Übergewicht - darf man sich damit noch wohl fühlen?

In unserer Gesellschaft wird das Übergewicht mehr als je zuvor verteufelt. Übergewicht zu haben ist nicht in Ordnung, dabei handelt es sich nicht nur um starkes Übergewicht, sondern auch schon um leichtes Über- und Normalgewicht, dass noch keine gesundheitlichen Nebenwirkungen bewirkt, sondern sich meistens eher positiv auswirkt. Es gibt genug Studien dazu, dass leicht übergewichtige Menschen oft sehr gesund sind und keineswegs krank, da sie beispielsweise kein viszerales Fett haben. Sie reagieren sogar besser auf Stress und überstehen Krankheiten und Operationen besser. Die Sterberate ist bei Normalgewichtigen in diesen Dingen größer.

Im Umkehrschluss können aber Normalgewichtige krank sein, wenn sie ''innen'' dick sind und eine Veranlagung dazu haben viszerales Fett anzusammeln. Aber das interessiert die Gesellschaft wenig, heute wird Übergewicht verteufelt und man hat sich damit nicht wohl zu fühlen. Automatisch geht jeder davon aus, dass jemand der etwas mehr auf den Rippen hat, das Gegenteil anstrebt und Diäten macht oder sich zumindest unwohl fühlt. Hat man dann abgenommen obwohl man es gar nicht wollte, wird dies von der Gesellschaft belohnt, wie ich in diesem Thread bereits thematisiert habe: Komplimente zum Gewichtsverlust ablehnen?.

Nicht jeder Mensch kann damit gut umgehen und in meinem Umfeld hat sich vor kurzem auch etwas ereignet, dass fast zu einem Selbstmord geworden wäre. Die Person wurde depressiv, weil ihr Übergewicht von der Gesellschaft nicht akzeptiert wird. Viele Menschen verlieren ihr Selbstwertgefühl erst durch Dinge wie direktes Mobbing, für viele sensible Gemüter reicht aber das Leben in unserer Gesellschaft um sich direkt angesprochen zu fühlen und so das Selbstbewusstsein zu verlieren. Medien und Co. vermitteln uns einfach den Eindruck, dass es nicht erstrebenswert und nicht normal ist, Übergewicht zu haben.

Tatsächlich haben aber nicht alle Menschen Interesse daran abzunehmen. Viele haben schon einmal in ihrem Leben abgenommen und waren eine Zeit lang schlank, wie beispielsweise einer meiner Tanten. Danach hat sie wieder zu genommen und hatte keine Motivation wieder abzunehmen. Der Grund hierfür war nicht der Jojoeffekt, sie sagte uns, dass sie sich dünn auch nicht wohler fühlen oder glücklicher wäre, als moppelig. Tatsächlich fände sie es sogar besser moppelig zu sein, denn so kann sie das Leben genießen, muss sich nicht dauernd im Verzicht üben und ihr ganzes Leben ist nicht danach ausgerichtet, ob sie ein Gramm zugenommen hat oder nicht.

Aber viele Menschen machen eher die gegenteilige Erfahrung, sie sehen sich gezwungen abzunehmen und das Gewicht zu halten, weil nur das von der Gesellschaft akzeptiert und belohnt wird. Keiner findet es gut, wenn ein übergewichtiger Mensch behauptet sich wohl zu fühlen. Es geht sogar so weit, dass diesen Menschen Faulheit unterstellt wird und man behauptet, sie würden lügen, damit sie nicht abnehmen müssen. Bei Markus Lanz habe ich vor kurzem auch eine Gesprächsrunde zu diesem Thema gesehen und hier war es auch so, dass sich Leute über Mobbing ausgesprochen haben und der Grund hierfür oftmals Übergewicht gewesen ist.

Wie ist es in eurem Umfeld? Gehört ihr selbst auch zu den Menschen, die penibel darauf achten und einen Großteil ihrer Lebensenergie darin investieren dünn zu sein, obwohl sie vielleicht gar keine Veranlagung dazu haben und sich dafür richtig anstrengen müssen? Findet ihr so ein Leben noch schön? Empört ihr euch auch darüber, dass Übergewichtige behaupten sich wohl zu fühlen? Ist das eure ehrliche Meinung oder vielleicht nur der Neid über die Tatsache, dass diese Personen sich nicht an gesellschaftlichen Normen stören? Wie bedenklich findet ihr diese Entwicklung?

Mich stört es nicht weiter, wenn ein Mensch dick ist. Mein Onkel beispielsweise ist auch ein recht dicker Mensch und dennoch total glücklich und vor allem auch ein sehr witziger Mensch. Ich empfinde es so, wenn man selber mit sich glücklich ist, ist das auch für mich in Ordnung. Warum sollte mich etwas stören, wenn die Person sich nicht selber daran stört?

Man darf sich auch damit wohl fühlen. Natürlich scheint die Gesellschaft schlanke Menschen zu wollen, aber das muss man doch immer selber entscheiden, wie man aussehen möchte. Schlimm finde ich es aber dann, wenn man dadurch Krankheiten bekommt und nichts ändert, weil man ja durchaus was machen kann. Normales Übergewicht finde ich aber auch absolut in Ordnung, nur wenn es dann ans Leben geht, finde ich es schlimm.

Meiner Meinung nach darf man sich auch wenn man Übergewicht hat noch wohlfühlen, solange das Ganze in einem gewissen Rahmen bleibt und die eigene Lebensqualität nicht zu sehr einschränkt. Beispielsweise hat ein Bekannter von mir Probleme eine Arbeit zu finden, weil er wegen seines Übergewichts darauf angewiesen ist im Sitzen zu arbeiten.

