Wie detailreich erzählt ihr von eurem Alltag?

vom 10.03.2015, 00:44 Uhr

Mir ist aufgefallen, dass mein Freund und ich unseren Alltag immer sehr unterschiedlich wiedergeben. Wenn wir uns Abends sehen oder nur telefonieren, dann redet die meiste Zeit über mein Freund und dieser hat meist schon sehr viel zu erzählen. Er erzählt meist alles in chronologischer Reihenfolge. Hat sich beispielsweise etwas in der Nacht ereignet (laute Nachbarn, er konnte nicht schlafen usw.) dann erzählt er das. Es geht dann damit weiter, dass er nur noch wenig Zeit hatte sein Hemd zu bügeln oder so.

Anschließend wird dann von Auffälligkeiten bei dem Weg zur Arbeit berichtet (Bus kam zu spät, schlechtes Wetter usw.). Sehr viel Zeit braucht mein Freund um über seinen Alltag bei der Arbeit zu erzählen. Er erzählt dann ausführlich wer heute in der Kanzlei war und wer nicht, wer sich über wen geärgert hat und wer mal wieder seine Tageslichtlampe brauchte. Es wird darüber berichtet wer in welches Büro gehen musste (die Kanzlei ist derweil im Umbau), wer sich wann mit der lauten Kaffeemaschine Kaffee gemacht hat und wer frische Blumen oder Gebäck gebracht hat.

Dann erzählt er ebenso ausführlich über Mandantengespräche und Gerichtstermine, dabei berücksichtigt er sowohl die menschliche (welcher Mandant sah wie aus) als auch die juristische Ebene (viele fachspezifische Zusatzinfos, die ich nicht verstehe). Es wird ebenfalls erzählt wer in der Kanzlei welchen Witz gemacht hat und analysiert was es zum Mittagessen gab, ob der Preis gerechtfertigt war, wer dabei war und wie oft man jeweils italienisch, chinesisch oder sonstwie essen geht.

Seine Erzählung endet mit der Heimfahrt und dem, was er nach seiner Ankunft zu Hause gemacht oder gegessen hat. Ich höre mir das immer sehr geduldig an und wenn ich dann selbst mal zu Wort kommen darf, fasse ich meinen Tagesablauf nicht selten einfach in einem Satz zusammen. Ich hätte sicherlich mehr darüber erzählen können, aber die meisten Details sind mir einfach total unwichtig.

Wenn ich morgens eine riesige Spinne im Bad erschlagen habe, danach bei Sturm und Regen zur Uni gefahren bin, dort alte Freunde wieder getroffen habe und danach zum Marokkaner essen gegangen bin, erzähle ich meistens nur, dass ich in der Uni war und dieses oder jenes Experiment behandelt habe. Manchmal erzähle ich auch etwas, was ich in einer Doku oder in einem Buch gelesen oder gesehen habe.

In dieser Hinsicht unterscheiden wir beide uns sehr, aber möglicherweise ist das auch typisch für einen Geisteswissenschaftler und einer Naturwissenschaftlerin. Wie ist das bei euch zu Hause? Erzählt ihr euch dann auch gegenseitig, wie der Alltag gewesen ist? Wie sehr geht ihr dabei ins Detail und was lasst ihr lieber aus?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich bin in Gesprächen auch nicht so wirklich der Redner, und freue mich daher meist auch, wenn mein Gegenüber da anders drauf ist. :D Es kommt aber, ehrlich gesagt auch sehr auf meinen Gesprächspartner an und auch darauf, ob an diesem Tag etwas gewesen ist was ich für wirklich wichtig erachte.

So kann es beispielsweise sein, dass der Tag durchaus Dinge zu bieten hatte, die Gesprächsstoff ergeben würden, ich mir aber trotzdem nicht "die Mühe mache", beziehungsweise mein Gegenüber einer ellenlangen Erzählung von etwas aussetze was er möglicherweise gar nicht so interessant findet.

Mir fällt nur immer wieder auf, dass die Menschen in diesem Punkt sehr verschieden sind. Manche erzählen ihren ganzen Tag im Detail und andere wiederum behalten so einiges lieber für sich, obwohl es vielleicht auch sehr interessant gewesen wäre. Ich zähle da selber wohl eher zur zweiten Art.

» bellevine » Beiträge: 579 » Talkpoints: 5,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich kenne eine Frau, bei der man nach solchen Erzählungen weiß wie jeder Grashalm auf dem Weg gestanden hat. Eine Erzählung, die 5 Minuten dauern würde, dauert bei ihr locker mal eine Stunde, so etwas finde ich schlimm und auch sehr nervig. Deswegen erzähle ich auch nur das Wichtigste von meinem Tag und eben Dinge, die mich bewegt haben, mein Partner macht das auch so. So weiß man was wichtig war und muss nicht stundenlang irgendeinen uninteressanten Kram hören.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Bei meinem Partner und mir kommt es darauf an, wie lange wir uns nicht gesehen haben. Wenn wir uns erst nach kurzer Zeit wiedersehen, erzählen wir auch eher detailreich über unseren Alltag. Es ist aber auch schon einmal vorgekommen, dass wir uns einige Wochen nicht gesprochen haben. Danach haben wir dem anderen dann eher die Höhepunkte dieser Zeit genannt.

Seitdem wir zusammen wohnen, sehen wir uns natürlich auch öfter als früher, als wir noch nicht zusammen gewohnt haben. An Wochentagen ist es oft so, dass wir uns dann nur morgens kurz sehen, er danach zu seiner Arbeitsstelle fährt und ich mich auf den Weg zur Uni mache oder eben wenn ich Semesterferien habe Zuhause lerne. Danach sehen wir uns erst wieder, wenn er von der Arbeit zurück kommt, was meistens erst am Abend der Fall ist.

Es kommt dann auch darauf an, wie wir beide drauf sind. Wenn wir müde sind und wenig Gesprächsbedarf haben, schauen wir vor dem Schlafen gehen noch ein bisschen fern und dann ist der Tag auch schon vorbei. Aber für gewöhnlich holen wir das dann am Wochenende nach und reden da über alles Mögliche, was in der Woche vorgefallen ist.

» Lapricia » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 11.03.2015, 00:17, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


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