Nur dumme Menschen alkoholkrank und depressiv?
Ich habe neulich in der Bahn eine sehr befremdliche Aussage gehört. Diese Aussage stammte von einer Frau, die in der Bahn am telefonieren war, sodass ich auch gar nicht weiß, mit wem sie sich unterhielt und was ihr Gesprächspartner immer geantwortet hat.
Es muss sich aber um eine Person aus dem Umfeld gehandelt haben, über die gerade gesprochen wurde. Es hörte sich so an, als hätte diese Person gesundheitliche Probleme. Die Frau meinte dann irgendwann in einem total unpassenden Unterton, dass alle depressiven und alkoholkranken Menschen dumm und bescheuert wären.
Ihrer Ansicht nach, würden "intelligente" Menschen gar nicht erst auf die Idee kommen, Minderwertigkeitskomplexe und damit verbunden Selbstwertprobleme oder eine Alkoholsucht zu entwickeln, da intelligente Menschen ja wissen, dass sie keine Selbstzweifel haben müssen und dass Alkohol und andere Suchtmittel bei höheren Mengen eben auch gesundheitsschädlich sein kann.
Ich finde diese Aussage schon krass und kann sie überhaupt nicht teilen. Ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht wie man zu so einer Einstellung kommen kann. Selbstzweifel kann in meinen Augen jeder haben, egal ob "intelligent" oder "dumm", wobei sich hier ja die Frage stellt, wie man die beiden Begriffe definiert. Denn Dummheit und Intelligenz sind ja nicht messbar und als Begriffe sehr dehnbar.
Bei Depressionen ist oft eine familiäre Häufung zu betrachten, sodass das eher durch die Veranlagung begünstigt wird, welche zu entwickeln. Das hat in meinen Augen aber auch nichts mit "Dummheit" zu tun. Wie seht ihr das? Sind wirklich nur dumme Menschen alkoholkrank und depressiv?
Gut, dass ich nicht in der Bahn war, weil dann hätte ich wohl mal aus dem Nähkästchen geplaudert. Ich bin wirklich niemand, der sich in Gespräche einmischt, aber ich mache meine Arbeit gut, schaue hinter der Fassade der Menschen und bin nicht eine der Damen, die von oben herab auf ihre "Patienten, Kunden, Leidensgenossen" oder wie Ihr meine Gäste nennen möchtet, schaue.
Du wirst erstaunt sein, wenn ich Dir sage, dass die meisten Alkoholiker in meiner Laufbahn eigentlich sehr intelligent waren. Einiges hat der Alkohol in der Tat zerstört, aber das ist der klare Zersetzungsprozess des Gehirns. Ansonsten waren es teilweise Menschen aus gutem Hause. Kann man natürlich jetzt sehen, wie man möchte.
Doch einer z.B. war mal ein Anwalt. Er hatte eine Frau und hat ein Kind. Er hat seine Frau im Ehebett vorgefunden, wie sie ihn betrogen hat. Das scheint ihn so aus der Bahn geworfen zu haben, dass er angefangen hat zu trinken. Erst waren es mal ein bis zwei Gläschen Rotwein. Doch sobald er sich nicht in die Arbeit stürzen konnte, war es um ihn geschehen.
Heute hat er eine Scheidung hinter sich, sieht sein Kind nicht, was in Moment von ihm aus so kommt, weil er Alkoholiker ist. Er schläft in einem Wohnheim für obdachlose. Ich helfe ihm derzeit auf die Beine. Er ist nicht so, wie die typischen Alkoholiker, dreckig, draußen abhängen usw. Er distanziert sich, aber kommt von dem Zeug nicht weg.
Es ist eine Frechheit von dieser Frau zu behaupten, dass gebildete Menschen niemals in diese Lage geraten würden. Das hat nichts mit dem Bildungszustand zu tun. Denn nahezu 40 Prozent der Alkoholiker stammen aus guten Schichten. Bei ihnen war es abends der Wein zum Entspannen, der Stressabbauer usw. So einfach rutschen auch sie dort rein.