Weiterhin sollte man versuchen Krankheiten, die durch Übergewicht begünstigt werden zu vermeiden und sich hin und wieder vom Arzt überprüfen lassen. Wenn dies jedoch beachtet wird, sehe ich damit kein Problem und letztlich muss jeder selbst wissen bei welchem Körpergewicht man sich noch wohl fühlen kann.

Aus welchem Grund sollte ich überhaupt dazu qualifiziert sein zu wissen, ob sich jemand anders in seinem eigenen Körper wohl fühlt oder nicht? Und aus welchem Grund sollte ich denn das Recht haben zu bestimmen, wer sich wohl fühlen darf und wer nicht?

Die Mehrheit der Deutschen ist übergewichtig, das heißt, dass ich als schlanke Frau nicht mal der Norm entspreche, denn das, was normal ist, wird ja von der Mehrheit bestimmt. Die Tatsache, dass ein schlanker Körper trotzdem als Normalität gilt, hat also mit der gesellschaftlichen Realität überhaupt nichts zu tun, aber wahrscheinlich sehr viel mit einer Industrie, die damit verdammt viel Geld macht.

Mich persönlich stört es überhaupt nicht, wenn ein Mensch zu dick ist. Denn es ist das Leben des Betroffenen und nicht meins. Ich habe da keinerlei Handhabe, um zu sagen, dass es mir nicht passt. Denn nicht ich muss mich den alltäglichen Blicken aussetzen, sondern der Gegenüber. Darüber hinaus muss sich jeder auf seine Weise wohlfühlen und ich denke, dass es sicherlich nicht jedem dicken Menschen ähnlich ergeht, aber jeder fühlt anders.

Man darf auch nicht vergessen, auch wenn viele es gerne als Ausrede sehen, dass auch Krankheiten dafür verantwortlich sein können. Bei dicken Menschen wird gerne behauptet, dass sie den ganzen Tag nur fressen würden und ich sag bewusst "fressen". Denn genau das denken die meisten Menschen in ihrem Hinterstübchen und das finde ich richtig gemein!

Ich kenne dickere Menschen, die sind gelenkiger als manch dünner Spargeltarzan, können sich super bewegen und sehen auch trotz ihrer Fülle supergut aus. Es gibt immer solche und solche. Natürlich gibt es auch die, die nur faul sind und essen. Doch es gibt eben auch viele Krankheiten, wie übermäßiges Essverhalten, Depressionen oder Stress, die manch einem Dicken zum Verhängnis wurden.

Deswegen darf es somit auch ruhig sein, dass es Dicke gibt, die sich in ihrer Haut wohlfühlen. Denn davon gibt es auch zahlreiche Beispiele. Die Gainer als Beispiel in den USA fressen sich bewusst mehr an, finden sich meist alle toll und werden von den Männern vergöttert. Sie verdienen zudem sehr, sehr gutes Geld damit. Dies grenzt jedoch teilweise an einem schleichenden Selbstmord und ist mit einem normalen Verstand wohl kaum zu vergleichen.

Während viele afrikanische Völker dicke Frauen als Wohlstandsdame bezeichnen und besonders auf sie fixiert sind. Das merkt man auch in Deutschland. Denn ich muss sagen, dass ich meist dunkelhäutige Menschen mit einer dickeren Frau sehe. Wieso sollte sich Frau also unwohl finden, wenn sie aber einen dünnen Partner bekommt, der auch noch gut aussieht und ihr alles bietet? Das Gewicht ist ja hier zum Beispiel nicht minder dafür mit verantwortlich, dass sie einen Partner hat.

Ich habe Glück und kann essen, was ich möchte, ohne großartig zuzunehmen. Ich empfinde es aber auch als Glück und würde mich nicht wohler fühlen, wenn ich mehr wiegen würde. Aber ich finde auch, dass man schon jedem selber zugestehen muss, wie derjenige sich eben wohlfühlt. Wenn mir dann ein übergewichtiger Mensch erzählt, dass er sich trotz oder gerade wegen des Übergewichts wohlfühlt, dann würde ich demjenigen doch keine Lüge unterstellen.

Schwierig wird es für mich nur dann, wenn Krankheiten hinzu kommen, die auch durch das Übergewicht entstanden sind und wenn dann nichts dagegen unternommen wird. Wenn mir eine stark übergewichtige Person erzählt, dass sie das Gewicht so toll findet, aber gleichzeitig über die kaputten Knie jammert, dann muss ich sagen, dass ich es dann nicht mehr verstehen kann.

Natürlich darf man sich auch mit starkem Übergewicht noch wohl fühlen, wie sagt man so schön: jedem das seine. Es ist nur die Frage ob sich diese Menschen tatsächlich wohl fühlen oder ob Sie sich einfach nur mit der Situation abgefunden haben. Ich selbst habe, rein von der Optik her, nichts gegen Dicke Leute. Jeder darf aussehen wie er will, allerdings ist es einfach nicht gesund.

Deshalb kann ich es nicht nachvollziehen wie es sein kann das Menschen 150 kg und mehr wiegen. Mit jedem Kilo das man zu viel drauf hat erhöht sich das Risiko an Krankheiten zu erkranken, und das an unzähligen. Und damit will ich nicht sagen das jeder der Dick ist krank, aber er kann meistens nicht so agieren wie ein schlanker Mensch. Ich weiß das es sicher nicht leicht ist abzunehmen, aber man muss es zumindest versuchen. Oder schon beim zunehmen irgendwann einen Punkt erreichen bei dem man sich selbst sagt das jetzt Schluss ist, und man was dagegen tun muss.

Wie gesagt, mir geht es da wirklich nicht um die Optik, sondern um die Gesundheit. Kein schlankes Aussehen soll populär sein sondern ein gesundes!