Was sind die schlimmsten Fehler bei der Hundeerziehung?
Mein Bruder will sich und der Familie einen Hund kaufen. Er hat zwar ein wenig Ahnung, was Hundeerziehung betrifft und die Familie wird auch mit dem Hund in eine Hundeschule gehen, aber dennoch kann man ja viele Fehler machen. Beispielsweise habe ich gehört, dass man auf keinen Fall den Hund streicheln soll, wenn er Angst hat, weil man die Angst dann verstärkt.
Sicher gibt es viele Fehler die man machen kann. Welche Fehler sind die schlimmsten Fehler in der Hundeerziehung? Habt ihr in der Hundeerziehung auch schon Fehler gemacht? Konntet ihr sie denn auch wieder irgendwie ausbügeln? Ging das dann auf Kosten des Hundes?
Mal abgesehen von den offensichtlichen Fehlern wie Schlagen, Futterentzug, unangemessen Strafen wie stundenlanges Einsperren und dergleichen, halte ich Inkonsequenz für den größten Fehler. Ich kenne einen Hund, der als junger Hund in einer Hundeschule war und da angeblich alles konnte und wunderbar gehört hat. Aber jetzt, ein, zwei Jahre später, hört der Hund kein bisschen.
Das Problem liegt daran, dass Vater, Mutter und die Tochter die Regeln und Befehle, die der Hund in der Hundeschule gelernt hat, gar nicht umsetzen. Jeder hat seine eigene Art, dem Hund zu sagen, was er tun soll. Oft in langen, immer wieder veränderten Sätzen anstatt mit einem eindeutigen Befehl. Und eher in flehendem statt befehlendem Ton. So kann der Hund ja gar nicht wissen, was er tun soll. Er versteht eben kein Deutsch, sondern lernt nur den Klang bestimmter Befehle herauszuhören.
Also es darf für jede Tätigkeit, die der Hund ausüben soll, nur ein Wort geben. Es heißt eben "Platz" und nicht "Leg dich doch hin. Sitz. Platz. Auf den Boden. Ach, leg dich doch bitte hin.". Sondern immer wieder "Platz. Platz. Platz." Und wenn er sich bei "Platz" nich hinlegt, muss man darauf bestehen und darf nicht die Lust verlieren und einfach darauf verzichten. Auch wenn es dann gar nicht mehr nötig ist, dass er Platz macht, muss er es trotzdem kurz tun. Sonst verlernt er den Befehl einfach wieder.
Ebenso darf man beim Füttern vom Tisch beispielsweise keine einzige Ausnahme machen. Wenn man nicht will, dass der Hund ständig bettelt, darf man ihm niemals etwas beim Abendessen zustecken. Wenn er einmal Erfolg damit hatte, wird er es wieder versuchen. Bei solchen Dingen braucht man vor allem die Kinder auf seiner Seite. Die ganze Familie muss sich an solche Regeln halten.
Mit Konsequenz tut man nicht nur sich selber einen Gefallen, da der Hund dadurch viel besser hört und einfacher zu handhaben ist. Man tut auch dem Hund einen Gefallen, der so genau weiß, was von ihm verlangt wird und niemals verunsichert ist. So muss man ihn nicht anmotzen und ihm Angst machen. Dadurch ist er glücklicher und ausgeglichener.
Meine Großmutter gibt ihrem Hund ständig Leckerlis, was natürlich auch Folgen für den Hund hat. Der Hund ist zwar Normalgewicht und er ist gesund, allerdings hat er ein komisches Verhalten dadurch entwickelt, denn meine Großmutter meckert den Hund an, aber anschließend bekommt er fünf Minuten später ein Leckerli.
Um ehrlich zu sein macht der Hund mittlerweile eigentlich nur noch dass, was er selbst gerne machen möchte, weil er es eben kann. Manchmal beschwert sich meine Großmutter über ihren Hund, aber sie liebt ihn wirklich sehr. Meine Mutter hat schon öfters mit meiner Großmutter darüber geredet, dass sie dem Hund nicht ständig ein Leckerli geben soll, da er es eben als Belohnung ansieht.
