Wenn eine Beziehung beginnt, stirbt eine Freundschaft?

vom 20.03.2015, 23:43 Uhr

Ich habe einmal das Sprichwort gehört, dass bei Beginn einer Beziehung eine Freundschaft endet. Ich muss sagen, dass sich das in meinem Leben bewahrheitet hat.

Zum einen hatte ich mal eine sehr gute Freundin vor einigen Jahren aus der Schule, mit der ich viel zusammen unternommen habe, nennen wir sie A. Als sie dann jemanden kennen gelernt hat, mit dem sie nach kurzer Zeit zusammen gekommen ist, hat sie natürlich mehr mit ihm gemacht und mich etwas beiseite gestellt. Ich kann es gut verstehen, denn natürlich schwebt man gerade zu Anfang einer Beziehung auf Wolke 7 und möchte so viel Zeit mit dem Partner verbringen, wie es nur möglich ist. Ich habe ihr diesen Freiraum gelassen. Nur leider ist sie dann irgendwann in eine andere Stadt mit ihm gezogen und wir hatten plötzlich so gut wie keinen Kontakt mehr.

Jedes Mal, wenn ich sie angeschrieben hatte, war sie kurz angebunden und ihr ganzes Leben schien nur noch um ihren Freund zu drehen. Ich war nicht mehr wichtig. Ich möchte nicht egoistisch erscheinen, aber mich hat ihr Verhalten doch sehr verletzt. Zu meinem Geburtstag hat sie mir dann auch nicht mehr gratuliert. Mittlerweile haben wir gar keinen Kontakt mehr, was ich sehr schade finde.

Ähnlich war es, als ich mit meinem jetzigen Partner zusammen kam. Ich hatte zu der Zeit eine wie ich finde gute Freundin gefunden, nennen wir sie B, mit der ich sehr vieles Teilen konnte. Zu Beginn meiner Beziehung war mir klar, dass ich nicht den gleichen Fehler machen wollte, wie A damals, habe ich häufiger den Kontakt zu B gesucht und auch mal des öfteren einen Mädelsabend veranstaltet, an dem ich mich ohne Partner mit ihr getroffen habe und wir uns über ihr und mein Leben außerhalb der Beziehung unterhalten haben. Sie hatte kurz nachdem ich mit meinem Partner zusammen gekommen war eine schlimme Trennung durchmachen müssen und deswegen wollte ich Rücksicht auf sie nehmen und ihr nicht mit meinen Schwärmereien auf die Nerven gehen.

Allerdings ereigneten sich einige Zwischenfälle, die mein Vertrauen zu ihr erschütterten und die Freundschaft von meiner Seite aus in Frage stellten. Beispielsweise hat sie an dem Abend, an dem ich ihr meinen Partner vorgestellt habe, bewusst mit ihm geflirtet, was meiner Meinung nach ein No-Go in einer guten Freundschaft ist. Ich fand ihr Verhalten damals wirklich völlig daneben, Trennungsschmerz hin oder her. Jedenfalls ist auch diese Freundschaft zerbrochen, von der ich eigentlich geglaubt hatte, dass sie die Beziehung übersteht.

Habt ihr auch die Erfahrung gemacht, dass bei Beginn einer Beziehung eine Freundschaft regelrecht gestorben ist? Wie war das so? Was waren die Gründe für die beendete Freundschaft?

» Lapricia » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 20.03.2015, 23:57, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Meiner Erfahrung nach muss nicht unbedingt eine Freundschaft in die Knie gehen, nur weil sich der Beziehungsstatus bei einem oder mehreren Beteiligten ändert. Es hängt doch einiges von der Art der Beziehung, der Freundschaft und dem Charakter der Teilnehmer am zwischenmenschlichen Drama ab. Ich habe schon sämtliche Schattierungen erlebt. Auch das Alter spielt hier anscheinend keine große Rolle: Manche Leute sind schon als Teenager abgeklärt und erfahren, andere flippen auch noch mit über 30 schier aus, wenn sie mal wieder einen Typen/ein Mädel an Land gezogen haben.

