Wie sinnvoll ist eine gesetzliche BMI-Regelung?

vom 18.03.2015, 15:56 Uhr

Ich las vor kurzem, dass Frankreich sich mittlerweile auch wie Spanien und Israel dafür einsetzen möchte, dass keine Magermodels mehr dort arbeiten dürfen. Ich weiß jetzt nicht wie das in Spanien und Israel geregelt wird, aber Frankreich plant im Moment einen Gesetzesentwurf der vorsieht, dass Modelagenturen Strafen drohen, sofern sie Models mit Essstörungen beschäftigen sollten. Klick.

Der Indikator für eine Essstörung soll hierbei das Gewicht sein, wobei das in meinen Augen ein wenig sehr kurzsichtig gedacht ist. Ich kenne auch junge Frauen, die Jahre lang mit Bulimie zu kämpfen hatten und man sah ihnen ihre Krankheit gar nicht an. Sie wirkten einfach normalgewichtig trotz Essstörung.

Zu den Strafen sollen bis zu 75.000 € Bußgeld oder aber bis zu 6 Monate Gefängtnis gehören und man soll wohl auch nachweisen können, dass die Models einen BMI von mindestens 18 haben, die von der Agentur beschäftigt werden. Das wären bei einem Model von 1,75m etwa 55kg, was ich persönlich immer noch zu wenig ist. Ein "normaler" BMI gilt ja erst zwischen 19 und 25. Ein BMI von 18 ist da in meinen Augen definitiv zu dünn, aber gut.

Ein User hat unter diesem Artikel dann auch noch gefordert, gleich eine Art "Strafe" einzuführen, wenn normale Menschen und nicht nur Models die Normalwerte bei dem BMI überschreiten. Denn nach Meinung dieses Users würde dann das Problem mit dem Übergewicht und den damit verbundenen gesundheitlichen Folgen gelöst werden.

Was haltet ihr davon? Ist es richtig, eine gesetzliche Regelung zu schaffen, damit wir Menschen das Problem mit dem Über- bzw. Untergewicht in den Griff kriegen? Wie kann man das Problem alternativ lösen?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich halte solch eine Regelung für schwachsinnig, besonders da man Übergewicht nicht wirklich am BMI festmachen kann, genauso wie Untergewicht.

Es gibt sehr schlanke Menschen, die von Natur aus so gebaut sind, wie breitere Menschen, die genauso wenig für ihre Maßen können. Diese Menschen können genauso unter oder über den niedrigsten, bzw. höheren BMI-Wert geraten, ohne besonders dick oder dünn zu sein.

Der BMI ist ja an sich nur ein Richtwert, der jedoch durch das Zusammenspiel vieler Faktoren wieder aufgehoben werden kann. So einfach lässt sich das Problem mit dem Übergewicht der Menschen also nicht unbedingt lösen.

Es muss meiner Meinung nach ein Umdenken durch alle sozialen Schichten stattfinden, aber das ist schwierig zu bewerkstelligen. Ich bin grundsätzlich gegen jegliche Einschränkungen, die vom Staat beschlossen werden, insbesondere wenn sie die Nahrungsaufnahme und Lebensweise mancher Menschen betrifft. Aber die Natur wird es schon richten, und sei es durch Selektion.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Also du hast ja zwei verschiedene Themen angesprochen. Einmal die Gesetze bei Models und einmal dies auf Normalbürger übertragen. Ein Gesetz wie es in Frankreich geplant ist finde ich durchaus gut. Die Models die zum Teil über die Laufstege laufen sind nur noch Haut und Knochen. Viele von Ihnen hätten wohl ohne diesen Druck keine Essstörung. Auch die Wirkung auf junge Mädchen darf man wirklich nicht unterschätzen.

Natürlich ist ein BMI von 18 immer noch recht gering aber es ist immerhin ein Anfang. Ich finde es wirklich wichtig, dass dem Dürrheitswahn von Laufstegmodels ein Ende gesetzt wird. Es zerstört die Model und hat schlechte Auswirkungen auf die Gesundheit von vielem jungen Mädchen. Und besser ausschauen würden die Models auch wenn sie nicht nur aus Haut und Knochen bestehen. Das ist weder ästhetisch noch gesund.

Man sieht auch in Israel, das dies Problemlos funktioniert. Wenn alle Designer im Land diese Vorgabe haben, hat schließlich auch kein Designer einen Nachteil. Dieses Thema muss einfach angegangen werden.

Allerdings kann man so ein Gesetz natürlich nicht einfach auf die Normalbürger übertragen und sagen jeder der einen zu Hohen oder zu niedrigen BMI hat muss Strafe zahlen. Ich persönlich finde auch, dass dies auch absolut nicht vergleichbar ist. Zumal der BMI im Allgemeinen auch wirklich dann nur bedingt ein Faires Mittel zum Messen ist.

Bei den Mädchen auf dem Laufsteg geht es darum, dass die Modewelt den Druck auf die Model was das Gewicht betrifft verringert. Die meisten Mädchen schauen nicht so aus, weil sie das unbedingt wollen, sondern weil sie anders einfach keine Chance auf einen Laufsteg Job haben. Daher finde ich den Vergleich mit Normalbürgern recht unpassend.

» llohv » Beiträge: 250 » Talkpoints: 0,39 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Dass Models mit Untergewicht problematisch sind, dürften viel Mütter von Mädchen bestätigen können, die schon mindestens im Schulter sind. Das Bild, das den Menschen so von einer angeblich schönen Frau vermittelt wird, wirkt unterbewusst enorm. Mal ganz abgesehen von den gesundheitlichen Folgen für die Models selbst, beeinflusst das das Körperbild von jungen Mädchen entscheidend negativ. Von daher finde ich es schon gut, wenn da eine Regelung getroffen wird.