Ich denke, dass der größte Fehler in der Hundeerziehung das falsche Loben ist. Wenn man dem Hund das Signal gibt, dass es gut war, aber man das Verhalten als nicht gut empfindet. Beispielsweise eben auch das streicheln in der Situation, wenn der Hund Angst hat, das heißt für den Hund, dass Herrchen oder Frauchen auch Angst hat. Man muss dem Hund zudem klar machen, dass man alles im Griff hat und darf beispielsweise auch nicht Sachen dulden, die der Hund macht um sich in der Rangordnung nach oben zu kämpfen, das darf man auf keinen Fall unterstützen.
Ich würde erstmal von diesem Schubladendenken wegkommen. Auch Hunde haben ihr eigenes Wesen und nicht alle reagieren gleich. Wenn einer meiner Hunde Angst bekommt und bei mir Schutz sucht, schicke ich ihn nicht wie von vielen empfohlen weg sondern gebe ihnen diese Sicherheit. Bei meiner ältesten Hündin weiß ich auch, dass es ihr nicht schadet, wenn ich sie beruhige. Wenn sie Angst bekommt und zu mir kommt, weiß ich, dass ein kurzes Streicheln an der Seite und ein "Alles ok", sie sofort beruhigt. Dann legt sie sich hin und alles ist gut. Oder wenn sie einen ihrer Anfälle hat, hilft es ihr sie vorne an der Brust zu kraulen und sie entspannt sich wieder. Bei ihr verstärkt es nicht die Panik sondern bringt sie ganz schnell wieder runter.
Als einen der größten Fehler sehe ich auch inkonsequentes Verhalten. Es gibt Hunde, die testen ihre Grenzen und die Standhaftigkeit ihrer Besitzer bis zum Erbrechen. So einen hartnäckigen Fall habe ich auch hier und gerade da ist es wichtig durchzuhalten. Bei ihr ging es bspw. darum im Bett zu bleiben. Auch wenn man 50Mal aufstehen muss, sollte man da nicht klein beigeben. Hunde sind nicht dumm und lernen schnell, dass sie mit hartnäckigem Verhalten doch ans Ziel kommen. Das Spielchen muss man dann so lange mitmachen, bis der Hund letztendlich aufgibt und sich fügt.
Das mit dem Füttern am Tisch sehe ich auch nicht so eng. Meine Hunde hängen mir deswegen nicht mit der Nase im Teller sondern liegen irgendwo ganz entspannt. Da kommt es dann auch schon mal vor, dass ich sie zu mir rufe, ihnen etwas gebe und sie anschließend wieder vom Tisch weggehen. Würden sie jedoch die ganze Zeit über drängeln und mir das Essen von der Gabel wegstarren, würde ich so ein Verhalten auch nicht weiter unterstützen sondern die Hunde rigoros wegschicken.
Die Sache mit Bett und Couch ist so ein ähnlicher Fall. Oft heißt es, sobald man einen Hund mal erlaubt hat ins Bett oder auf die Couch zu gehen, würden diese dies öfters machen. Völliger Quatsch sofern die Hunde richtig erzogen sind kann man sie durchaus hin und wieder hoch lassen. Nicht wenn sie es wollen sondern ich. Am Tag an dem ich die Bettwäsche wechsel, gibt es auch schon mal eine Kuschelstunde mit Hund im Bett. Und wenn ich mal beim Entspannen auf der Couch Gesellschaft möchte, lege ich eine bestimmte Decke aus und lasse die dann darauf. Bei anderen Gelegenheiten versuchen sie es auch gar nicht. Mein letzter Zugang hat vorher scheinbar mit im Bett geschlafen. Auch solches jahrelang eingefahrenes Verhalten bekommt man ganz schnell wieder weg.