In meinem Freundeskreis, der teilweise schon seit der Grundschule besteht, war es in der Regel kein Problem, wenn jemand eine Beziehung begonnen hat. Dann war die Doris oder der Hannes eben nicht mehr alleine beim Grillabend dabei, sondern in Begleitung eines anderen Menschen des gleichen oder gegenüberliegenden Geschlechts. Das hat niemanden groß durcheinander gebracht.

Es gab allerdings auch Kameraden, die jedes halbe Jahr ihre neue große Liebe oder ihren neuen Verlobten vorgestellt haben, den ganzen Abend am Knutschen und Fummeln waren und irgendwann enttäuscht den Kontakt abgebrochen haben, weil der Rest der Gesellschaft nach dem vierten oder fünften Mal nicht mehr enthusiastisch zur "Verlobung" gratuliert und nach Hochzeitsplänen gefragt hat. Diese Freundschaften sind also tatsächlich an Beziehungen gestorben, waren aber vorher schon ziemlich kränklich.

Auch die Torschlusspanik scheint manchmal eine Rolle zu spielen. Wenn der 30. Geburtstag schon solide hinter einem liegt und sich plötzlich doch noch ein Partner auftut, habe ich auch schon erlebt, dass sich die Glücklichen derart hektisch ins Heiraten/Hausbauen/Kinderkriegen gestürzt haben, dass für oft jahrzehntelange gute Freundschaften kein Platz mehr war. Der soziale Status ist ja in den Augen vieler doch ein ganz anderer, wenn man endlich eine Beziehung hat und nicht mehr "nur" Freunde. Meiner Meinung nach "muss" eine Freundschaft also nicht an einer Beziehung zugrunde gehen, aber es ist durchaus möglich.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich würde es schlimm finden, wenn bei jeder Beziehung alle Freundschaften in die Brüche gehen würden. Meiner Meinung nach verstehen echte Freunde auch, dass man gerade am Anfang einer Beziehung viel Zeit mit dem neuen Partner verbringen will. Meine Freunde hatten da auf jeden Fall Verständnis und auch die Freunde meines Partners fanden das in Ordnung. Immerhin kennt das ja auch jeder.

Wenn man dann ein bisschen zusammen ist oder sich ein paar Mal getroffen hat, kann man dann ja auch die Freunde vorstellen und dann auch Dinge gemeinsam mit den Freunden machen, so schlimm ist das ja nicht. Mir wurden die Freunde schnell vorgestellt und meine Freunde lernte mein Partner auch recht schnell kennen und so haben wir dann auch mal was alle gemeinsam gemacht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ramones hat geschrieben:Ich würde es schlimm finden, wenn bei jeder Beziehung alle Freundschaften in die Brüche gehen würden.

Es geht doch gar nicht darum, dass alle Freundschaften in die Brüche gehen im Falle einer Beziehung, sondern nur eine einzige. Steht auch so in der Thread-Überschrift. :wink:

Charaktere sind nunmal unterschiedlich und jeder reagiert eben auf solche Situationen anders. Es gibt auch Menschen, die immer im Mittelpunkt stehen wollen und die dann nicht damit klarkommen, wenn ein Freund oder eine Freundin plötzlich vergeben ist. Eine Freundin aus meinem Freundeskreis ist ewiger Single und die hat massiv was gegen Partnerschaften.

Ich weiß noch wie sie gerade zu Anfang, wo das mit den Partnerschaften so langsam anfing, immer gestänkert und sich dagegen gewehrt hat, wenn jemand seinen Freund mit zu den Treffen bringen wollte. Aber irgendwann waren die Mädels mit dem Partner in der Überzahl und jetzt hat sie nichts mehr zu melden und muss sich anpassen. Zwei sind verheiratet, die dritte Hochzeit in Planung und zwei weitere sind liiert aber noch nicht verheiratet. Da hat man als Single nicht viel zu melden.

