Wunsch nach Statuserwerb stärker als Kinderwunsch?
In einem Interview mit der berühmten Anthropologin Sarah Hrdy ist diese einmal gefragt worden, ob es denn stimmen würde, dass die Menschen im Grunde nur zur Fortpflanzung da seine, speziell eben die Frauen. Das Bild hält sich hartnäckig in unserer Gesellschaft und wenn Frauen einen starken Kinderwunsch haben, dann finden das viele normal, weil sie eben denken, dass Frauen zu eben dem Zweck existieren, wie Männer auch nur zu dem Zweck existieren Kinder zu zeugen.
Evolutionstechnisch scheint das die Vorstellung zu sein, die viele Menschen haben, so dass es absolut normal erscheint, dass Frauen Kinder haben wollen. In dem Interview betonte Hrdy, dass Frauen durch die Evolution kein Kinderwunsch eingepflanzt worden wäre. Wenn Frauen einen Kinderwunsch verspüren, dann nicht selten deswegen, weil gesellschaftliche Strukturen sie dazu verleiten.
Nicht zuletzt ist es eben einfach so, dass die Natur einen so geschaffen hat, dass man zur Fortpflanzung fähig ist und es automatisch passiert, ob man das will oder nicht, spielt dabei eigentlich gar keine Rolle. Man ist dazu in der Lage und so sind Kinder oft das Ergebnis eines normalen Triebes der mit einem Wunsch selten was zu tun hat.
Statuserwerb ist bei Primaten aber durchaus vorrangig und erst das hat auch zu einer erfolgreichen Fortpflanzung geführt. Laut Hrdy wählt jede Frau den Statuserwerb und versucht die erste Geburt so weit wie möglich hinauszuschieben.
Für mich selbst klang das Plausibel, denn ich kenne wenige Frauen die einen Kinderwunsch haben und eher mehr Frauen, die mehr vom Leben haben wollen. Ich denke aber auch, dass unsere Gesellschaft sich lange Zeit in die Richtung entwickelt hat, dass Frauen nichts anderes durften und Statuserwerb für sie nicht möglich war.
Daher denken wahrscheinlich auch heute noch viele Frauen, dass es normal ist nichts im Leben zu erreichen, sondern nur Kinder zu bekommen. Damit erreichen sie dann ihr persönliches Ziel. Denkt ihr auch, dass Frauen von Natur aus im Grunde schon lieber erst einen angesehenen Status erwerben wollen, bevor sie über Nachwuchs nachdenken? Oder kann euch diese Theorie nicht überzeugen?
Mich kann die Theorie überhaupt nicht überzeugen. Was heißt denn schon Status? Eine Richterrobe, ein Chefsessel unterm Hintern oder fünf Kinder, die dich für die beste Mutter der Welt halten. Da sind alles verschiedene Arten von Status.
"Normal ist eine Einstellung am Trockner" habe ich letztens gehört. Und dem kann ich nur zustimmen. Wir sind so weit entfernt vom natürlichen Zustand, dass es müßig ist, darüber nachzudenken, was eine Frau "normalerweise" im Leben erreichen will. Ob sie von Natur aus gerne Mutter wäre oder einen Status erreichen will.
Wir sind alle geprägt von unserer Umgebung. Inklusive dir. Dein Wunsch nach einer Karriere und einem Leben ohne Kinder (oder mit Kinder, um die sich dann dein Partner und die Nanny kümmern), ist auch nur ein Produkt der Erwartungen der Menschen in deiner Umgebung. Das ist auch nicht dem Wunsch nach Status geschuldet, der Primaten angeblich lenkt.
Wir sollten uns vielleicht darauf einigen, dass deine Vorstellungen von dem Leben einer Frau nicht allgemeingültig ist. Ich halte meine Ansichten von meinem Leben auch nicht für allgemeingültig. Ich kann gut akzeptieren, wenn jemand klar sagt, man möchte keine Kinder haben. Ich kann nicht akzeptieren, wenn man mit aller Gewalt ein Kind empfängt oder aufnimmt, nur um irgendwelchen gesellschaftlichen Erwartungen zu erfüllen und der Hauptgedanke sich nur darum dreht, wie man dieses Kind möglichst bald los wird.
Du hast mal erzählt, deine Mutter und deine Großmutter haben immer gearbeitet und ihre Kinder wurden eben fremd betreut. Du sagst, dir hat das nicht geschadet. Das zweifle ich auch gar nicht an. Aber genauso hat es vielen anderen Kindern auch nicht geschadet, dass die Mutter eben daheim war. Du willst aber eben das Leben leben, welches dir vorgelebt wurde und leider verurteilst du an sich konstant alle Frauen, die deinen Weg nicht gehen wollen.
In anderen Kulturen sind Kinder, vor allem eigene Kinder, durchaus ein Statussymbol. Dort wird aber auch ganz anders gelebt. Teilweise läuft das noch über solche Generationsverträge, dass die Kinder später für ihre Eltern aufkommen. Da oft noch eine hohe Säuglingssterblichkeit dazu kommt, bringt man eben mehr Kinder zur Welt, damit das Alter gesichert ist.