Die Dame, die so etwas von sich gibt, sollte vielleicht mal ihren Intellekt prüfen, denn da scheint was nicht richtig zu sein. Entschuldige, das geht nicht gegen dich oder so. Ich meine wirklich nur, die Dame, die das von sich gab.
Sicherlich gibt es bei Alkoholikern einen nicht unerheblichen Teil von dummen Leuten, gerade die die sinnlos das Saufen angefangen haben sind meiner Meinung nach dumm, da die Medien einen ganz klar darauf hinweisen dass Saufgelage und permanenter Konsum schlecht sind. Bei anderen wiederum kann ich es nachvollziehen. Ähnlicher Fall wie oben war bei meinem Onkel: Ein gestandener Mann mit drei Kindern, Frau verlässt ihn und er beginnt zu trinken weil er das Leben sonst nicht mehr aushält. Mittlerweile ist er leider recht starker Alkoholiker der jahrelang nicht mehr gearbeitet hat und der seinen Kindern leider auch schlechte Werte vermittelt.
Also Alkohol hat nicht unbedingt etwas mit Dummheit zu tun auch wenn es in vielen Fällen so ist oder nach langjähriger Trinkerei in Dummheit endet.
Wer allerdings sagt, dass depressive Menschen dumm sind, der hat keine Ahnung. Wer so etwas sagt sollte verstehen dass er dann auch jedem Krebskranken oder anders körperlich erkrankten Menschen sagen muss dass er dumm ist, denn eine Depression ist nichts anderes als eine körperliche Erkrankung, nur dass man sie nicht unbedingt sieht. Niemand kann etwas dafür dass er Depressionen hat und das hat meistens auch einen Grund. Sei es ein sexueller Übergriff, familiäre Probleme oder eine schlechte Kindheit - Es gibt viele Gründe für Depressionen und die wenigsten haben davon etwas mit Eigenverschulden zu tun.
Die Frau die du da in der Bahn getroffen hast hat leider Gottes keine Ahnung und gehört zu dem Klientel Menschen die ich gerne als Abschaum bezeichne weil sie sich über andere stellen die Probleme haben und meinen sie wären was besseres - Und ich wette genau diese nette Person hat auch Dreck am Stecken.
Langzeitstudien zeigen nun leider genau das Gegenteil der Behauptungen dieser ach so allwissenden Dame in der Bahn. Menschen mit einer überdurchschnittlichen Intelligenz sind häufiger von Depressionen und Drogenkonsum betroffen als durchschnittlich intelligente.
Wenn man darüber nachdenkt, dann ist das auch vollkommen logisch. Und da Intelligenz absolut nichts mit Vernunft zu tun hat, sind die Zusammenhänge noch klarer.
Ich muss der Dame auch widersprechen. Denn viele Menschen rutschen über den sogenannten Genuss in diese Spirale von Alkoholismus. Erst ist es eben das Glas Wein am Abend, was man genießt, später wird es dann mehr und auch die Gründe ändern sich. Denn man versucht durch den Alkohol vom Stresspegel runter zu kommen. Und schon ist man in die Abhängigkeit gerutscht. Dabei sind diese Menschen eigentlich als intelligent einzustufen.
Und das selbe Problem gibt es da bei den Drogen. Zuerst sollen sie nur aufpushen, damit man den täglichen Stress besser bewältigen kann. Aber auch da ist man eben schnell in der Abhängigkeit drin.
Nur weil jemand beispielsweise Anwalt ist, muss das ja nicht heißen, dass der wahnsinnig intelligent ist. Jura kann im Prinzip jeder studieren und auch dass man aus einer guten Schicht stammt, heißt nicht, dass man da automatisch hochbegabt sein muss.
