Organisationen für Frauenrecht - welche sind zu empfehlen?

Vor kurzem habe ich den Entschluss gefasst, dass ich einer Organisation für Frauenrecht beitreten möchte. Ich habe schon länger darüber nachgedacht und immer wieder kam in letzter Zeit Dinge auf, die mich in dieser Entscheidung gestärkt haben. Die Tatsache beispielsweise, dass Frauen immer noch deutlich weniger verdienen, als Männer, aber auch die Tatsache, dass viele Unis in den Arbeitskreisen auch deutlich mehr Männer haben als Frauen, obwohl es in den Masterstudiengängen gar keinen großen Zahlenunterschied gibt.

Als mein Freund dann stolz verkündete, dass er laut Arbeitsvertrag deutlich mehr Einstiegsgehalt bekommt, als eine Mitarbeiterin die dort schon seit 4 Jahren arbeitet (natürlich ist ihre Arbeit qualitativ schlechter, was sonst), konnte ich es nicht fassen. Und natürlich gibt es keine Missstände in einem so fortschrittlichen Land wie Deutschland, das weisen selbst gebildete Menschen weit von sich. Es sei ja alles normal.

Ich habe mich dann informiert, was für Frauenorganisationen es in meiner Stadt gibt und bin seitdem restlos überfordert. Auf der Seite der Stadt konnte man sich eine PDF herunterladen, in der alle Organisationen aufgeführt waren und es waren insgesamt 42 Stück. Ich habe dann zunächst alle aussortiert, die nicht besonders gut auf mich zutreffen, Organisationen beispielsweise die einen religiösen Hintergrund haben, Organisationen die für bestimmte Berufsstände stehen, aber auch solche, die sich speziell nur mit der Integration von Frauen beschäftigen.

Übrig geblieben sind dennoch viele. Es gibt einen Verein der von der Partei geführt wird, die ich wähle. Dann gibt es einen Verein namens ''Soroptimist International'' die offenbar auch viel ehrenamtliche Arbeit leisten. Eine andere Organisation nennt sich CEWS und wirbt damit ein Kompetenzzentrum für Frauen in Wissenschaft und Forschung zu sein. Das würde auf mich gut zutreffen. Ein weiterer Verein nennt sich UN Women und ein andere Verein heißt ''Internationales Frauenzentrum''. Was die einzelnen Vereine machen und wofür sie stehen ist nicht immer einfach herauszufinden, ich musste bei einigen schon etwas länger suchen.

Von der Uni gibt es auch eine Organisation die sich riot-skirts nennt, die Seite wirkt aber sehr modern und ''hippig'' und ich weiß nicht, ob das wirklich etwas für mich ist. Letztendlich würde mich daher interessieren, ob jemand von euch sich schon einmal in einer Organisation für Frauenrecht engagiert hat und wenn ja, welche Organisation ist das gewesen? Welche der von mir engagierten Organisationen könnt ihr empfehlen? Setzt ihr euch selbst auch in solchen Organisationen ein und wenn ja, was wird dort gemacht?

Ich war früher mal an meiner Uni im Referat für Gleichstellung des Studentenrats. Die haben aber teilweise wirklich aus meiner Sicht sinnlose und lächerliche Dinge gemacht, etwa haben sie darauf hinwirken wollen, dass bestimmte Institutionen an der Uni eine gegenderte Bezeichnung bekommen. Sie haben auch Veranstaltungen und Vorlesungen zum Thema Geschlechtergerechtigkeit oder Homosexualität organisiert, aber da war kaum jemand zu Gast. Ich habe das dann schon irgendwie als Zeitverschwendung empfunden und zum Schluss hatten wir uns dann auch zerstritten, sodass ich da ausgetreten bin. Es war auch eher so eine fixe Idee, da mitzumachen, das hatte ich mir vorher nicht richtig überlegt.

Zudem war ich eine Zeit lang in einer Partei, die auch eine Art Fraueninitiative hatte und da habe ich nicht direkt mitgemacht, war aber in deren Mailverteiler und habe mitbekommen, was die so machen. Und da war auch vieles dabei, was ich nicht gerade als professionell einstufen würde, etwa Trödelmärkte, wo die Selbstgehäkeltes verkauft haben oder irgendwelche Kinderbetreuungsaktionen. Das war eher so ein Muttiverein.

Zum einen würde ich mir das jeweilige Vereinsprogramm genau durchlesen, falls ein solches vorhanden ist. Auch wenn das da ähnlich wie bei Parteiprogrammen ist, dass die Ideen nicht unbedingt 1:1 in der Praxis landen werden, ist das doch zumindest eine Orientierung.

Wenn so was über das Internet nicht zur Verfügung steht, würde ich die verantwortlichen Organisatorinnen um so ein Papier zur Information bitten. Wenn es das nicht gibt, eben um ein persönliches Informationsgespräch. Bei denen, die dann in die engere Auswahl kommen, würde ich als Gast eben mal ein, zwei Veranstaltungen besuchen und testen, ob das in der Realität eben meinen Vorstellungen nahe kommt, oder ob es nur ein netter Name für eine amüsante Freizeitbeschäftigung ist, die gar nicht auf ein Ziel orientiert ist.

Tendenziell würde ich mich eher einer größeren Vereinigung anschließen, da man so hoffen kann, dass man mehr Einfluss hat. Aber Gruppierungen, wo man mit blanker, beschrifteter Brust provokante Auftritte machen muss, kämen für mich persönlich nicht in Frage. Aber dass muss jede Frau für sich entscheiden, wie weit sie gehen will.

Ich würde mich an deiner Stelle auch umsehen, ob es nicht möglicherweise eine politische Partei gibt, die sich unter anderem für Frauen stark macht und die möglicherweise zu deinem Weltbild passt. Denn da würde ich auch ein Potenzial für Mitgestaltung und Veränderung vermuten, das ein simpler Verein möglicherweise nicht ganz so stark hat. Bei uns in der Region ist zwar auch ein Frauenverein mit für politische Ämter wählbar, aber das muss ja nicht überall so sein. Falls es so etwas bei euch gibt, wäre das ja vielleicht eine Option. Denn wenn man als Verein nicht mit entscheiden und aktiv gestalten kann, finde ich das eher schade. Aber das musst du ja nicht genauso sehen.

Alternativ, falls du gar nichts findest, könntest du ja einen eigenen Verein nach deinem Geschmack gründen. Allerdings sollte man sich da vorher die Mitstreiter ansehen, ob es wirklich keinen Sinn macht, sich denen anzuschließen.