Ganz wichtig ist es auch bei einem erzogenen Hund nicht nachlässig zu werden. Wenn man den Punkt erreicht hat wo man meint, der Hund sei perfekt untergeordnet und hört aufs Wort, darf man nicht schlampig werden sondern sollte unbedingt weiter mit ihm trainieren. Nur weil der Hund mal etwas gelernt und befolgt hat, behält er dieses Verhalten nicht sein Leben lang bei. Aus einem perfekten "Hier", bei dem der Hund sofort angerast kommt, kann ansonsten ein schleichendes "Ich komm ja schon. Nur noch eben hier und da schnüffeln." werden.
Hunde können ziemlich gut unterscheiden, wer da grad versucht mit ihnen zu kommunizieren. Eine Freundin hatte einen Hund, der war grässlich und hatte alle bekannten Unarten, sowie ein paar, die er exklusiv für meine Freundin entwickelt hat. Ich glaube ihr Anblick wie sie „Bleib doch biiiiitte stehen“ brüllend hinter dem davon wetzenden Vieh herhechtete war nach einer Weile in der ganzen Umgebung bekannt.
Da es nun eine wirklich sehr gute Freundin war nahm ich ihr das Monster manchmal ab, da dieser Hund sonst die Bude zerlegte und die Nachbarschaft dahin trieb, sich diskret zu erkundigen wieviel Rattengift man denn in die Wurst stecken muss, um garantierte Erfolge zu erzielen. Jaulend und wild kläffend bot er akustisches Komplettprogramm und wurde auch nach Stunden weder leiser noch heiser.
War der Hund bei mir, gab es kein kläffen wenn im Treppenhaus sich etwas ruckte (nur kurz wenn jemand direkt vor der Tür stand), das weglaufen hielt sich in Grenzen und endete oft nach ein paar Metern, Hund blieb in seinem Körbchen, bzw seiner Decke (je nachdem was grad bei mir war) und versuchte auch nicht den Küchentisch durch drauf springen umzudekorieren.
Das Geheimnis hieß: Mein für einen Hund extrem langweiliges Bad und noch mehr Sturheit, als dieser Hund an den Tag legen konnte. Immer wenn die Bestie in Hundegestalt etwas verbockt hatte ging es für zehn Minuten ab ins Bad und sämtliche Versuche registriert zu werden liefen für eine Weile ins Leere. Verhielt sich der Hund okay, gab es auch Streicheleinheiten und manchmal auch Leckerli. Meine Freundin hingegen widmete ihm ja erst recht viel Aufmerksamkeit wenn er sich schlecht benahm und gab grade dann Leckerli und sagte dazu „Aber das darfst du jetzt nie wieder machen, ja?“.
Anhand gewisser Erfahrungen die sie mit ihren Freunden gemacht hatte, versuchte ich ihr empirisch zu beweisen, das dies nicht mal bei Menschen funktioniert, erst recht bei Hunden, aber so hatten wir den ersten Dr. Jekyll und Mir Hide Hund. Aber da hab ich gemerkt, das Konsequenz echt bei Hunden Wunder wirkt und alles andere eher zu nichts führt. Wichtig ist nur, das man den Hund dabei nicht anfängt zu misshandeln, über das Ziel schießen dann manche ja auch schnell raus.
Der größte Fehler im Umgang mit Hunden ist, nicht richtig auf das Verhalten dass er gerade zeigt, zu reagieren. Will man einen Hund erziehen, muss er immer eine sofortige Rückmeldung bekommen ob das was er gerade tut für ihn gut oder schlecht ist. Die meisten Hunde gehorchen deshalb nicht weil sie gar nicht wissen was man von Ihnen möchte. Das liegt aber nicht an einer evt. Dummheit des Hundes. Man hat es ihm nur nicht verständlich beigebracht.
Macht ein Hund etwas falsch, müssen sofort eine für den Hund unangenehme Folgen kommen. Macht er was richtig,muss sofort eine für ihn angenehme Folge kommen. Er wird sich in der Zukunft dafür entscheiden die Verhaltensweisen zu zeigen die ihm in der Vergangenheit etwas Positives eingebracht haben. Menschen würden ja auch nicht arbeiten wenn es dafür Haue gibt, sondern nur wenn es dafür Geld gibt. Hunde sind da auch nicht anders.
