Buch über Wissenschaftler - rechtfertigen wer drin steht?

vom 15.03.2015, 11:05 Uhr

Vor kurzem habe ich ein Buch gelesen in dem eigentlich nur Interviews mit unterschiedlichen Wissenschaftlern zusammengefasst waren. Es ging meist um Astrophysiker und Chemiker, einige andere Wissenschaften waren auch vertreten. Im Vorwort des Buches aber, rechtfertige sich der Autor dafür, wen er für das Buch interviewt hatte und wen nicht.

Er schrieb, dass es sich hauptsächlich um weiße Männer handeln würde. Es waren nur wenige Frauen vertreten und ebenfalls nur wenige Menschen aus anderen Kulturen oder mit anderer Hautfarbe. Er meinte, dass sich dies nicht vermeiden lies, denn er wollte einfach die Wissenschaftler interviewen, die in den letzten Jahrzehnten unsere Welt am meisten beeinflusst haben.

Und es ist natürlich eben auch so, dass Frauen erst in den nächsten Generationen wirklich dominant in der Wissenschaft vertreten sein werden. Die Wissenschaftler von heute sind teilweise noch Jahrgang 1960-1980 und während dieser Zeiten war es für viele Frauen eben noch nicht so üblich in die Wissenschaft zu gehen, wie es heute so ist.

Auch wären viele Entwicklungsländer damals noch nicht so weit gewesen, so dass es noch nicht viele bedeutende Forscher aus anderen Kulturen gibt. Auch dies würde sich in den nächsten Jahrzehnten ändern. Ich fand es lustig, dass der Autor sich direkt zu Beginn seines Buches dafür rechtfertigte, als hätte er Angst, dass jemand ihm etwas unterstellen würde.

Natürlich leben wir aber inzwischen auch in einer recht empfindlichen Gesellschaft und es könnte jemandem sauer Aufstoßen, wenn in so einem Buch zu wenige Frauen oder Ausländer erwähnt würden. Würdet ihr in einem Buch auch erklären, warum ihr diese Personen interviewt und miteinbezogen habt und nicht andere? Denkt ihr, dass ihr der Menschheit eine Erklärung schuldig seit, wenn ihr bestimmte Menschengruppen außen vor lasst? Wie findet ihr diese Rechtfertigung?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich würde einfach annehmen, dass es dem, der oder den Herausgebern persönlich wichtig gewesen wäre, eine vielfältigere Bandbreite darzustellen. Normalerweise macht das so ein Buch nur besser. Daher finde ich die Erklärung nicht ganz unwichtig und würde sie nicht als Rechtfertigung verstehen.

Wie das Buch zustande kam und warum man diese Interviewpartner ausgewählt hat, erklärt man ja sowieso. Normalerweise geht es darum, was diese Personen während ihrer Karriere erreicht haben oder woran sie gerade forschen. Aber auch eine kurze Erklärung über die betreffende Problematik finde ich nicht verkehrt.

Ich fände es allerdings auch schade, wenn es wirklich aus Angst geschrieben wurde, kritisiert zu werden. Wenn es wirklich als Rechtfertigung und Entschuldigung formuliert war. Aber vielleicht hatten ähnliche Bücher schon Probleme deswegen oder der Autor selber ist im Vorfeld - beispielsweise von Verwandten oder Kollegen, die Korrektur gelesen hatten - vielfach darauf angesprochen worden. Letztlich ist es besser, wenn es ein Mal zu viel erwähnt wurde als ein Mal zu wenig.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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