Kirche - sind die Menschen zu naiv?

vom 31.03.2015, 10:58 Uhr

Vor einiger Zeit wurden viele Missbrauchsfälle der Kirche aufgedeckt. Ich habe damals eine Dokumentation zu diesem Thema gesehen und dort wurde dann eine Deutschlandkarte gezeigt und zu quasi jedem bekannteren Ort in ganz Deutschland konnte mindestens ein Missbrauchsfall erklärt werden. Die vielen kleineren Orte wurden dort sicherlich nicht mal erwähnt und es hatte mich erschrocken, dass es sogar in meiner Stadt einen Fall gegeben hatte.

Nachdem dann auch andere Enthüllungen aufkamen (Aktien von Pharmakonzernen und Co, Massenorgien von Homosexuellen), haben viele mit der Kirche abgeschlossen und einige wollten es auch gar nicht sehen. Damals hatte ich den Eindruck, dass auch viele Gläubige Menschen in meinem Umfeld endlich erkannt haben, dass die Kirche auch nichts anderes ist, als Geldmacherei. Das betrifft nicht den Glauben selbst, aber eben die Institution Kirche.

Umso mehr hat es mich dann überrascht, dass viele Menschen sehr negativ reagiert haben, als in meiner Gemeinde vor kurzem ein Missbrauchsfall bekannt geworden ist. Es hatte sich eine Dame um die 50 Jahre gemeldet die behauptete, dass der Pfarrer der Gemeinde sie missbraucht habe, als sie ein Kind gewesen sei. Sie meldete dies direkt bei der Kirche und diese reagierte sehr prompt in dem sie dem Pfarrer direkt seinen Posten entzog. Dieser musste die Stadt sofort verlassen.

Die Reaktion der Gemeinde aber war vernichtend. Es gab haufenweise Leserbriefe die sich negativ äußerten und anzweifelten, dass es diesen Missbrauch jemals gegeben habe. Es war allerdings bekannt, dass der Pfarrer früher auf Kinder unterschiedlicher Familien aufgepasst hatte. Alle waren auf der Seite des Pfarrers und niemand interessierte sich für das Opfer.

Es kehrte dann Schweigen ein, als sich drei weitere Personen meldete, die ebenfalls als Kind von diesem Pfarrer missbraucht worden sind. Die Leserbriefe nahmen ein Ende und offenbar zweifelte nun niemand mehr so sehr an den Machenschaften des Pfarrers. Meiner Meinung nach macht dies aber nichts besser. Offenbar sind die Menschen immer noch so naiv und blauäugig wie zuvor und können nicht glauben, dass so ein toller und netter Geistlicher dazu in der Lage sein sollte, Kinder zu missbrauchen.

Das Kinderschänder in der Regel aber ja nicht aussehen wie Kinderschänder dürfte inzwischen doch bekannt sein. Mich hat das Verhalten der Gemeinde schon etwas wütend gemacht und ich habe mich gefragt, wie man nach all den Skandalen noch glauben kann, dass es unmöglich ist, von Geistlichen missbraucht zu werden. Gab es solche Fälle auch in eurer Gemeinde und wie wurde dort gehandelt? Wie seht ihr die Situation in dem von mir beschriebenen Fall? Wie hättet ihr reagiert, wenn ihr vorher Sympathie für den Pfarrer empfunden hättet?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Kinderschänder gibt es ja nicht nur in der Kirche, sondern ein Kinderschänder kann wirklich jeder sein. Ich denke, dass es schwierig ist, wenn ein Mensch, den man schon seit Jahren kennt und für gut befunden hat. plötzlich ein Kinderschänder ist. Dass man sein Bild erhalten will und dann eben diese Person verteidigt ist fast klar, wobei ich schon eher dazu tendieren würde, dass man erst mal abwartet, ob das nun auch richtig ist oder nicht.

So ganz kann ich eh nicht verstehen, wie man in heutiger Zeit noch so der Kirche hinterher rennt. Das ist ja nun auch nicht der erste Skandal und sind wir mal ehrlich es hat auch heute noch den Anschein, dass man sich bei der Kirche immer noch von allem frei kaufen kann und das ist wirklich schade.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Rein objektiv betrachtet handelt es sich um einen verjährten Fall, für den es außer dem Wort des Opfers keine Beweise gibt. Ich finde es deshalb schwierig für irgendeine Seite Partei zu ergreifen. Nicht jeder Pfarrer ist ein Kinderschänder und nicht jedes potentielle Missbrauchsopfer sagt die Wahrheit.

Bei mehreren Fällen, in denen es vielleicht auch noch gewisse Aussagen gibt, die sich decken, sieht das anders aus. Aber wenn ich mich auf die Seite eines einzigen potentiellen Opfers stellen würde, weil ich Religion generell ablehne und sehe, wie viel Schaden sie anrichtet, wäre ich doch auch nicht besser als die Leute, die sich hinter den Pfarrer gestellt haben, weil er ein Pfarrer ist.

In meiner Gegend gab es vor einiger Zeit den Fall, dass ein Pfarrer wegen Missbrauchsvorwürfen versetzt wurde und kurze Zeit später wurde ein Pfarrer entlassen, weil er sich offiziell zu seinem Kind bekannt hat. Da habe ich aber tatsächlich keinen einzigen Leserbrief gesehen, der die Kirche in Schutz genommen hat.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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