Buchverfilmungen - wieviel Freiheit?
Ende letzten Jahres kam ja der letzte Teil der Hobbit-Trilogie in die Kinos. Als treuer Tolkien und Herr der Ringe Fan war ich ihn dann natürlich auch gleich am ersten Tag anschauen, obwohl ich von den beiden vorhergehenden Hobbitfilmen schon nicht so begeistert war.
Meine Befürchtungen haben sich leider insgesamt bestätigt: Die Filmreihe ist extrem unterhaltsam und toll anzusehen, hat aber mit dem Hobbit, wie ich ihn im Buch erlebt habe, so gut wie nichts mehr zu tun. Komplette Handlungsstränge sind frei dazu erfunden, ja sogar Charaktere! Die Elbin Tauriel taucht bei Tolkien nirgends auf und Peter Jackson (der Regisseur) hat selbst zugegeben, dass er sie nur eingebaut hat, um Mädchen eine Identifikationsfigur im Film zu geben. Auch die Handlung aus dem Hobbit ist streckenweise stark verändert oder angepasst.
Ich persönlich fand das enorm schade: "Der Hobbit" ist ein ganz phantastisches Buch mit vielen spannenden, witzigen, schönen Elementen. Meiner Ansicht nach hätte man die Geschichte nicht unnötig in die Länge ziehen müssen, sondern hätte einfach einen schönen, vielleicht 2,5 Stunden langen Film drehen müssen.
Was denkt ihr darüber? Ich frage das jetzt generell, nicht nur in Bezug auf den Hobbit (nur fiel es mir bei diesen Filmen so extrem auf): Meint ihr, dass Buchverfilmungen sich stark am Buch orientieren und die Handlung 1:1 übernehmen müssen? Oder meint ihr, Regisseure und Drehbuchschreiber dürfen sich ruhig ein paar Freiheiten nehmen und die Story nach ihren Vorstellungen anpassen?
Ich bin nicht hundertprozentig strikt, natürlich darf man mal Dinge fürs Kino und fürs Publikum aufbereiten und leicht verändern. Aber bei vielen Buchverfilmungen habe ich das Gefühl, dass sie wirklich nur noch sehr lose auf den ursprünglichen Geschichten basieren und mir gefällt diese Tendenz überhaupt nicht.
Wie seht ihr das?
Der Witz ist doch, dass ein Medium wie Film einfach ganz andere Möglichkeiten als das Medium Buch hergeben. Man kann nicht jeden Handlungsstrang übernehmen und gerade Der Hobbit ist ein wirklicher Spezialfall, denn es handelt sich hierbei um ein Kinderbuch mit eindeutig leichtem Tobak. Irgendwie musste die Story und allgemein die Machart mehr an Die Herr der Ringe angepasst werden. (Den dritten Film fand ich persönlich aber auch mehr als unnötig.)
Manchmal finde ich es schade, wenn Szenen rausgeschnitten oder abgeändert werden, andererseits kann ich es aber auch nachvollziehen, weil man versuchen muss die Essenz des Buches mit anderen Mitteln darzustellen.
Beim Hobbit stand Peter Jackson allerdings auch vor einigen großen Problemen. Mit seiner Herr der Ringe-Trilogie hat er eine Verfilmung auf die Leinwand gebracht, die ihresgleichen sucht. Sicherlich findet man auch hier sehr große Änderungen oder fehlende Handlungsstücke wie beispielsweise den Beginn der Reise mit Tom Bombadil, aber der allgemeine Tenor ordnet die drei Filme als "monumentales Meisterwerk" (wäre nicht meine Meinung, aber das würde hier den Rahmen sprengen ).
Nun ist der Herr der Ringe aber bereits als Buch eher an ein ältere Zielgruppe ausgerichtet, als Der kleine Hobbit. Und dies bedachte Peter Jackson ja auch bei der Verfilmung von Herr der Ringe. Der kleine Hobbit ist ein Kinderbuch und inhaltlich viel lockerer ausgerichtet. Dann steht man als Regisseur nun vor der Aufgabe sowohl der Vorlage gerecht zu werden, als auch die Fans der ersten Trilogie zufrieden zu stellen und dem Stil der Filme gerecht zu werden. Oder einfach die Hobbit-Verfilmung komplett für sich alleine stehen lassen.
Jackson hatte sich nun dafür entschieden, dass die Hobbit-Filme als ein Prequel zum Herr der Ringe funktionieren soll. Daher wurden dann Handlungsstränge herausgestrichen und andere hineingebracht (vor allem Legolas wurde als Fanservice betrachtet). Und der Stil musste sicher natürlich auch an den anderen Filmen orientieren. Weil er aber auch der Vorlage gerecht werden wollte, kamen dann Szenen wie "Blunt the knives" oder die etwas übertriebene Darstellung mancher Gags zustande.
Zum eigentlichen Thema: Ich denke, Buchverfilmungen sollten sich schon recht viel erlauben dürfen. Letztlich bringt ein Film nur visuellen Mehrwert, wenn man sich beim Dreh sklavisch an die Vorlage gehalten hat. Dies ist sicherlich auch bemerkenswert, wenn man die Optik eines Comics (wie bei Watchmen) auf die Art lupenrein transportieren kann oder die Fantasiewelt, die man vorher nur in seinem Kopfkino vor sich sah, nun auf der Leinwand erblickt.
Aber letztlich wünsche ich mir persönlich, dass man auch die Interpretationen der handelnden Kreativen wiedererkennt. So verlieh Noomi Rapace der Lisbeth Salander in der Millenium-Trilogie das gewisse Etwas (gerade im Vergleich mit Rooney Mara in der US-Verfilmung) und ohne das tolle Ensemble aus Regie und Schauspielern bei The Green Mile wäre der Film wahrscheinlich nicht so stark geworden.
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