Nicht zuletzt ist es eben einfach so, dass die Natur einen so geschaffen hat, dass man zur Fortpflanzung fähig ist und es automatisch passiert, ob man das will oder nicht, spielt dabei eigentlich gar keine Rolle. Man ist dazu in der Lage und so sind Kinder oft das Ergebnis eines normalen Triebes der mit einem Wunsch selten was zu tun hat.
Also so weit ich das weiß, muss heute keine Frau mehr ein Kind bekommen, wenn sie das nicht wünscht. Die Auswahl an Verhütungsmitteln ist relativ groß und breit gefächert und falls man doch schwanger wird, kann man das Kind immer noch abtreiben oder austragen und zur Adoption frei geben. Keine Frau ist heute mehr gezwungen ein ungewolltes Kind aufzuziehen!
Für mich selbst klang das Plausibel, denn ich kenne wenige Frauen die einen Kinderwunsch haben und eher mehr Frauen, die mehr vom Leben haben wollen. Ich denke aber auch, dass unsere Gesellschaft sich lange Zeit in die Richtung entwickelt hat, dass Frauen nichts anderes durften und Statuserwerb für sie nicht möglich war.
In der Generation meiner Großeltern (alle zwischen 1900 und 1914 geboren), galten viele Kinder durchaus als Zeichen dafür, dass man Geld hat. Somit sind Kinder durchaus auch ein Statussymbol gewesen. Außerdem sorgten die Kinder später für die Eltern. Also waren mehr Kinder durchaus sinnvoll.
Was ist für dich eigentlich ein Status? Ein erlernter Beruf? Ein abgeschlossenes Studium? Zumindest von einer meiner Großmütter weiß ich, dass sie eine Ausbildung gemacht hat. Und sie hat später mit meinem Großvater eine Metzgerei gehabt und dort gearbeitet und zeitgleich den Haushalt versorgt und vier Kinder aufgezogen. Allerdings hatten meine Großeltern den Luxus, dass noch Verwandte mit im Haus wohnten und die Kinder teilweise eine Art Nanny hatten.
Daher denken wahrscheinlich auch heute noch viele Frauen, dass es normal ist nichts im Leben zu erreichen, sondern nur Kinder zu bekommen. Damit erreichen sie dann ihr persönliches Ziel.
Dein Ziel ist ein Hochschulstudium und eine Karriere. Müssen alle Frauen diesen Weg anstreben? Es gibt auch viele Frauen, die durchaus damit zufrieden sind ihre Kinder groß zu ziehen. Und eine Frau mit mehreren Kindern hat auch ohne eine tolle berufliche Karriere zu haben, in ihrem Leben einiges erreicht.
In dem Klima, was hier in Deutschland herrscht, dürfte zuerst einmal der Wunsch nach Sicherheit ziemlich groß sein. Als Frau muss man mittlerweile genau wie ein Mann zuerst einmal zusehen, dass man sicher auf eigenen Füßen steht.
Der Beruf bekommt automatisch einen hohen Stellenwert, weil es keine andere adäquate Absicherung gibt. Kinder muss jede Frau heute im Prinzip allein planen, denn wenn es mit dem Partner nicht klappt, dann muss sie sich und die Kinder durchbringen. Der Kindesunterhalt sichert schließlich nicht ansatzweise das Leben der kleinen Familie.
Dass der Kinderwunsch auf diese Art lange in den Hintergrund tritt oder gar nicht zum Tragen kommt, das ist so vollkommen normal. Das weniger mit dem Wunsch nach Status zu tun. Zumal Status für jeden etwas anderes bedeutet und einen ganz anderen Stellenwert hat.
Da du dich auf Primaten berufst, von denen wir ja abstammen, muss man vielleicht auch dabei in Betracht ziehen, dass es für alle Tierarten nur das Ziel gibt sich zu vermehren. Und da gibt es dann verschiedene Varianten. Die einen begegnen sich und es wird sich gepaart. Bei in Gruppen lebenden Tieren darf meist nur das stärkste Männchen. Also geht es doch eher nach dem Status des Mannes und nicht der der Frau. Nur das ein weibliches Mitglied der Gruppe dann angesehener ist, als wenn sich das führendes Männchen nicht mit ihr befasst.
Dass sich die Definition Status im Laufe der Entwicklung der Menschen verändert hat, ist ja nicht neu. Und jeder Mensch definiert seinen Status anders. Dir ist deine Kariere wichtig, dass du auf andere Menschen, die dir das ja erst durch ihre Steuergelder ermöglicht haben, herab blicken kannst. Für deinen Partner gehört zu diesem Status dann noch ein Kind, welches du gezwungener Maßen irgendwie tolerieren wirst.
Da es aber auch Frauen gibt, die nur Kinder wollen oder sogar den Wunsch haben Beruf und Kind zu vereinbaren, kommt in deinem begrenzten Sichtfeld nicht wirklich vor beziehungsweise ist das in deinen Augen ein Lebensumstand der unter deiner persönlichen Würde liegt.
Insgesamt klingen deine Threads, wo du dich auf diese so berühmte Frau beziehst, eher verzweifelt. Denn damit versuchst deine Einstellung als das absolut richtige zu verkaufen, weil dir vermutlich langsam klar wird, dass du und dein Umfeld mit eurer familienfeindlichen Einstellung doch eine absolute Minderheit seid.
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