um die wissenschaftliche Herangehensweise und darum, Experten für dieses Thema heranzubilden. Nicht um die Weitergabe der Religion in Form von Religionsunterricht wie es bei Religion auf Lehramt der Fall wäre.

Ebenso gibt es das Fach "Religionswissenschaften". Das ist genauso gestaltet. Man will unabhängige Experten und eben keine parteiischen Gläubige. Religionswissenschaften gehören somit auch nicht zur Theologischen Fakultät, sondern zu den Geisteswissenschaften.

Also ich denke, es kommt sehr stark darauf an, wie der Studiengang bei euch gestaltet ist. Mit der Bezeichnung "Religion" kann ich noch nicht viel anfangen. Zu welcher Fakultät gehört es? Was sind die Inhalte des Studiengangs? Ein Überblick über alle Religionen, was Religion überhaupt ist und solche Dinge. Oder geht es nur ums Christentum? Man kann ja auch "Katholische Theologie" studieren. Das sind gewaltige Unterschiede.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Wenn es dich interessiert, dann mach es. Ich bezweifle, dass es da große Anforderungen gibt, dass du getauft sein musst. Das würde ich ziemlich lächerlich finden. Was du mit dem Abschluss und deinem Wissen danach anstellst, ist doch deine Sache. Ich würde auch gerne irgendwann Psychologie studieren. Nicht weil ich Psychologin werden will, sondern einfach, weil mich die menschliche Psyche sehr interessiert. Also mach es einfach, mehr als schiefgehen kann es sowieso nicht. :D

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» Divia » Beiträge: 745 » Talkpoints: 55,66 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Natürlich ist es jeden seine Sache, warum er etwas studiert. Aber es ist durchaus sinnvoll sich vor dem Antritt egal welchen Studiengangs ein paar Gedanken darüber zu machen, was man nach dem Abschluss auf dem Arbeitsmarkt damit anstellen kann. Wenn man nicht gerade Millionenerbe ist, muss man ja früher oder später von irgend etwas seinen Lebensunterhalt bestreiten, oder?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


In Deutschland gibt es eine Religionsfreiheit und ich denke es wäre eine Einschränkung dieser, wenn man Religionswissenschaften nicht studieren kann, weil man ungetauft ist, denn schließlich kann man ja auch einer Religion angehören die keine Taufe oder dergleichen erfordert.

Die Religionswissenschaften zu studieren ist meiner Meinung nach auch nur der Wunsch danach sich geschichtlich und spirituell weiterzubilden. Dafür braucht man nicht zwingend eine Religionsangehörigkeit, solange man objektiv darüber unterrichten kann. Ein Religionslehrer müsste nicht zwangsläufig jeden Sonntag in die Kirche gehen um den Kindern in der Schule die Lehre der Bibel zu vermitteln, denke ich.

Solange er die Fakten kennt und interpretieren kann sowie die Kinder vernünftig erziehen kann, was die Hauptaufgabe in diesem Unterricht ist, muss er ja nicht zwangsläufig die selbe Meinung vertreten. Wichtig ist natürlich nur, dass er nicht versucht den Kindern die Religion auszureden. Ansonsten spricht weder etwas gegen das Studium noch die Lehrtätigkeit eines ungetauften Religionslehrers.

» Azelas90 » Beiträge: 270 » Talkpoints: 18,44 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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