Zölibat - ursprünglich wirtschaftlicher Nutzen?

vom 31.03.2015, 11:36 Uhr

Vor einigen Jahren gab es eine Zeit lang mal Diskussionen über den Zölibat und den Nutzen und Unnutzen dieser Regelung. Die meisten Menschen glauben, dass der Zölibat eine sehr alte Tradition der Kirche ist, was aber im Grunde überhaupt nicht stimmt. Auch im Mittelalter gab es den Zölibat, allerdings gab es keinen Papst und keinen Bischof oder Pfarrer der nicht Mätressen und Kinder gehabt hätte. Keiner hat diese Regelung wirklich ernst genommen und das war auch bekannt.

Das man sich so streng daran hält, ist eigentlich eher eine neumodische Erscheinung und damit auch fraglich. Ältere Menschen die beispielsweise meine eigene Großmutter waren auch immer gegen die Abschaffung des Zölibats und die Begründung war lediglich, dass die Männer sich eben Gott verschrieben hätten und das sollte so bleiben.

Natürlich war das aber nie die Begründung der Kirche, denn das Zölibat ist nicht etwa deswegen eingeführt worden, weil die Pfarrer und Bischöfe so viel mit Gott zu tun hätten, sondern einfach aus wirtschaftlichen Gründen. Man wollte die Kinder nicht auch noch durchbringen müssen und außerdem gäbe es dann möglicherweise Probleme, wenn es darum ging wer der nächste Papst werden sollte.

Heute hat man also eine eher verfälschte und merkwürdige Definition und Sichtweise auf den Zölibat und ich frage mich, warum wir diesen heute ernster nehmen, als dies im Laufe der Geschichte jemals der Fall war. Offenbar einfach, weil es sich um eine Tradition handelt und daran klammern sich viele Menschen offenbar eisern.

Macht es für euch einen Unterschied ob der Zölibat aus wirtschaftlichen oder geistlichen Gründen eingeführt worden ist und wenn ja, findet ihr eine Abschaffung jetzt sinnvoller? Warum glaubt ihr hat der Zölibat heute mehr Bedeutung, als dies geschichtlich betrachtet je der Fall gewesen ist?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Mir ist schon lange klar, dass das Zölibat eher aus wirtschaftlichen Gründen eingeführt wurde und nicht aus religiösen. Ich habe mich mal mit dem Thema beschäftigt und habe dabei auch nach Bibelstellen recherchiert (Google sei Dank), die dieses Zölibat belegen sollen. Fakt ist, dass nirgendwo ausdrücklich steht, dass Prediger oder was auch immer, keine eigene Familie haben dürfen. Im neuen Testament steht sogar ausdrücklich, dass man lieber heiraten und eine Familie gründen sollte, wenn man ansonsten als Diener Gottes zu sehr abgelenkt wäre und damit die von Gott gegebenen Aufgaben vernachlässigen oder schlampig erledigen würde.

Das Zölibat hatte den Grund, dass erstens eben keine Kinder auf Kosten der Kirche durchgefüttert werden mussten und zweitens gab es somit keine offiziellen Erben. Ich weiß nicht wie das im Mittelalter geregelt wurde, aber ich meine gelesen zu haben, dass der Priester seine Besitztümer sonst hätte den Kindern vererben dürfen, was man verhindern musste. Somit führte man das Zölibat ein und nach dem Tode des Priesters wurde sein Eigentum automatisch wieder das Eigentum der Kirche. So wurde die Kirche immer reicher und sicherte sich ihr Einkommen und ihre Ländereien.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Das sture Festhalten an dieser Regel ist ja nun ein Grund, warum der katholischen Kirche langsam aber sicher der Nachwuchs ausgeht. Deshalb bin ich natürlich entschieden gegen eine Abschaffung. Alles, was dafür sorgt, dass sich die Religionen selber abschaffen, kann nur gut sein.

Der Grund, warum an vielen christlichen Traditionen und einem Weltbild, das überhaupt nicht mehr in die heutige Zeit passt, festgehalten wird, hat wahrscheinlich zum einen damit zu tun, dass der Laden von alten Männern geleitet wird. Wenn du die ganze Vorstandsetage und den ganzen Aufsichtsrat eines Konzerns mit alten Männern jenseits des Rentenalters besetzen würdest, würdest du auch kein modernes, innovatives und wettbewerbsfähiges Unternehmen bekommen.

Und ich habe auch generell das Gefühl, dass viele christlich-rechts-konservative mit der Realität einfach überfordert sind. Die wollen ja zum Beispiel auch nicht akzeptieren, dass viele Familie heute nicht mehr aus Mama, Papa und 2,3 Kindern bestehen. Also halten sie verzweifelt an dem fest, was sie kennen, in der Hoffnung, dass die böse neue Welt dadurch verschwindet und sie nicht von der Realität eingeholt werden.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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