Meine beste Freundin hat letzten Sommer überraschend geheiratet und im Herbst dann auch ihr erstes Baby bekommen. Da ist die Freundschaft im Moment auch etwas auf "Sparflamme", was ich gerade wegen dem Baby total verstehen kann. Wenn das Baby aus dem gröbsten raus ist, werden wir uns sicherlich häufiger sehen. Wir haben auch schon geplant, uns mit unserem Nachwuchs in Zukunft zu treffen, wenn ich mal soweit sein sollte. Allerdings kann das noch eine Weile dauern.

Freundschaften verändern sich und werden nie so sein wie früher. So weiß ich auch genau, dass ich nie so eng mit ihr sein werde wie früher zu Schulzeiten, aber das ist nicht schlimm. Mir ist wichtiger, dass sie eine gute Mutter ist und ihr Kind nicht vernachlässigt. Ich würde mir eher Sorgen machen, wenn sie sofort reagieren würde, wenn ich bei Whatsapp schreibe, da hätte ich Angst, dass sie das Kind vernachlässigt. Aber ich glaube nicht, dass unsere Freundschaft dadurch kaputt gehen wird, sie verändert sich nur, sonst nichts.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Also ich finde schon, dass es auf die Freundin ankommt und wie ihre Einstellung zur Freundschaft ist. Es gibt ja Freundinnen, die sehr tolerant sind und es durchaus verstehen, wenn die Freundin sich dann zu Beginn der Beziehung so gut wie gar nicht mehr meldet und nur noch Zeit mit dem Mann verbringt.

Es gibt aber auch Freundinnen, die sehr eifersüchtig sind und das überhaupt nicht verstehen können und deshalb die Freundschaft ziemlich bald einmal kündigen. Ich denke schon, dass der Beginn einer Beziehung der Tod vieler Frauenfreundschaften sind. Bei den Männerfreundschaften ist es eher weniger so, denn die Männer behalten ihre Freunde üblicherweise trotzdem und die Frau toleriert dies auch.

Aber wie gesagt, es kommt auch ein wenig auf den Charakter und auf die Wichtigkeit der Freundschaft an und welche Prioritäten man setzt. In erster Linie sollte es mir doch als Freundin wichtig sein, dass die jeweils andere glücklich ist und nicht, dass sie jeden Tag nur Zeit mit mir verbringt, denn dann wäre ich ja sehr besitzergreifend.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Die Erfahrung habe ich jetzt auch wieder machen dürfen. Aber es hat mir auch wieder gezeigt, dass es gut war, dass ich da während der ganzen Zeit der vermeintlichen Freundschaft nicht zu viel über mich und mein Privatleben preis gegeben habe. Denn eine Freundschaft ging mir schon kaputt als ich meinen Mann kennen gelernt hatte. Das war eine Freundschaft zu einem verheirateten Mann von dem ich nie mehr wollte als Freundschaft. Da er sich dann schnell zurück gezogen hat, kann ich nur vermuten, dass er mehr wollte.

Nun war ich etwa zwei Jahre mit einer Frau befreundet. In dieser Zeit hat sie sich sehr oft bei mir ausgeheult. Probleme mit dem Nochgatten, eine andere Freundin war plötzlich verstorben, die Mutter an Demenz erkrankt und ein enger Freund hat Krebs. So zumindest immer die Geschichten dazu, ob es alles stimmt, zweifle ich mittlerweile stark an.

Wir sind beide auf bei einer Community aktiv und sie hat dort nun einen Mann kennengelernt, mit dem sie eine Beziehung begonnen hat. Das habe ich ihr auch gegönnt und hatte auch einen losen Kontakt zu diesem Mann. Dieser wurde intensiver als zur Sprache kam, dass sie ihn bei diversen Kontakten mit anderen Männern auf der Seite sehr belogen hat. Dass ich ihn verstehen konnte, wollte sie nicht wahr haben. Sie war der Meinung, dass ich wohl bedingungslos auf ihrer Seite stehen müsste.