Man soll Hunde nicht unnötig strafen! Unangenehm für den Hund kann es z.B. schon sein dass er nicht an den Baum kann den er so gerne anpinkeln würde.Unangenehm kann es schon sein wenn man ein Spiel abbricht. Oder wenn man ihn komplett ignoriert. Sowas reicht meistens schon. Ein angenehme Folge muss nicht immer Futter sein, ein liebes Wort mit einem kleinen Streicheln, ein tolles Spiel, ableinen und Freiheit gewähren, ein begehrtes Spielzeug geben ist für den Hund ungefähr so wie das Geld was wir für unsere Arbeit bekommen. Deshalb arbeiten wir.
NIEMALS schimpfen wenn er etwas richtig macht! Also: Nicht nachtragend sein, auch wenn er eine Minute vorher Mist gemacht hat. Sobald er sich wieder richtig verhält SOFORT belohnen. Den Hund immer beobachten und sich selbst die Frage stellen: Bin ich mit seinem Verhalten in diesem Moment zufrieden? Wenn ja, sofort etwas machen das dem Hund angenehm ist.
AndieArbeit hat geschrieben:Macht ein Hund etwas falsch, müssen sofort eine für den Hund unangenehme Folgen kommen. Macht er was richtig,muss sofort eine für ihn angenehme Folge kommen. Er wird sich in der Zukunft dafür entscheiden die Verhaltensweisen zu zeigen die ihm in der Vergangenheit etwas Positives eingebracht haben. Menschen würden ja auch nicht arbeiten wenn es dafür Haue gibt, sondern nur wenn es dafür Geld gibt. Hunde sind da auch nicht anders.
Warum sollte für den Hund, der etwas nicht richtig macht, sofort eine negative Folge kommen müssen? Auf diesem Weg stelle ich mich als Halter doch selbst völlig ins Abseits. Das mag ja klappen, wenn ich den Hund, am besten an der Leine, in meiner direkten Umgebung habe.
Aber spätestens wenn der Hund außerhalb meiner Reichweite ist, dann kann ich wohl kaum negative Folgen auslösen. Mit dem Erfolg dass der Hund das auch ganz schnell weiß und kaum noch kontrollierbar bleibt. Kommt dann der nicht seltene Fall, dass ich nichts negatives oder nichts ausreichend stark negatives auslösen kann und dass unerwünschte Verhalten selbstbelohnend ist, stehe ich da mit meinem kurzen Hemd und schaue meinem Hund hinterher.
Ich denke, dass man gar nicht direkt sagen kann, was die schlimmsten Fehler in der Hundeerziehung sind. Man kann vieles falsch machen, wenn man eben absolut keine Ahnung hat. Daher finde ich es schon gut und wichtig, dass man sich eine gute Hundeschule zur Hilfe sucht. Ganz ganz wichtig ist es auch, dass man schaut, was für ein Hund es eben sein soll. Er muss zu den Lebensumständen passen. Man kann sich schlecht einen Husky anschaffen, wenn man in einer kleiner Stadtwohnung lebt und die meiste Zeit des Tages arbeiten ist und den Hund nicht auslasten kann.
Für mich ist auch Vermenschlichung ein großes Thema. Meine Hunde dürfen viel, aber es gibt immer noch Regeln. Und Regeln sind ganz wichtig für Hunde. Manche Hunde verzeihen da auch schon mal einen Fehler, aber andere merken es sich gleich und man hat dann schon wieder Arbeit, die Regel neu durchzusetzen. Man kann echt vieles falsch machen. Aber ich denke, so lange man sich dessen bewusst ist und man sich Hilfe an sie Seite stellt und eben Geduld und liebevolle Konsequenz walten lässt, ist man auf einem guten Weg. Gewalt hat gar nichts in der Hundeerziehung nichts zu suchen und man sollte auch immer die Erziehungsmethoden in diversen Fachbüchern oder auch Hundeschulen in Frage stellen, wenn einem da etwas komisch vorkommt.
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