Ich denke schon, dass wirklich intelligente Menschen schon vorher wissen, dass das der Alkohol schädlich ist und dass die eine potentielle Abhängigkeit schon in einem so frühen Stadium erkennen, in dem sie noch gegensteuern können bzw. dass wirklich intelligente Menschen Alkohol gar nicht erst einsetzen, um Stress entegegenzuwirken. D.h, ich glaube, dass wirklich sehr intelligente Menschen solche Dinge besser durchschauen und ihr Verhalten effektiver steuern können, sodass gar keine Abhängigkeiten entstehen.
Bei einer Depression ist das etwas anderes, denn die geht nicht notwendigerweise damit einher, dass man etwas Bestimmtes macht. Es geht eher um Gefühle, wie man sich fühlt, was man empfindet, dass kann man im Gegensatz zum Verhalten nicht steuern. Wenn man sich schlecht fühlt - egal, ob es dafür einen Anlass gibt oder nicht - ist die Möglichkeit, das zu steuern, begrenzt.
Und daher denke ich, dass auch sehr intelligente Menschen durchaus depressiv werden können, manchmal ist das ja auch angeboren, aber alles, was mit Verhaltenskontrolle zusammenhängt, das können Intelligente schon besser als andere.
"Intilligente" Menschen neigen viel eher zu Suchtkrankheiten und Depressionen, da sie sich viel häufiger und mehr mit ihren und den weltlichen Problemen auseinandersetzen. Dumme Menschen haben auf Grund ihrer Eingeschränkten mentalen Fähigkeiten eine viel grössere Produktion an Endorphinen und sind dadurch statistisch Glücklicher.
Diese Aussage, dass grade intilligente Menschen zu schlau sind zum traurig sei, ist völlig hirnrissig. Das zeigt auch, dass diese Frau wohl auch eine schlechte Menschenkenntnis hat, denn Depressionen zu haben, ist ein unglaublich schlimmer Zustand und niemand, der einen depressiven Menschen in einer depressiven Phase erlebt hat, würde so etwas behaupten.
Ehrlich gesagt macht mich diese Aussage richtig wütend und fassungslos. Ich gehöre nämlich im Allgemeinen zu den eher intilligenteren Menschen und habe starke Depressionen. Zum einem wird das durch meine Gene begünstigt und zum anderen durch meine turbulente, chaotische und völlig rücksichtslose Familie hervorgerufen. Doch macht mich das nicht dümmer.
Der Alkoholmissbrauch wegen einer Depression ist einfach ein ungesunder Weg, seine Probleme für eine Zeit einfach zu vergessen. Und generell als Depressionsgeplagter ist man auch der Meinung, dass man diesen Schaden durch den Alkohol oder durch Ritzen oder was es sonst so gibt, verdient.
Ich konnte mich glücklicherweise von solchen Eskapaden erfolgreich wehren, aber das auch nur, weil ich wusste, dass mein Freund immer für mich da ist und es ihm das Herz brechen würde, wenn ich mich so verschandelt hätte. Doch viele stehen mit dieser Krankheit alleine da und haben niemanden, der für sie da ist. In ihren Augen bleibt kein andere Weg als ihren seelischen Schmerz mit körperlichen Misshandlung zu betäuben.
Nur weil jemand beispielsweise Anwalt ist, muss das ja nicht heißen, dass der wahnsinnig intelligent ist. Jura kann im Prinzip jeder studieren und auch dass man aus einer guten Schicht stammt, heißt nicht, dass man da automatisch hochbegabt sein muss.
Ich wage mal zu behaupten dass die meisten Leute die ein Studium hinter sich haben einen gewissen Mindest-IQ besitzen. Ich kenne niemanden der studiert hat und den ich wirklich als Dumm bezeichnen würde. Schließlich braucht es für ein Studium eine gewisse Ausdauer und auch Verständnis und jemand den ich als Dumm klassifizieren würde hat zumindest letzteres im Regelfall nicht.
Natürlich gibt es Einzelfälle, die irgendwie so durch das Studium gekommen sind. Aber der Regelfall dürfte grade bei einem Anwalt der zwei Staatsexamen hinter sich hat anders aussehen.
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