Am Ende ist nun die Freundschaft durch diese Beziehung und den damit aufgebauten Lügengebilde zerbrochen. Der Mann ist meiner Meinung nach sehr naiv, dass er ihr da noch Vertrauen schenken kann. Er wohnt mehrere hundert Kilometer weg und kann ja auch nicht sehen, welche Kontakte sie noch pflegt und in welcher Form. Allerdings bin ich auch froh, dass ich mir nun keine weiteren Lügen anhören muss.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Also ich finde jetzt nicht unbedingt, dass wenn man eine Beziehung anfängt dann eine Freundschaft stirbt. Also ich bin jetzt bald seit 3 Monaten mit meinem Freund zusammen und die Freundschaft zu meiner Aller besten Freundin ist genauso wie vorher auch ich sehe darin jetzt keine Veränderung, denn ich habe immer noch genauso viel Zeit wie vorher für sie. Und das wird auch weiterhin so bleiben denn nur weil ich jetzt einen Freund haben muss ich meine beste Freundin nicht vernachlässigen und das wird auch nicht passieren.

Ich habe für beide gleich viel Zeit, denn ich möchte keinen der beiden verlieren. Zwar kann es auch sein das ich manchmal für meinen Freund ein bisschen mehr Zeit brauche, da ich ihn ja über alles liebe und er mein Leben ist und so. Aber nur wegen meiner Beziehung wird die Freundschaft zu meiner Aller besten Freundin nicht kaputt gehen, diese Freundschaft wird ewig halten.

» saskia0301 » Beiträge: 62 » Talkpoints: 0,62 »



Ich habe leider ebenfalls Erfahrung mit diesem Sprichwort machen können. Das war dann der Fall, als meine damals beste Freundin ihren Partner kennen gelernt hatte. Wir hatten uns davor mehrmals die Woche getroffen und eigentlich auch täglich miteinander telefoniert oder anderweitig Kontakt miteinander gehabt. Dass das natürlich nicht mehr machbar wäre, nachdem sie die Beziehung eingegangen war, war mir völlig klar, was ich aber auch nicht schlimm fand. Immerhin hatte ich dann ja auch meinen Freund kennen gelernt und ich hätte mich damit abfinden können, dass meine Freundin nicht mehr so viel Zeit für mich hatte. Dennoch kam es für mich natürlich nicht in Frage, den Kontakt ganz abzubrechen.

Jedenfalls war das bei meiner Freundin jedoch anders. Sie verbrachte schnell jede freie Minute mit ihrem Partner und hatte für nichts anderes mehr Zeit. Die beiden sahen sich jeden Tag und auch rund um die Uhr. Anfangs konnte ich meine Freundin dabei immer zwischendurch noch treffen, wobei ihr Partner das irgendwann auch nicht mehr wollte, da er meine Freundin für sich haben wollte. Somit ging die Freundschaft natürlich zwangsläufig in die Brüche und ich habe seitdem auch nie wieder etwas von meiner Freundin gehört.

Natürlich muss es nicht immer der Fall sein, dass eine Freundschaft in die Brüche geht, wenn man eine Beziehung eingeht. Bei mir war es umgekehrt nämlich noch nie so, dass ich irgendwelche Freunde verloren hatte, wenn ich eine Beziehung eingegangen bin. Allerdings denke ich trotzdem, dass das schon oft vorkommt, sonst gäbe es das Sprichwort ja nicht und sonst hätte ich das nicht selbst an mir erfahren müssen.

Es ist ja normal, dass man nicht mehr so viel Zeit für seine Freunde hat, wie zuvor, wenn man einen neuen Partner hat. Gerade dann, wenn man frisch verliebt ist, möchte man doch auch am liebsten jede freie Minute mit dem neuen Partner verbringen. Dass man seine Freunde aber komplett links liegen lässt, nur weil der Partner auf einmal wichtiger ist, finde ich aber auch reichlich daneben. Allerdings bleibt dann natürlich auch die Frage, ob man so etwas dann überhaupt als richtige Freundschaften bezeichnen kann, da eine richtige Freundschaft für mich nicht durch so etwas kaputt gehen sollte.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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