Wichtig fände ich aber auch, dass die Bilder dann aber nicht am Computer nachträglich so bearbeitet werden sollten, dass die eigentlich gesunden Mädchen dann auf dem Foto wie zu dünn aussehen. Denn leider ist das heute schon mit ein paar wenigen Mausklicks problemlos möglich, die Körperproportionen nach Belieben zu "verbessern". Und welcher Betrachter kann schon in einer Zeitschrift sehen, ob ein Bild bearbeitet wurde? Vor allem, wenn es professionell gemacht wurde.

Das mit dem Übergewicht sehe ich differenzierter. Es gibt eine Reihe übergewichtiger schöner Frauen, die sich nicht extra für etwa dick gegessen haben. Wenn man etwas weniger auf die Ernährung achtet, geht das ganz leicht. Man zähle einfach mal eine Weile auf einer beliebigen Straße die Frauen, die dort anscheinend nicht über dem optimalen BMI liegen. Das sind recht viele. Und die konsumieren auch Mode, zwangsläufig. Denn wer kann schon tagtäglich nackt herum laufen?

Und als Frau, die ein paar mehr Pfunde auf den Rippen hat, würde ich Mode für so eine Figur auch von Models präsentiert sehen wollen, die eben auch nicht klapperdünn sind. Nur so kann man auf dem Bild absehen, wie vorteilhaft oder unvorteilhaft so ein Kleidungsstück an einem selbst etwa aussehen könnte. Eine gesetzliche Regelung, die das verbietet, fände ich bescheuert und diskriminierend.

Zudem bringen die dünnen Models in den Zeitungen gar nichts gegen Übergewicht in der Bevölkerung. Wenn dem so wäre, dann hätte die Generation Magermodels schon längst diese Wirkung gezeigt und das Übergewicht in der Bevölkerung ausgemerzt.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Für solche Modellagenturen finde ich das eigentlich sogar sehr gut. Sie zerstören dadurch die Gesundheit ihres "Produktes" nur, damit es gut aussieht. Es gibt viel zu viele Probleme in der Branche. Es sind auch schon viele daran gestorben, weil sie sich einfach teilweise gar nicht ernähren durften oder nur Dinge, die gar nicht zum Verzehr geeignet sind.

Dazu zu sagen ist aber trotzdem, dass nicht jeder der so dünn ist, dass diese Person gleich eine Essstörung hat oder eine sonstige Krankheit. Manche Menschen sind halt einfach von der Natur aus so gebaut. Genauso verhält es sich mit Übergewicht. Auch da gibt es Menschen, die von Natur aus etwas breiter proportioniert sind.

Die Strafen dafür finde ich auch angemessen, da viele Models diese Störungen nur durch ihre Agenturen bekommen, einfach, weil sie ihnen so viel Druck machen. Dazu kommen mit Sicherheit auch Drohungen, dass sie den Job sonst verlieren.

Im Privatleben des Menschen hat es meiner Meinung nach aber gar nichts zu suchen. Es würde uns einen Teil unser Freiheit berauben, welche uns dem Grundgesetz nach zusteht. So eine Gesetzesregelung würde dabei gar nicht funktionieren. Außerdem, wenn es hier machbar wäre, müsste jeder Mensch aufs genaueste untersucht werden, da nicht jeder Mensch gleich ist und das "Idealgewicht" von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. Es wäre ein Haufen Arbeit und ein Haufen Kohle, der flöten geht.

Den BMI sollte man auch nicht allzu genau nehmen. Er ist nur eine allgemeine Regelung. Daher müsste auch an diesem Konzept gearbeitet werden. Aber man wird keine Regelung finden, die auf alle Menschen zutreffen kann und wird. Das ist einfach unmöglich.

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» Divia » Beiträge: 745 » Talkpoints: 55,66 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde diese ganze Diskussion schwachsinnig und auch die öffentliche Empörung über "Magermodels". Gut, wenn es sich um minderjährige Models handelt kann ich das noch irgendwo nachvollziehen, aber wenn Erwachsene in dieser Branche arbeiten wollen und ihren Körper in die gewünschte Form bringen wollen, dann ist das doch wohl ihre Sache. Da greift der Staat mal wieder in einen Bereich ein, der ihn schlicht und einfach nichts angeht.

Es wird immer gejammert, wie schlimm der Druck in der Branche doch sei. Wahrscheinlich stimmt das auch, aber es wird doch niemand gezwungen sich so eine Beruf auszusuchen. Oder hat jemand schon mal gesehen, dass ein Model mit vorgehaltener Waffe auf den Laufsteg gezwungen wird? Wenn man merkt, dass man dem Job und den Arbeitsbedingungen nicht gewachsen ist, muss man eben die Konsequenzen ziehen und kündigen. Das erwartet man von jedem anderen Arbeitnehmer doch auch.

Wenn man Menschen dafür bestrafen will, dass sie zu dünn sind, muss man natürlich auch diejenigen bestrafen, die zu dick sind. Ich frage mich zum Beispiel auch, warum ich für das Übergewicht meines Fluggepäcks bezahlen muss, während die Frau vor mir, die wesentlich mehr Übergewicht an ihrem Körper mit sich herum schleppt, nicht zahlen muss.

Aber da die Mehrheit der Bevölkerung zu dick ist werden solche Forderungen natürlich nicht populär sein, da ist es doch wesentlich leichter sich auf die Minderheit zu stürzen, die zu dünn ist und die manch einer heimlich wahrscheinlich dafür beneidet.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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