IQWiG - was hat euch besonders überrascht?

vom 27.03.2015, 13:29 Uhr

Als eines der letzten Länder überhaupt (erst 2004!) hat Deutschland eine Institution wie die IQWiG eingeführt, das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Die IQWiG ist dafür zuständig, dass der medizinische Wissensstand evidenzbasiert überprüft wird, das bedeutet, dass die medizinischen Leitwerte und Normen die wir in Deutschland haben, überprüft werden müssen, in dem man sich die Studien dazu anschaut.

Leider haben wir Deutschen das große Problem, dass wir Studien sehr schnell glauben. Einige Forscher beobachten fünfzig übergewichtige Menschen, 15 von ihnen werden krank, die Schlagzeile lautet: Übergewicht macht krank. Die Krankenkassen schlagen Alarm, die Deutschen glauben alles und keiner liest sich die Studie durch, die rein gar nichts aussagt.

Die IQWiG prüft viele der deutschen Gesundheitsmythen und schaut sich alle Studien zu dem Thema an. Hier wird ausgewertet, welche Studien überhaupt relevant sind und vernünftig durchgeführt worden sind und welche Studien eindeutig geschummelt sind indem beispielsweise nur das veröffentlicht wurde, was man preisgeben wollte, indem Teilnehmer die nicht hineinpassten ausgelassen wurden oder Studien in denen es nicht einmal Vergleichsgruppen und dergleichen gegeben hat.

Pharmakonzerne aber auch viele Universitäten wie Heidelberg haben Studien herausgebracht, die alles andere als seriös waren und fast jedes Krankenhaus und jeder Arzt hat die Ratschläge und Therapievorschläge genutzt, da keiner die Studien überprüft hat. In anderen Ländern werden solche Studien schon deutlich länger überprüft, Deutschland hat ziemlich lange gebraucht um dies als Notwendigkeit anzusehen.

Bei der IQWiG werden die einzelnen Studien nach Evidenzklassen sortiert und bewertet, von mehreren tausend Studien sind meist nur 0,5% oder weniger wirklich aussagekräftig, der Rest kann verworfen werden. Geprüft wird außerdem, welchen Nutzen bestimmte Medikamente haben, da man heute mehr über Medikamente wie beispielsweise Cholesterinsenker weiß, die rein gar nichts nützen, sondern eher durch Nebenwirkungen umbringen.

Damit sollen Lügen und falsche Ergebnisse von Pharmaindustrie und Co aufgedeckt und behoben werden. Im Grunde habe ich aber nicht wirklich das Gefühl, dass es viel bringt, denn offenbar lesen sich nur wenige die aufwendig erarbeiteten Ergebnisse durch. Mein Freund beispielsweise predigt nach wie vor, dass Ballaststoffe Darmkrebs vorbeugen sollen, obwohl es dafür keine Beweise gibt, ebenso wenig dafür, dass beispielsweise Salz den Blutdruck erhöhen soll und man daher darauf verzichten sollten, wenn man erhöhten Blutdruck hat.

Weitere Mythen sind beispielsweise die Tatsache, dass Obst und Gemüse gesünder sind, als eine konventionelle Ernährung mit nur wenig Obst und Gemüse, gegen Krebs schützen tut das auch nicht. Das sind Aussagen die sich in der Bevölkerung festgefressen haben, ohne das es irgendeinen anständigen Hinweis dafür geben würde, dass es wirklich stimmt, neuere Studien können das nicht bestätigen.

Lest ihr selbst ab und an mal auf der Seite des IQWiG? Welche schlechten Medikamente habt ihr dort schon entdeckt, die euch vielleicht selbst betreffen? Habt ihr eure Ernährung möglicherweise umgestellt, nachdem ihr erfahren habt, dass bestimmte Dinge euch gar nicht helfen können? Was hat euch am meisten überrascht? Könnt ihr nachvollziehen, dass sich bestimmte Gesundheitsmythen in Deutschland hartnäckig halten, obwohl eigentlich keiner weiß, woher diese Aussagen überhaupt kommen?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich muss ehrlich zugeben, dass ich dieses Institut nicht kenne, aber ganz gern kennen lernen möchte. Danke für den Hinweis. Ich werde mich sicherlich mal auf den Internetseiten umschauen, da ich unser Gesundheitssystem selbst äußerst skeptisch sehe.

Gerade mit dem Thema Cholesterin stehe ich da auf Kriegsfuß. Da ist ein Großteil meiner Familie beispielsweise vorbelastet und ich habe mir angeguckt, was da alles probiert wurde, um die Werte zu senken. Ich habe es selbst mal drei Monate quasi von Geflügel, Frühlingsquark und Tomaten gelebt, ohne dass sich da meine Blutwerte nennenswert reduziert hätten. Nebenbei bemerkt neigen meine Verwandten auch trotz scheinbar mieser Cholesterinwerte ein gutes Alter zu erreichen.

Auch habe ich unlängst mit meiner Frauenärztin über Hormonersatztherapien gesprochen, die ja nach einer Studie vor gut 15 Jahren verteufelt wurden. Allerdings kam die Studie aus Amerika, wo die Therapien bei ganz anderen Patientinnen in zeitlich viel ausgedehnterem Rahmen eingesetzt wurden, als es in Europa je der Fall war.

Das Problem ist aber gerade in dem Bereich, dass gerade die Angst um die eigene Gesundheit dazu verleitet, irgendwelchen Studien aufzusitzen.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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